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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tlaxcala; Tlaxcalteca; Tlemsen; Tlepolemos; Tłumacz; Tmesis; To; Toast; Toba; Tobarra; Tobel; Tobelbad; To be or not to be; Toberentz

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Tlaxcala - Toberentz

Tlaxcala (d. h. Land des Brotes, des Überflusses), auch Tlascala. 1) Der kleinste Staat der Republik Mexiko (s. Karte: Mexiko), im W. an den Staat Mexiko, im N. an Hidalgo grenzend, im S., O. und NO. von Puebla umgeben, auf der Hochebene, ist durchschnittlich 2300 m hoch, erreicht in der Sierra Malinche 4110 m, hat auf 3898 qkm (1895) 166 803 E., fast nur Indianer. Diese zeichnen sich durch hohen Wuchs, Lebhaftigkeit und Mut vor andern aus; sie leben auf ihrem fruchtbaren Boden vom Ackerbau und fertigen grobe Woll- und Baumwollzeuge, Gewebe aus Magueyfasern und gute Töpferwaren. Eisenerz ist in Fülle vorhanden. - 2) Hauptstadt des Staates, 37 km nördlich von Puebla, an dem der Südsee zufließenden Rio Atoyac, Station (Sta. Ana) der von der Hauptlinie Mexiko-Veracruz abzweigenden Bahn San Luis-Apizago-Puebla, ist von ihrer ehemaligen Größe sehr herabgesunken und zählt 2874 E. Sie hat außer der Hauptkirche, dem Stadthause, dem alten Bischofspalast das wahrscheinlich älteste Franziskanerkloster Mexikos und in der Umgegend noch einige Reste altmexik. Architektur und Befestigungskunst sowie Eisensteingruben und Hochöfen. T. bildete in der altmexik. Zeit eine mächtige oligarchische Republik und war einer der ersten Staaten, die sich an Cortez anschlossen; dieser gab ihm eine Art Selbständigkeit unter span. Oberherrschaft.

Tlaxcalteca, mexik. Volksstamm, s. Nahua.

Tlemsen, von den Franzosen Tlemcen geschrieben, Hauptstadt des gleichnamigen Arrondissements in der alger. Provinz Oran, 44 km vom Meere, am Ende einer fruchtbaren Ebene, am Flüßchen Tlemsen oder Wadi Bend, an der Bahn nach Oran und Nemours, aus drei Seiten von tiefen Schluchten, außerdem mit Mauern umgeben und durch ein Fort gedeckt, zählt (1896) 21 022, als Gemeinde 34 866 E., darunter 3472 Franzosen und 22 193 Eingeborene, hat 32 Moscheen, eine kath. Kirche, ein prot. Bethaus, eine Synagoge, neues Museum, Kasernen, Achatbrüche, eine Blei- und Kupfermine, Teppich-, Decken- und Wollzeugmanufakturen und bedeutenden Handel, namentlich nach Marokko. Um 1240 stiftete hier Jagmuraßenben-Zijan das mächtige Reich der Zijaniden und machte seinen Hof zum Sammelplatz von Gelehrten und Dichtern. Damals zählte T. an 100 000 E. Seit 1518 begann der Verfall. Die Stadt wurde 1670 vom Dei Hassan zerstört, im Jan. 1836 vom franz. Marschall Clausel erobert. 1842 und 1845 fanden hier Kämpfe mit Abd el-Kader statt.

Tlepolemos, Sohn des Herakles und der Astyoche oder Astydameia, mußte, weil er aus Versehen seinen Oheim Likymnios in Tiryns erschlagen hatte, fliehen und ging mit einer Schar Argiver nach der Insel Rhodus, wo er die Städte Lindos, Ialysos und Kameiros erbaute.

Tłumacz (spr. -matz). 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 872,88 qkm und (1890) 90 552 (45 257 männl., 45295 weibl.) meist ruthen. E. in 59 Gemeinden mit 127 Ortschaften und 59 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke T. und Tyśmienica. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (508,25 qkm, 52 394 E.), an der Linie Stryj-Stanislau-Husiatyn der Österr. Staatsbahnen (Station T.-Palahicze), hat (1890) 4713 E., darunter 2014 Israeliten, 3 Eskadrons des 8. Ulanenregiments "Freiherr von Ramberg"; eine der größten Zuckerfabriken Galiziens und eine Liqueurfabrik.

Tmesis (grch.), die Trennung eines zusammengesetzten Wortes durch etwas Zwischengeschobenes, z. B. im Griechischen (bei Homer) ἐν δ'αντὁς ἐδνσετο (en d'autos edyseto) "er zog aber selbst an" für ἐνεδνσετο δ'αντὁς "enedyseto d'autos).

To, Tomasu, japan. Hohlmaß von 10 Schoo (s. d.) = 18,039 l.

Toast (engl., spr. tohst), eigentlich Bezeichnung für die gerösteten Brotschnitte, welche in England zum Thee gegeben werden, dann besonders für den Trinkspruch auf die Gesundheit jemandes, weil es in England Sitte war, demjenigen, der die Gesundheit ausbringen sollte, das Glas mit einer gerösteten Brotschnitte zu übergeben.

Toba, ein Dialekt der Batak (s. d.).

Tobarra, Stadt und Badeort im Bezirk Hellin der span. Provinz Albacete in Murcia, an einem Zufluß des zum Segura gehenden Mundo und der Eisenbahn Chinchilla-Cartagena, hat (1887) 7646 E.; Schwefelquellen.

Tobel, s. Thal.

Tobelbad (auch Dobelbad, Doblbad), Wildbad und Kurort in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Graz in Steiermark, zur Gemeinde Haseldorf gehörig, in 350 m Höhe, in einem engen Gebirgsthal, das sich in das Kainachthal öffnet, an der Graz-Köflacher Eisenbahn (Station Premstätten-T.), hat (1890) 72 E., zwei Quellen (Ferdinands- und Ludwigsquelle) von 25 bis 28,7° C. mit Gehalt an Kohlensäure und schwefelsauren Salzen, deren Wasser gegen Nervenleiden gebraucht wird, ein Kurhaus und mehrere Badeanstalten. Römerfunde in der Umgebung lassen vermuten, daß das Wildbad schon den Römern bekannt gewesen sei. T., dessen warme Quellen seit mehr als 600 Jahren benutzt werden, gehört zu den ältesten Bädern Österreichs. Der allgemeinen Benutzung wurde es zugänglich durch die steiermärk. Stände in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. T. ist Eigentum des Landes. - Vgl. Schüler, Der landschaftliche Kurort T. (2. Aufl., Wien 1864); Kottowitz, Der landschaftliche Kurort T. und seine Heilquellen (ebd. 1870); Waldhäusl, Der steir. Kurort Dobelbad von einst und jetzt (ebd. 1877).

To be or not to be, that is the question, "Sein oder Nichtsein, das ist (jetzt) die Frage", Citat aus Shakespeares "Hamlet" (3,1).

Toberentz, Robert, Bildhauer, geb. 4. Dez. 1840 zu Berlin, besuchte 1867-69 die Berliner Kunstakademie, studierte dann unter Schilling in Dresden, ging 1872 nach Rom, wo er bis Herbst 1875 blieb. Nach Berlin zurückgekehrt, erhielt er 1870 den Auftrag für einen monumentalen Brunnen in Görlitz und wurde zugleich zum Vorstand eines Meisterateliers für Bildhauer in Breslau berufen. Nachdem T. diese Stelle 1884 wieder aufgegeben und ! 1885-89 in Amerika gelebt hatte, kehrte er über Paris 1890 wieder nach Berlin zurück. 1895 wurde er zum Professor ernannt. Er starb 31. Juli 1895 in Rostock. T. hat sich durch meisterhafte, in Haltung und Ausdruck wahre nackte Figuren ausgezeichnet und auch Verdienste um die Gußtechnik, die er selbst betrieb, ebenso wie um das Punktieren, für welches er eine eigene Maschine erfand. Das von Paul Otto (gest. 1893) hinterlassene Lutherdenkmal für Berlin wurde ihm zur Vollendung übergeben; er beendete die von Otto begonnenen Statuen Luthers und Spalatins und führte die von Jonas, Cruciger, Hütten und Sickingen aus. Die Bronzestatuette Ruhender Hirt