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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Transgression - Transkaspien

15-30-60 Minuten, 200-500-1000 ccm Kochsalzlösung in das Unterhautzellgewebe einlaufen und befördert ihre Resorption durch leichtes Streichen (Massage). Man verfährt bei der Bluttransfusion so, daß man einen gesunden Menschen zur Ader läßt, das Blut in einem ganz reinen Gefäß auffängt, dasselbe schlägt oder quirlt, um den Faserstoff auszuscheiden, und durch ein reines Tuch filtriert. Dann öffnet man dem, welchem das Blut infundiert werden soll, eine Vene und spritzt in diese langsam das zuvor erwärmte Blut ein. Neuerdings haben Aveling, Landois und Roussel auch besondere Apparate angegeben, um das Blut direkt aus der Vene des blutspendenden Individuums in eine Vene des Kranken überzuleiten. Die von Hasse empfohlenen Lammbluttransfusionen, bei denen das Blut von Lämmern in die Blutgefäße des Menschen übergeleitet wurden, sind sehr bald wieder aufgegeben worden, weil Tierblut im Kreislauf des Menschen sich rasch auflöst und bei irgendwie umfangreicherer T. mit demselben schwere Gefahren für den Empfänger erwachsen können. Unter keinen Umständen darf deshalb Tierblut beim Menschen zur T. verwendet werden. Zu einer T. ist nur eine geringe Menge (150-200 g) Blut erforderlich.

Litteratur. Leisrink, Über die T. des Blutes (Berl. 1872); Gesellius, Die T. des Blutes (Petersb. 1873); Hasse, Die Lammbluttransfusion beim Menschen (ebd. 1874); Landois, Die T. des Blutes (Lpz. 1875); von Bergmann, Die Schicksale der T. im letzten Decennium (Berl. 1883).

Transgression (lat.), Überschreitung, Übertretung. Haben sich in einem Wasserbecken Sedimente (s. d.) in Schichten abgelagert, so kann es vorkommen, daß eine noch später zur Ablagerung gelangende Schicht sich weit über die Grenzen der ältern Schichten ausdehnt, weil das Becken z. B. durch Sinken des Bodens ein viel größeres geworden ist; man spricht alsdann von einer T. der jüngern Schicht. Eine solche großartige T. zeigt z. B. die obere Kreideformation (s. d.).

Transigieren (lat.), zu stande bringen, übereinkommen, einen Vergleich schließen.

Transit (ital. transĭto), Transithandel, s. Durchfuhr.

Transithäfen, s. Hafen.

Transitivum (lat.), s. Verbum.

Transitlager, s. Niederlagen

Transitorien (lat.), Budgetbewilligungen (Etatbewilligungen), die nur für die Dauer von Ausnahmeverhältnissen erfolgen, nach deren Beseitigung sie von selbst wegfallen. Zu diesen T. gehören beispielsweise persönliche Gehaltszulagen an Beamte.

Transitorisch (lat.), vorübergehend, einen Übergang bildend.

Transitorische Manie, s. Tobsucht.

Transitowechsel, s. Transitwechsel.

Transittarife, s. Eisenbahntarife.

Transitverbote, s. Durchfuhrverbote.

Transitwechsel oder Transitowechsel, Wechsel, die vom Auslande auf das Ausland gezogen und im Auslande zahlbar sind, im Inlande also nur Gegenstand des Vermittelungshandels, Kommissionsgeschäfts oder der Arbitrage bilden. So verkauft z. B. Rußland, um seine Schulden in Deutschland zu bezahlen, in Berlin Wechsel auf London, die auf Grund der russ. Getreideausfuhr nach England gezogen worden sind. Die T. sind vom Wechselstempel (s. d.) frei (§. 1 des Gesetzes vom 10. Juni 1869).

Transitzölle, s. Durchfuhrzölle.

Transkaspien, Transkaspisches Gebiet, russ. Sakaspijskaja (Zakaspijskaja) Oblastj, Gebiet im westl. Teil von Russisch-Centralasien (s. d., nebst Karte), grenzt im N. an das Gebiet Uralsk und an das Chanat Chiwa, im NO. an Buchara, im SW. und S. an Afghanistan und Persien und im W. an das Kaspische Meer, dessen Inseln an der Ostküste (Kulaly, Tscheleken, Ogurtschinsk u. a.) zu T. gehören, und hat 554 860,5 qkm mit (1897) 382 327 E., d. i. 0,69 E. auf 1 qkm. In geogr. Beziehung nimmt T. den westl. Teil des sog. Turkestanischen Beckens ein. Der Nordwesten bildet eine einförmige erhöhte Steppe (das Ust-Urtplateau), ohne fließende Gewässer, mit Salzseen; der mittlere Teil eine große Senkung desselben Charakters, die im S. von den Vorbergen des Kopet-Dagh und seiner Fortsetzung bis zur afghan. Grenze begrenzt wird, mit festem Sand und Flugsand und vertrockneten Flußbetten; der südl. Teil besteht aus dem System des Kopet-Dagh (bis 2980 m hoch) an der russ.-pers. Grenze, der vom Fluß Tedschen durchbrochen wird und sich dann im Parapamisusgebirge fortsetzt, das in einem welligen, vom Murghab durchflossenen Plateau (bis 1200 m) in dem südlichsten Teil von T. hineinreicht. Von den Flüssen erreicht nur der Atrek an der pers. Grenze das Kaspische Meer; alle andern versiegen, sind aber wichtig für die Bewässerung der Umgegend, besonders der Murghab, an dem die größte Oase Merw (s. d.) liegt. Die Seen nehmen zusammen 989 qkm ein. Das Klima ist kontinental; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 19,37° C., im Sommer bis 55° im Schatten, im Winter bis -32,5°, die Menge der Niederschläge 87,2 (Krasnowodsk) bis 194,7 mm (Kisil-Arwat). Über die Fauna und Flora s. Turkestan. An Mineralien sind Stein- und Solesalz, Steinkohlen, Halotrichit, Schwefel, Gips, Salpeter, Glaubersalz, Naphtha, Ozokerit vorhanden, die nur zum Teil gewonnen werden (1893 Gips 69 230, Salz 1 065 491, Naphtha 36 260, Ozokerit 6970 Pud). Die Bevölkerung ist nur dicht in den Oasen und an den Flußläufen und besteht aus Turkmenen verschiedener Stämme (212 000), besonders den Teke-Turkmenen, und im Norden Kirgisen (43 000), ferner aus eingewanderten Persern (7600), Russen (6800), Armeniern, Tataren u. s. w. Die Hauptbeschäftigung der einheimischen nomadisierenden Bevölkerung ist Viehzucht; 1892 wurden gezählt: Schafe und Ziegen 2 Mill., Kamele 122 570, Pferde 72 930, Rinder 40 260, Esel 13 500 Stück. Im Winter fallen oft bis zu 40 Proz. der Bestände wegen Mangel an Futter. Ackerbau findet nur statt, wo Bewässerung möglich ist. Gebaut werden Weizen (1892: 2,2 Mill.), Gerste (2,8 Mill. Tschetwert), Mohrhirse, Sesam (zu Öl), etwas Reis, an Grünfutter Luzerne, in den Gärten besonders Zucker- und Wassermelonen, außerdem noch Wein (meist zu Rosinen) und Baumwolle. Die Seidenzucht wird zu heben gesucht. Beträchtlich ist eine überall verbreitete Hausindustrie im Anfertigen von Teppichen (die auch ausgeführt werden), Filzen, Gewebe u. a. aus Wolle, Baumwolle und Seide. Hauptverkehrsmittel ist die Transkaspische Eisenbahn, die T. auf 1050 km schneidet; auf ihr wurden befördert (1888-93) im Jahresdurchschnitt 10,64 Mill. Pud Waren. Nach Chiwa und Persien gingen (1891) 326 Karawanen und es trafen von dort sowie aus Buchara und Afghanistan ein 473. Ausgeführt werden besonders Wolle und Wollprodukte (35 Proz.), Getreide (30), Fische (12) am Kaspi-^[folgende Seite]