Schnellsuche:

Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Toberentz; Tobler; Tom Dieck; Tondeur

523

Toberentz - Tondeur.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tissot'

Weise des Henri Leys Trachten und Umgebung und die ganze Darstellungsweise aus der Zeit des spätern Mittelalters entlehnt, so daß die Körper oft steif und eckig sind, die tiefen Lokalfarben hart gegeneinander stehen und die Luftperspektive sehr mangelhaft ist. Eins seiner Hauptbilder (1861) aus dem »Faust«, den er öfter behandelt hat, ist im Luxembourg. Später behandelte er häufig Scenen aus dem modernen Leben, die poetisch empfunden und sehr anziehend sind, aber in den Gestalten ohne volle Körperlichkeit, z. B.: ruhende Frauen im Frühling unter blühenden Apfelbäumen, die junge Frau in der Kirche, der letzte Abend, des Kapitäns Tochter, eine interessante Geschichte etc. Man hat auch mehrere treffliche Radierungen von ihm.

Toberentz, Robert, Bildhauer, geb. 9. Dez. 1849 zu Berlin, bildete sich auf der dortigen Akademie, später unter Schilling in Dresden und ging dann nach Rom, wo er allmählich immer mehr eine realistische Richtung in seinen mythologischen Genrefiguren und Gruppen einschlug, z. B.: ein Satyr mit Amor, Perseus verhüllt das Haupt der Medusa, römischer Hirt (Nationalgallerie in Berlin) etc. Auch seine sehr treffend charakterisierten Porträtbüsten werden gerühmt.

Tobler, Victor, Historienmaler, geb. 13. Jan. 1846 zu Trogen (Kanton Appenzell), zeigte früh eine entschiedene Neigung zur Kunst, erhielt in der Heimat den ersten vorbereitenden Unterricht, zog um 1870 nach München, entschied sich für die Historienmalerei, trat in die dortige Akademie und in die Specialschule von Wilh. Lindenschmit. Den durchschlagendsten Erfolg erzielte er mit seinem Bild: Ulrich Zwinglis Disputation zu Zürich. In der Münchener Ausstellung 1879 fand eine Marktscene von ihm große Anerkennung.

Tom Dieck, August Christ. Hermann, Historienmaler, geb. 23. März 1831 zu Oldenburg, besuchte 1847-51 die Akademie in Dresden, trat in das Atelier Adolf Wichmanns (gest. 1866), brachte 1854 bei seiner großen Vorliebe für klassische Musik eine heil. Cäcilie, wurde dann Schüler von Julius Schnorr und führte ↔ unter dessen Leitung einige biblische Kompositionen als Kartons aus. 1857 ging er nach Italien, beschäftigte sich in Florenz mit Studienzeichnen nach alten Meistern und blieb fast vier Jahre in Rom, wo er zunächst die beiden Marien am Grab Christi (1859, im Besitz des Großherzogs von Oldenburg) malte, in nähern Verkehr mit Cornelius trat und zwei Blätter nach Raffaels Fresken in der Farnesina zeichnete, die dem Altmeister so sehr gefielen, daß er auch die zehn Zwickel in derselben Weise dazu zeichnete, ein Cyklus, der 1861 in die Hände der Photographischen Gesellschaft zu Berlin überging. In Rom machte er sich auch um die Einführung der deutschen klassischen Musik sehr verdient und stand in dieser Beziehung im Verkehr mit Paul Mendelssohn. 1861 kehrte er nach Deutschland zurück, malte eine Wiederholung jener beiden Marien, ein Altarbild: Christus am Ölberg, für Abbehausen im Oldenburgischen (1862), eine Kreuzigung Christi (1863), ein Bildnis des Großherzogs von Oldenburg (1867), eine Gruppe am Kreuz (1871, Altarbild zu Lubahn in Livland), eine Verklärung Christi (protestantische Kirche in Kloppenburg) und schuf in den folgenden Jahren Zeichnungen der Raffaelschen Tapeten (für Alfons Dürr in Leipzig). Seine letzten Arbeiten waren wiederum Bildnisse des Großherzogs und der Großherzogin von Oldenburg, eine verbesserte Wiederholung seiner ersten Cäcilie, die 1878 ins Museum zu Dresden kam, farbige Kartons für die Fenster der Kapelle der Albrechtsburg zu Meißen (die vier großen Propheten), abermals ein Cyklus von Zeichnungen nach Raffaels Horen und ein Bild aus dem Leben der Psyche. Fast alle seine Werke zeichnen sich durch ungemein tiefes Gefühl, edel durchgebildete Form und tiefe, gesättigte Farbe aus.

Tondeur (spr. tongdöhr), Alexander, Bildhauer, geb. 1829 zu Berlin, wurde 1847 Schüler von Bläser, besuchte 1849 die dortige Akademie und kehrte dann wieder in Bläsers Atelier zurück. 1852-1854 verweilte er in Wien, führte dort für den Baron Pereira acht Figuren aus, ging auf ein Jahr nach Paris und 1856 nach

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 524.