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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Triller - Trimûrti.

bei Bach und andern ältern Komponisten das Zeichen des Trillers über der ersten Note eines punktierten Rhythmus auftritt, darf nicht der ganze Notenwert aufgelöst werden, sondern es wird dann nur ein paarmal schnell geschlagen und ohne Nachschlag innegehalten, um den Rhythmus noch zur Geltung zu bringen. Ein maßgebendes Gesetz für die Ausführung aller Verzierungen ist, daß sie nicht die Rhythmik des Stückes schädigen und verwischen dürfen; man thut daher in vielen Fällen gut, eine Stelle erst ohne die Verzierung zu spielen und dieselbe dann einzufügen. Eine Aneinanderhängung mehrerer T. heißt Trillerkette (Kettentriller). Steigt oder fällt die Trillerkette sekundenweise, so erhalten die einzelnen T. gewöhnlich keine Nachschläge, da der T. selbst als steigend und fortdauernd angesehen wird; geradezu fehlerhaft ist der Nachschlag bei chromatischer Veränderung des Trillers: Springende Trillerketten dürfen Nachschläge erhalten, nur der eine Oktave springende T. ist als Fortdauer desselben Trillers anzusehn, d. h. erhält keinen Nachschlag.

^[Abb.: Musiknoten]

Triller, s. Sächsischer Prinzenraub.

Trillhaus (Triller), ein hölzernes, vergittertes, an einer horizontalen Welle befestigtes Häuschen, in welches ehedem die wegen Polizeivergehen Verurteilten eingesperrt wurden, um durch Herumdrehen desselben zu allerhand lächerlichen Bewegungen und Übelkeit gebracht und dem öffentlichen Spott preisgegeben zu werden.

Trilling (Drehling, Stockgetriebe), ein größeres Getriebe, bei dem die Getriebstöcke zwischen zwei hölzernen Scheiben (Trillingsscheiben) befestigt sind.

Trillion, die dritte Potenz einer Million, geschrieben 1 mit 18 Nullen; vgl. Zahlensystem.

Trillo, Flecken in der span. Provinz Guadalajara, am Tajo, mit (1878) 782 Einw. und besuchtem Mineralbad.

Trilobíten (Trilobitae), Gruppe völlig ausgestorbener und nur den ältesten geologischen Schichten angehöriger Tiere, die man früher allgemein zu den Krebsen rechnete, neuerdings jedoch getrennt von ihnen behandelt. Sie besaßen (vgl. die Abbildungen von Calymene, Ellipsocephalus, Trinucleus, Paradoxides und Arges auf den Tafeln "Silurische" und "Devonische Formation") einen durch zwei Längsfurchen dreiteiligen Körper, der aus vielen Ringen zusammengesetzt war und sich bei manchen Arten igelartig zusammrollen konnte. Am ersten Ring, dem Kopf, saßen meist zwei große Augen. Vielfach waren an Kopf und Rumpf lange Stacheln vorhanden. Wichtig ist der Umstand, daß man früher fast nie auch nur Spuren von Beinen gefunden hat; diese müssen also im Vergleich zum Körper sehr weichhäutig gewesen sein. Erst in der neuesten Zeit gelang es, durch Reihen von mühsam hergestellten Schliffen durch T. zu ermitteln, daß um den Mund herum 4 Paar Kaufüße und an jedem Ring der Brust und des Hinterleibes ein Paar Gehbeine mit Kiemen saßen. Vgl. Brongniart, Histoire naturelle des crustacés fossiles, savoir Trilobites (Par. 1822); Burmeister, Die Organisation der T. (Berl. 1843); Beyrich, Untersuchungen über T. (das. 1845-46); Barrande, Système silurien. Bd. 1 (Prag 1852); Salter, Monograph of British Trilobites (Lond. 1864-66); Walcott, The Trilobite (Cambridge, Mass., 1881).

Trilogie (griech.), bei den Griechen die Verbindung je dreier Tragödien, mit denen an den Dionysosfesten die dramatischen Dichter miteinander um die ausgesetzten Preise kämpften. Gewöhnlich schloß sich diesen Tragödien noch ein Satyrspiel an, und diese Verbindung hieß dann eine Tetralogie. Am meisten bildete Äschylos die T. aus, indem er entweder ausgedehntere Mythenstoffe in drei miteinander in inniger Verbindung stehenden Dramen behandelte oder drei an sich nicht zusammenhängende Stoffe wenigstens durch eine gemeinsame symbolische Beziehung miteinander verknüpfte. Unter den erhaltenen Stücken von ihm befindet sich eine vollständige T., die "Orestie", bestehend aus "Agamemnon", den "Choëphoren" und "Eumeniden", welchen sich in stofflichem Zusammenhang das nicht mehr vorhandene Satyrdrama "Proteus" anschloß. Von Neuern haben Schiller ("Wallenstein"), Hebbel ("Die Nibelungen"), Swinburne ("Mary Stuart") u. a. Trilogien gedichtet. Auch R. Wagners "Ring des Nibelungen" will als T. (mit einem Vorspiel) angesehen sein.

Trim, Hauptstadt der irischen Grafschaft Meath, am Boyne, mit Gerichtshof, Denksäule Wellingtons, Lateinschule, einem merkwürdigen anglonormännischen Turm und (1881) 1586 Einw. Südlich dabei Laracor, wo Swift und Stella wohnten.

Trimalchio, bei Petronius ein ganz dem Wohlleben hingegebener Greis, allgemeiner s. v. w. dreifacher Weichling.

Trimberg, s. Hugo von Trimberg.

Triméster (lat.), Zeit von drei Monaten.

Trimeter (griech., lat. Senarius, "Sechsfüßler"), das gewöhnliche Versmaß der griech. Dramatiker, bestehend aus drei Metren oder Doppeliamben (Dipodien), mit einer Cäsur, die, gewöhnlich nach der fünften, seltener nach der siebenten Silbe eintretend, den Vers in zwei ungleiche Hälften teilt. Im ersten, dritten und fünften Fuß oder zu Anfang jeder Dipodie kann statt des Iambus auch ein Spondeus stehen, so daß folgendes Schema entsteht [s. Bildansicht]:

^[img]

Bewundert viel und | viel gescholten, Helena.

Der T. zeichnet sich durch Ernst und feierlichen Gang aus, der durch die erlaubten Spondeen noch würdevoller gemacht wird. Die Komödiendichter behandeln ihn übrigens viel freier als die Tragiker, namentlich geben sie ihm durch Einführung von Anapästen an Stelle der Spondeen einen leichtern Charakter. Von unsern Dichtern haben den T. Goethe in der "Helena", Schiller in einigen Szenen der "Jungfrau", Platen in seinen Litteraturkomödien in Anwendung gebracht. Die Versuche andrer, wie Minckwitz, Märcker etc., ihn für große Tragödien zu verwenden, sind als mißlungen zu bezeichnen.

Trimethylamin, s. Methylamine.

Trimm, Timothée, Pseudonym, s. Lespès.

Trimmen (engl., auch trümmen), die nicht in Stückgütern bestehende Schiffsladung (Getreide, Kohlen etc.) eben schaufeln, um sie im Schiffsraum angemessen zu verteilen. Das Schiff ist in gutem Trimm, wenn es gerade tief genug geladen, weder zu viel noch zu wenig achterlastig ist.

Trimorphismus (griech.), Dreigestaltung, s. Heteromorphismus.

Trimûrti, im Religionssystem des neuern Brahmanismus die Vereinigung der bis dahin ziemlich unvermittelt nebeneinander stehenden drei großen Götter Brahma als des Schöpfers, Wischnu als des Erhalters, Siwa als des Zerstörers, ausgegangen von dem Bestreben, die verschiedenen Religionsele-^[folgende Seite]