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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tracheiden - Trachon

seitlichen oder endständigen Anhängen des Hinterleibes, sammeln sich in einem jeden zu einem Stämmchen, das in den Körper tritt und hier in einen jederseits vorhandenen Längsstamm mündet. Diese Art der T. bezeichnet man als Kiementracheen. Die größern Tracheenstämme werden durch elastische Spiralfasern gestützt und offen gehalten. Innen sind sie mit einer Chitinhaut ausgekleidet, die bei einer etwaigen Häutung mit der chitinösen Körperhaut, mit der sie unmittelbar zusammenhängt, abgeworfen wird. Sehr kleine Insekten haben keine T., atmen vielmehr durch die ganze Körperoberfläche.

Tracheiden, Gewebeelemente der Gefäßpflanzen, die zwar allseitig geschlossen sind, aber keinen Protoplasmaschlauch mehr enthalten. Sie führen in ihrem Innern Wasser oder Luft und haben an den Wänden ähnliche Verdickungen wie die Gefäße (s. d.), so daß man gleichfalls Spiral-, Ring-, netz- sowie leiterartig verdickte und Tüpfeltracheïden unterscheiden kann. Ihre Bedeutung für die Stoffwanderung, speciell die Wasserbewegung in der Pflanze ist ganz die der Gefäße. Die T. ersetzen bei den meisten Gefäßkryptogamen sowie bei den Gymnospermen die Gefäße vollständig und treten auch bei allen Angiospermen auf; nicht selten überwiegt bei den letztern die Zahl der T. die der echten Gefäße. Während diese besonders in den Hauptstämmen der Gefäßbündel und im Xylem der in die Dicke wachsenden Stamm- und Wurzelorgane vorkommen, finden sich die T. hauptsächlich in den feinern Auszweigungen des Gefäßbündelsystems der Blätter. Tracheïdenähnliche Elemente treten außerdem beim Torfmoos (s. Sphagnum) sowie als Wurzelhüllen bei manchen epiphytischen Orchideen auf. Dieselben dienen auch in diesen Fällen wohl zur Aufnahme und Leitung des Wassers.

Tracheitis (grch.), Luftröhrenkatarrh.

Trachenberg, Stadt im Kreis Militsch des preuß. Reg.-Bez. Breslau, zwischen einem Arm der Bartsch und der in mehrern Kanälen durch die Stadt fließenden, unterhalb zur Bartsch gehenden Schätzke, in 90 m Höhe, an der Linie Posen-Breslau, der Nebenlinie T.-Herrnstadt (24,5 km) der Preuß. Staatsbahnen und der Kleinbahn T.-Sulmierzyce (57,8 km), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Öls), hat (1895) 3456 E., darunter 1296 Katholiken und 76 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche (1595-1607), Schloß des Fürsten von Hatzfeld, Waisenhaus, Hospital; zwei Zuckerfabriken, Dampfsägewerk, Dampfmolkerei, Ackerbau, Viehzucht, Karpfenfischerei, Handel mit Getreide, Flachs und Wolle. T. liegt in der 1742 zum Fürstentum erhobenen Standesherrschaft des Fürsten von Hatzfeld, welche seit 1641 diesem Geschlecht gehört. Die Stadt wurde 1642 durch den schwed. General Torstenson, 1644 durch die Kaiserlichen unter Götz erobert. Im Schlosse wurde 12. Juli 1813 durch Kaiser Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. und den Kronprinzen von Schweden der Kriegsplan vereinbart.

Trachenberg-Militscher Kreisbahn, s. Bd. 17.

Tracheobronchitis (grch.), der Katarrh der Luftröhre und der Bronchien.

Tracheoskopie (grch.), die Untersuchung der Luftröhre vermittelst des Kehlkopfspiegels (s. d.); Tracheostenose, die Verengerung der Luftröhre (s. d.).

Tracheotomie (grch.) oder Luftröhrenschnitt, eine chirurg. Operation zur Eröffnung der Luftröhre bei Atmungshindernissen im Kehlkopf, z. B. beim Krupp und Diphtheritis des Kehlkopfes, bei dem derselbe oft mit ausgeschwitzten Membranen angefüllt ist, ferner bei Verschluß des Kehlkopfes durch verschluckte Körper, durch Geschwülste u. dgl. Die Operation kann natürlich nur dann einen guten Erfolg haben, wenn das Hindernis für den Luftwechsel nicht tiefer sitzt, als die vom Halse aus zugänglichen Teile der Luftröhre, und wenn nicht eine Erkrankung der Lungen (Entzündung) hinzutritt. Das Wesentliche der Operation beruht darin, daß nach einem Einschnitt in die Haut und sorgfältiger Freilegung der Luftröhre eine Öffnung in diese geschnitten wird. Da sich diese bald wieder schließen würde, so muß sie, wo dies nicht geschehen soll, durch Einlegen von Röhren offen gehalten werden, wozu man sich besonders konstruierter Kanülen (s. d.) aus Metall oder Hartgummi bedient, die nahezu halbkreisförmig gebogen sind und an dem außen liegenden Ende einen schildförmigen Rand haben. Um diese Kanülen leicht von Schleim u. dgl. reinigen zu können, ohne sie selbst aus ihrer Lage bringen zu müssen, bestehen sie in der Regel aus zwei genau ineinander passenden Röhren, von denen man die innere leicht aus der äußern herausnehmen kann. Um den Eintritt von Staub u. dgl. in die Lunge zu hindern, legt man ein Stück feiner Gaze über die Öffnung. Nach Beseitigung der Gefahr werden die Kanülen herausgenommen, worauf sich die Wunde gewöhnlich sehr rasch wieder verschließt. Nach Verschluß der Wunde vermag der Kranke wieder zu sprechen, was vorher nur möglich ist, wenn die Öffnung der Kanüle geschlossen wird, so daß die Luft durch den Kehlkopf streichen kann. Wie segensreich die T. bei Diphtheritis und Krupp wirken kann, mag aus der Thatsache erhellen, daß Trousseau unter 222 Operationen 57 Proz., Wilms unter 330 Operationen 31 Proz., Langenbeck unter 504 Operationen 29 Proz. Heilungen aufzuweisen hatten. Neuerdings wird die T. vielfach durch die Intubation (s. d.) ersetzt. - Vgl. Hüter, T. und Laryngotomie (in Pitha und Billroths "Handbuch der Chirurgie", Bd. 3, Abteil. 1, Stuttg. 1875).

Trachinus, Fisch, s. Petermännchen.

Trachom (grch.), eine Form der Ägyptischen Augenentzündung (s. d.), charakterisiert durch massenhafte Entwicklung von froschlaichartigen rundlichen Körnern (Trachomfollikeln) in der Bindehaut der Lider, namentlich der Übergangsfalten, zuweilen auch in der Bindehaut des Augapfels, bei mäßiger Absonderung eines kontagiösen Eiters. Werden diese Wucherungen nicht beseitigt (durch Ätzungen, Aufquetschen, Auskratzen, Ausschneiden, Galvanokaustik oder durch Erregung einer Jequirity-Ophthalmie, s. d.), so tritt im Bereiche der ganzen Bindehaut eine intensive Narbenschrumpfung ein, welche die Lidränder nach innen umrollt (Entropium) und schließlich den ganzen Bindehautsack verödet. Gleichzeitig entsteht eine reichliche oberflächliche Gefäßbildung und Trübung in der Hornhaut (Pannus) und wandeln sich schließlich die oberflächlichen Hornhautlagen in eine sehnige, undurchsichtige Narbe um. Endlich wird, da die Gefäße und Schleimdrüsen der Bindehaut schwinden und die Ausführungsgänge der Thränendrüsen sich schließen, die ganze Oberfläche der Bindehaut und Hornhaut trocken und rissig und von einer verhornten, wachsartigen Zellenschicht überzogen (Xerophthalmus, Xerosis).

Trachon, Trachonītis (grch.), im allgemeinen eine rauhe, steinige Gegend. Zur Zeit Christi war