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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Tiffany; Tilgner; Tilton; Timbal; Tissot

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Tiffany - Tissot.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Thumann'

bis 1863 war er in Leipzig als Illustrator und Zeichner für den Holzschnitt thätig; von 1863 an bildete er sich unter Pauwels in Weimar weiter aus, wo er nach einer Reise in Italien, England und Frankreich 1866 eine Professur an der Kunstschule erhielt. 1872 vertauschte er sie mit einer solchen in Dresden und ebenso 1875 in Berlin. Gewöhnlich wählt er seine Stoffe aus dem Volks- und Familienleben, das er mit viel Gemüt und psychologischer Feinheit behandelt, z. B. der Abschied der Braut (1868). Als Illustrator von Dichterwerken weiß er in treffender Weise den Ton und Charakter der Dichtungen wiederzugeben, z. B.: Voß' »Luise«, Shakespeares »Sommernachtstraum« und Tennysons »Enoch Arden«; ebenso neun Zeichnungen zu Chamissos »Frauenliebe und -Leben« und »Lebenslieder und Bilder« nach demselben. Den schon früher gemalten Bildern aus Luthers Leben (seine Trauung und Junker Jörg mit den Schweizer Studenten zu Jena) fügte er neuerdings auf der Wartburg vier Scenen aus dem Leben des Reformators hinzu.

Tiffany (spr. tíffänĭ), Louis C., amerikan. Genremaler in Aquarell und in Öl, geb. 1848 zu New York, war dort eine Zeitlang Schüler von George Inneß, bildete sich nachher in Paris unter Léon Bailly, bereiste Frankreich, Spanien und das nördliche Afrika und malte viele Bilder aus dem dortigen Volksleben. Zu den bedeutendsten seiner Ölbilder gehören: des Jägers Mittagsmahl, Straßenscene in Tanger (1872), Markttag daselbst (1873), Töpferware, Straßenscene zu Quimper in der Bretagne u. a., wie mehrere ähnliche in Aquarell, namentlich aus dem nördlichen Afrika und Ägypten. 1870 wurde er Mitglied der Gesellschaft der Aquarellmaler und 1871 Genosse der Nationalakademie in New York.

Tilgner, Victor Oskar, Bildhauer, geb. 1844 zu Preßburg, besuchte die Akademie in Wien und war Schüler von Schönthaler. Sein specielles Fach ist die Porträtbüste, worin er einen scharfen Blick für das Individuelle und Charakteristische der Person und eine brillante ↔ Technik im Arrangement zeigt. Die bekanntesten seiner Büsten sind: Kaiser Franz Joseph, die Maler Führich und Schönn, die Schauspielerin Charlotte Wolter, Friederike Kronau, die Dichter Laube und Bauernfeld u. a. Ausnehmend reich und glänzend war er auf der Ausstellung in Wien 1879 vertreten.

Tilton (spr. tíllt'n), John Rollin, amerikan. Landschaftsmaler, geb. 1833 zu Loudon (New Hampshire), bildete sich als Autodidakt nur durch das Studium der Werke der venetianischen Schule, insbesondere Tizians, und verweilte deshalb meistens in Italien, namentlich in Rom, machte auch Reisen nach Griechenland und Ägypten, wo er die Natur gründlich studierte. Unter seinen als äußerst naturwahr gerühmten Landschaften sind hervorzuheben: der Palast von Theben in Ägypten, Como, venetianische Fischerboote und die Lagunen von Venedig. Die meisten seiner Bilder kamen in englischen Privatbesitz.

Timbal (spr. tängbáll), Louis Charles, franz. Historienmaler, geb. 1821 zu Paris, Schüler von Drolling und Signol und Freund von Hipp. Flandrin (gest. 1864), dessen Fußstapfen er folgt. Seine religiösen Bilder sind von großer Einfachheit der Komposition, streng in der Zeichnung und im Fluß der Gewänder und klar im Kolorit, haben aber oft eine gewisse Manieriertheit. Es sind namentlich: Grablegung Christi, Maria und Magdalena in Golgatha (1848), Christus am Ölberg (1867, im Museum des Luxembourg). Auferweckung der Tochter des Jairus, die Juden in Babylon, Darstellung der Maria im Tempel und verschiedene Wandmalereien (im Stil der Florentiner des 15. Jahrh.) in den Kirchen Ste. Geneviève, St. Sulpice und der Sorbonne (Geschichte der Theologie). Außerdem malte er mehrere reizende Einzelfiguren aus der Renaissancezeit. Er erhielt zahlreiche Medaillen und 1864 das Kreuz der Ehrenlegion.

Tissot (spr. tissóh), James, franz. Genremaler, geboren zu Nantes, wurde in Paris Schüler von Hipp. Flandrin und Lamothe, hielt sich aber nachher lange in England auf. Anfangs (seit 1859) malte er mittelalterliche Scenen, in denen er nach der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 523.