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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Trave - Trawna.

allmählich zu den bis 2500 m hohen Bergzügen auf, welche die östliche Grenze bilden. In den Ebenen werden Reis, Kokos- und Arekapalmen, Pfeffer, Tapioka, in den Hügeln Kardamome und Kaffee kultiviert, die Wälder enthalten vorzügliche Holzarten (Teak-, Ebenholz) sowie zahlreiche Elefanten, Tiger, Leoparden, Bären, große Hirscharten. Das Klima an der Küste ist heiß, der Regenfall stark. Die Verwaltung ist eine gute, für das Schulwesen wird gesorgt, eine höhere Schule zu Trivandrum ist gut besucht. Die Einkünfte betragen 600,000 Pfd. Sterl. jährlich. Die Armee besteht aus 1470 Mann mit 4 Geschützen; die Post hat 87 Ämter. Hauptstadt ist Trivandrum (s. d.). Der erste Freundschaftsvertrag mit England wurde 1788 geschlossen, der letzte 1805, wodurch T. in ein Vasallenverhältnis zu England trat.

Trave, Fluß in Norddeutschland, entspringt bei Giesselrade in dem zu Oldenburg gehörigen Amt Ahrensbök, geht bald nach Schleswig-Holstein über, fließt hier erst südwestlich durch den Wardersee nach Segeberg, auf dieser Strecke bei Travenhorst durch den Seekamper und Seedorfer See, mit der Tensfelder Aa (zum Plöner See) zusammenhängend, dann nach S. bis Oldesloe, wendet sich hierauf nach O. und NO. und tritt in das lübecksche Gebiet, wo sie sich unterhalb Lübeck seeartig erweitert und kurz vor ihrer Mündung bei Travemünde in die Lübische Bucht die Pötenitzer Wiek bildet, mit welcher der Dassower See zusammenhängt. Die T. ist 112 km lang, von Oldesloe ab 38 km schiffbar, trägt von Lübeck ab Seeschiffe bis zu 5 m Tiefgang und nimmt links die Schwartau, rechts die Beste, die Stecknitz, aus welcher der Stecknitzkanal zur Elbe führt, die schiffbare Wakenitz und durch den Dassower See die schiffbare Stepenitz auf.

Traveller (engl., spr. träwweler), Reisender.

Travemünde, Amts- und Hafenstadt im Gebiet der Freien Stadt Lübeck, an der Mündung der Trave und an der Eisenbahn Lübeck-T., hat eine evang. Kirche, einen Leuchtturm, ein besuchtes Seebad, Schiffahrt, Fischerei, eine Lotsenstation, eine Station der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und (1885) 1666 fast nur evang. Einwohner. T. gehört seit 1329 dauernd zu Lübeck. Vor der Vollendung der Stromlaufkorrektion der Trave war T. der Hafenort für Lübeck.

Traventhal (Travendal), Amtsort im preuß. Regierungsbezirk Schleswig, Kreis Segeberg, an der Trave, mit einem frühern Lustschloß der Herzöge von Holstein-Plön, Landesgestüt und 160 Einw., ist bemerkenswert wegen des hier 18. Aug. 1700 zwischen Karl XII. von Schweden und Friedrich IV. von Dänemark abgeschlossenen Friedens, worin letzterer den Herzog Friedrich IV. von Holstein-Gottorp zu entschädigen und das Bündnis mit Polen und Rußland aufzugeben versprach.

Travers (das, franz., spr. -währ), Quere, Unregelmäßigkeit; Grille, Wunderlichkeit.

Travers, Val de (spr. wall d'trawähr), Thal im schweiz. Kanton Neuenburg, von der Areuse (fälschlich La Reuse) durchflossen und der Eisenbahn Pontarlier-Neuchâtel durchzogen, öffnet sich vor Boudry zur Ebene des Neuenburger Sees und enthält in elf Gemeinden eine protestantische, gewerbfleißige Bevölkerung von (1888) 16,664 Seelen. Seine Asphaltminen sowie die Fabrikation von Schokolade und Absinth haben ihm Ruhm verschafft. Der Asphalt, in der Nähe des an der genannten Eisenbahn liegenden Dorfs T. (2000 Einw.), bildet ein Lager von 6 m Mächtigkeit mit einem durchschnittlichen Bitumengehalt von 10 Proz. Aus dem Thalkessel von St.-Sulpice (779 m ü. M.) steigt die Bahn zu den Höhen von Les Verrières (933 m) an, zwei Grenzorten, Verrières Suisses und Verrières Françaises. Hier betrat 1. Febr. 1871 die geschlagene Armee Bourbakis, 80,000 Mann stark, den Boden der Schweiz, um von den Schweizer Milizen entwaffnet und interniert zu werden. Hauptort des Thals ist Motiers; aber die volkreichsten Gemeinden sind Fleurier (3208 Einw.) und Couvet (2285 Einw.).

Traverse (franz., "Querstück, Querweg"), in der Kriegsbaukunst ein Querwall, der hinter der Brustwehr von Befestigungen senkrecht zu dieser aufgeworfen wird, um die Verteidiger gegen Feuer von seitwärts zu decken. Die T. ist entweder voll in Erde angeschüttet, Volltraverse, oder mittels Schanzkörben, resp. in Mauerwerk als Hohltraverse aufgeführt zum Schutz für Mannschaften und leichte Geschütze und heißt dann Schutzhohlraum. Befindet sich in einem solchen eine Geschoßhebevorrichtung, so heißt die T. Munitionsfördertraverse. Sie liegt senkrecht über dem Verbrauchsgeschoßmagazin des Ladesystems (s. d.). In den Flügelmauern der Hohltraversen befinden sich durch Stahlblechläden geschlossene Munitionsnischen. - T. heißt auch eine Querschranke, ein Querverschlag in einem Saal; im Bauwesen ein eiserner Träger; an Dampfmaschinen auch die Teile zwischen Kolbenstange und Balancier.

Traversieren (franz., travers reiten), der Quere nach bewegen, durchschneiden, überschreiten; in der Reitkunst Schullektion, bei welcher das Pferd auf zwei Hufschlägen, und zwar mit dem Vorderteil gegen die Wand, mit dem Hinterteil gegen das Innere der Bahn gerichtet, sich so vorwärts bewegt, daß die äußern Beine vor und über die inwendigen gesetzt werden. Die Vorhand beschreibt somit den größern Kreis (vgl. Renversieren). In der Fechtkunst bedeutet der Ausdruck: seitwärts ausfallen.

Travertin (Lapis Tiburtinus), Kalktuffbildungen in Italien, bildet stellenweise mächtige Ablagerungen, z. B. bei Tivoli (Tibur), und ist seit dem Altertum ein gesuchtes Baumaterial (Kolosseum, Peterskirche etc.). Vgl. Kalktuff.

Travestie (vom ital. travestire, verkleiden), eine komische (auch wohl satirische) Dichtungsart, in welcher ein ernst gemeintes poetisches Erzeugnis dadurch lächerlich gemacht wird, daß dessen Inhalt beibehalten, aber in eine zu demselben nicht passende äußere Form gekleidet (verkleidet, daher der Name) wird, während bei der Parodie (s. d.) das Umgekehrte geschieht, d. h. die Form beibehalten, aber ihr ein unpassender Inhalt gegeben wird. In Hinsicht der Form kann die T. episch, lyrisch und dramatisch sein. Unter den Neuern hat die französische Frivolität sich am meisten dieses Feldes bemächtigt; vorzugsweise sind hier Marivaux und Scarron zu nennen. In Deutschland wird die T. fast allein durch Blumauers "Äneide" vertreten, hinter welcher der holländische "Virgilius in de Nederlanden", von Leplat im 18. Jahrh. gedichtet, weit zurücksteht.

Traviata (ital.), die Verirrte, Verführte.

Trawl (engl., spr. trahl), Schleppnetz, s. Fischerei, S. 304.

Trawna, Kreishauptstadt in Bulgarien, am Balkan, über den von hier der Paß von T. führt, das "bulgarische Nürnberg" genannt, liefert treffliche Holzschnitzereien und Heiligenbildnisse, Posamentierarbeiten, Rosenöl, Decken und andre Artikel aus Pferdehaar etc. und hatte 1881: 2222 Einw. In der Nähe ein großes, aber noch unbenutztes Kohlenflöz.