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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Traduzieren; Traeger; Traëtto; Trafalgar; Trafik; Trafoi; Tragaltar; Tragánt; Tragelaphos; Träger

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Traduzieren - Träger.

Gegensatz zum Kreatianismus (s. d.) auftretende Lehre, nach welcher bei der Entstehung des menschlichen Lebens auch die Seele nur als mittelbare göttliche Schöpfung in Betracht kommt. So lehren nach dem Vorgang Tertullians und im Interesse an der Erbsünde die Lutheraner, doch nicht in dem Sinn einer Entstehung der Seelen aus physischer Zeugung (ex traduce), sondern nur mittels derselben als Fortleitung des in Adam eingesenkten Keims (per traducem).

Traduzieren (lat.), hinüberführen, übersetzen.

Traëtto (jetzt Minturno), Stadt in der ital. Provinz Caserta, Kreis Gaeta, nahe dem Garigliano, hat Reste eines Aquädukts und eines Theaters (der antiken Stadt Minturnä, s. d.) und (1881) 4394 Einw.

Trafalgar (sonst Junonis promontorium), Vorgebirge an der Küste der span. Provinz Sevilla, am Atlantischen Meer, nahe der Straße von Gibraltar, berühmt durch die Seeschlacht 21. Okt. 1805 zwischen der englischen Flotte unter Nelson und der vereinigten französisch-spanischen unter Villeneuve und Gravina. Letztere, mit 33 Linienschiffen vor Cadiz ankernd, ließ sich von Nelson, der 27 Linienschiffe hatte, durch scheinbaren Rückzug in das offene Meer locken und wurde dann 21. Okt. beim Kap T. angegriffen. Die drei Stunden lange Linie der spanisch-französischen Flotte ordnete sich bei Annäherung der in zwei Kolonnen geteilten englischen Schiffe in einen Halbkreis, ward aber bald auf zwei Punkten durchbrochen. Es entspann sich nun ein furchtbarer Kampf zwischen den hart aneinander liegenden Schiffen, der nach drei Stunden zu gunsten der Engländer entschieden war. Die spanisch-französische Flotte verlor 19 Schiffe; Admiral Villeneuve ward gefangen, Gravina starb an seinen Wunden. Es war dies Nelsons glorreichster und letzter Sieg; er fiel durch die Kugel eines feindlichen Scharfschützen, der ihn an seinen Orden erkannt hatte.

Trafik (v. ital. traffico), Handlung, Verschleiß, insbesondere Detailhandel, in Österreich namentlich auf die Tabaksverkaufsstellen angewendet.

Trafoi, kleine Alpenansiedelung (85 Einw.) in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Meran, in großartiger Landschaft am Fuß der Ortlergruppe an der Straße über das Stilfser Joch gelegen.

Tragaltar, s. Altar, S. 413.

Tragánt (Gummi Tragacanthae), aus dem Stamme mehrerer vorderasiatischer Arten von Astragalus (s. d.) freiwillig oder nach zufälligen oder absichtlichen Verletzungen ausschwitzendes Gummi, bildet flache, gedrehte oder gekrümmte, von verdickten, konzentrischen, halbkreisförmigen Striemen durchzogene, farblose oder gefärbte Stücke. Er ist hornartig, fast durchscheinend, zäh, geruchlos, schwillt im Wasser stark auf, gibt gepulvert mit 20 Teilen Wasser einen derben Schleim und besteht aus Bassorin, löslichem Gummi, Stärkemehl und mineralischen Stoffen. Im Handel unterscheidet man: Blätter- oder Smyrnaer T., aus großen, flachen, platten oder bandförmigen Stücken mit dachziegelförmig übereinander geschobenen Schichten bestehend, als beste Sorte; Morea-T. (Vermicelli), in unförmlichen, wulstigen oder nudelförmigen, gewundenen oder gedrehten Stücken; syrischen oder persischen T., in stalaktitenförmigen oder flachen, gewundenen oder gedrehten, mitunter sehr großen Stücken. Man benutzt T. in der Zeugdruckerei und Appretur, zu Wasserfarben, zu plastischen Massen, als Bindemittel zu Konditorwaren und in der Medizin. Über das dem T. sich anschließende Kuteragummi s. Cochlospermum. - T. war bereits den Alten bekannt, ebenso den spätern Griechen und den Arabern des frühen Mittelalters. In Deutschland wurde er im 12. Jahrh. zu Arzneiformen benutzt, auch fand er bald technische Verwendung.

Tragelaphos (Tragelaph, griech., "Bockshirsch"), phantastisch gebildetes Tier, das den Griechen nur aus Abbildungen auf Teppichen und andern Kunsterzeugnissen des Orients bekannt war (Persien und Babylon) und nur auf hochaltertümlichen Vasen nachgeahmt ist. Es war eine Hirschgestalt mit Bart und Zotteln am Bug.

Traeger, Albert, Dichter, geb. 12. Juni 1830 zu Augsburg, von wo sein Vater nach einigen Jahren nach Naumburg übersiedelte, studierte 1848-51 in Halle und Leipzig Rechts- und Staatswissenschaften und wurde 1862 Rechtsanwalt und Notar zu Kölleda in Thüringen, von wo er 1875 in gleicher Eigenschaft nach Nordhausen übersiedelte. T. ist seit 1871 zugleich Reichstagsabgeordneter und gehört als solcher der deutschen freisinnigen Partei an. Als talentvoller Lyriker bewies er sich in seinen "Gedichten" (Leipz. 1858, 16. vermehrte Auflage 1884). Außerdem veröffentliche er "1870", sechs Zeitgedichte (Berl. 1870); die Novelle "Übergänge" (Leipz. 1860); "Tannenreiser", Weihnachtsarabesken (Tropp. 1864); "Die letzte Puppe" (Soloszene, Wien 1864); "Morgenstündchen einer Soubrette", dramatisches Genrebild (mit Em. Pohl, Berl. 1879); ferner die illustrierten Sammelwerke: "Stimmen der Liebe" (Leipz. 1861) und "Deutsche Lieder in Volkes Mund und Herz" (das. 1864). Auch gab er 1865-83 das Jahrbuch "Deutsche Kunst in Bild und Lied, Originalbeiträge deutscher Dichter, Maler und Tonkünstler", heraus.

Träger, im Bauwesen wagerechter, zum Tragen von Lasten bestimmter Bauteil aus Stein, Holz, Eisen oder Holz und Eisen, welcher auf zwei (abgesetzter T.) oder mehreren (fortgesetzter, kontinuierlicher T.) Stützen ruht oder an einem Ende befestigt ist (Krag- oder Konsolträger). T. aus Stein sind vierkantige, prismatische Balken, T. aus Holz entweder einteilige und mehrteilige (verzahnte, Fig. 1 [S. 792], verdübelte, Fig. 2) Balken mit rechteckigem Querschnitt, oder aufgeschlitzte und gespreizte (Fig. 3, Lavessche, Fig. 4) Balken, oder gegliederte, aus Fachwerk (Fachwerkträger, Fig. 5) oder Netzwerk oder Gitterwerk (Netzwerkträger, Gitterträger) bestehende Balken, während T. aus Eisen die mannigfaltigste Ausbildung zeigen. Nach der Form derselben unterscheidet man Dreieckträger (Fig. 8), Rechteck- (Parallel-) T. (Fig. 10 u. 11), Trapezträger (Fig. 9), Vieleck- (Polygonal-) T. und unter den letztern Parabel- (Fig. 12), Halbparabel- (Fig. 13), Hyperbel- und Ellipsenträger (Fischbauch- und Fischträger, Fig. 14 u. 15). Nach ihrer Zusammensetzung unterscheidet man wieder massive (gewalzte und Blechträger) und gegliederte T. (Fachwerk- und Netzwerkträger, Fig. 10 u. 11). Im Hochbau werden die T. zur Unterstützung, vorzugsweise der Decken, und zwar als hölzerne oder eiserne Unter- oder Oberzüge, ferner zur Unterstützung von Balkonen, Galerien und Erkern als Konsolträger, im Brückenbau zur Herstellung des Überbaues als Hauptträger, Querträger, Schwellenträger, Konsolträger verwandt, wo sie aus Eisen und nur für vorübergehende Zwecke aus Holz oder aus Holz und Eisen konstruiert werden. T., welche man gekuppelt, d. h. dicht nebeneinander liegend, verwendet, nennt man, besonders wenn sie aus Walzeisen bestehen, Zwillingsträger, während man die Walzeisenträger selbst, je nachdem sie einen T- oder I-förmigen Querschnitt besitzen, kurzerhand mit T-T. und I-T. be-^[folgende Seite]