Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Trupial; Truppen

874

Trupial - Truppen.

jetzt ist die Zahl dieser staatlichen und privaten Asyle im Zunehmen begriffen. Diese Asyle werden teils durch Beiträge von Privaten, teils auch mit Unterstützung von seiten des Staats oder auch ganz auf Kosten des letztern unterhalten. Das Washingtonian Home in Boston, das älteste Institut dieser Art, das anfangs nur durch Privatwohlthätigkeit erhalten wurde und sehr bald so ausgezeichnete Erfolge aufweisen konnte, daß der Staat ihm eine jährliche Unterstützung von 5000 Dollar zuwies, wurde 1869 als eine Staatsanstalt anerkannt. In dieser Anstalt waren 1857-72: 3811 trunksüchtige Personen behandelt worden, von denen mehr als die Hälfte aus freien Stücken zugegangen und die andern auf richterlichen Ausspruch zugebracht waren. Von 400 Kranken, die 1875 hier behandelt waren, gehörten 189 den wohlhabenden Ständen an. Das Prinzip der Behandlung bestand hier in der vollen Enthaltsamkeit von allen berauschenden Getränken, in der Beseitigung jedes Zwanges, in der Wiederherstellung der körperlichen Gesundheit und in der Kräftigung des sittlichen Moments. Bis zum 1. Mai 1876 sind in dieser Anstalt ca. 5000 Kranke behandelt worden, und es soll wenigstens ein Drittel vollkommen geheilt, ein Drittel erheblich gebessert und würde von dem letzten Drittel auch noch ein erheblicher Teil unter andern günstigen Verhältnissen gebessert sein. Ein Trinkerasyl in Brooklyn (The Inebriate Home for Klug's County, Brooklyn, New York), welches 1866 durch Privatmittel gegründet wurde, nimmt lediglich Personen auf, die wegen T. zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Hier ging man von der sehr richtigen Erfahrung aus, daß solche Personen in den Gefängnissen eher verschlechtert als gebessert würden, und daß anstatt der bisherigen Bestrafung eine eigne Behandlung der Trinker eintreten müsse. Ein besonderes Gesetz ermächtigt, daß alle verurteilten Gewohnheitstrinker aus den Grafschaftsgefängnissen in diese Anstalt verbracht werden, und daß der Richter trunksüchtige Personen bis auf ein Jahr in dieses Institut verbringen lassen könne. Die Kranken, Männer und Weiber, werden in besondern Werkstätten und beim Landbau zwangsweise beschäftigt. Über den Wert dieser Einrichtungen ist ein vollgültiges Urteil noch nicht gesprochen. Man macht den amerikanischen Asylen den Vorwurf, daß sie ihre Insassen, die durchaus nicht immer als Kranke gelten können, mit zu vieler Sentimentalität und Milde behandeln, so daß diese Leute in ihren Neigungen und in ihren lästerlichen Angewohnheiten eine gewisse Glorifizierung erblicken, daß nicht überall nach geordneten strengen Grundsätzen verfahren werde, daß in einzelnen Anstalten die Insassen selbst leicht zu dem Genuß von Spirituosen gelangen können, daß mehrere Anstalten unter der Verwaltung von Nichtärzten sich befinden, und daß dies im ärgsten Widerspruch mit dem immer proklamierten und hervorgehobenen Grundsatz steht, daß T. eine Krankheit sei (intemperance is a disease). Indessen sind die angeführten Thatsachen durchaus nicht geeignet, den Grundwert dieser Einrichtung, den hohen Nutzen derselben und ihre Nachahmungswürdigkeit zu diskreditieren. In England haben schon seit vielen Jahren ganz vornehmlich die Irrenärzte die Zweckmäßigkeit und die unentbehrliche Notwendigkeit solcher Anstalten hervorgehoben und verlangt. Privatasyle haben hier mehrfach schon seit Jahren existiert, und vielfältig ist hier die Frage erörtert worden, ob nach der bestehenden Gesetzgebung trunksüchtige Personen in Irrenanstalten aufgenommen werden dürfen. Aber auch hier war die Ansicht vorherrschend, daß zur Aufnahme und Behandlung von Gewohnheitstrinkern ganz besondere Anstalten vorhanden sein müßten, daß ihre Einschließung auf gesetzlichem Wege geregelt und bis auf ein Jahr ausgedehnt werden müßte. Ein 1880 auf die Dauer von zehn Jahren in Kraft getretenes Gesetz läßt jedoch nur Privatinstitute zu, und in diese können Personen freiwillig eintreten, wenn sie ihren Willen in einem schriftlichen Antrag erklärt haben, und wenn dieser Antrag von zwei angesehenen Bürgern, welche vor einem Friedensrichter bezeugen, daß der Antragsteller ein Gewohnheitstrinker sei, mit unterzeichnet worden. Diese Asyle dürfen nur auf eine besondere Lizenz hin errichtet werden, und wie die Irrenanstalten werden auch sie alljährlich von königlichen Beamten inspiziert. Auch in Deutschland hat man Trinkerasyle aus Privatmitteln errichtet. In sehr wirksamer Weise wird die T. bekämpft durch Beförderung der Verbreitung derjenigen Getränke, die einen Ersatz für den Branntwein gewähren: Begünstigung des Konsums von leichtem Wein und besonders von gutem, billigem Bier, von Kaffee und Thee. In England hat man von philanthropischer Seite große Kaffeehäuser für die arbeitenden Klassen errichtet. Ebenso wichtig ist die Förderung des körperlichen Wohls der arbeitenden Klassen durch Beschaffung billiger und gesunder Nahrungsmittel und menschenwürdiger Wohnung, die Stärkung des sittlichen Gefühls im Volk durch Hebung des Wissens und der Bildung vermittelst der Schule und der Kirche. Volksbibliotheken, belehrende Vorträge, Theater mit sittlicher Tendenz, Museen, Arbeitervereine erweisen sich mit der Verbreitung von gesunder Aufklärung als gute Waffen gegen den gemeinsamen Feind des Volksglücks, gegen die T. Vgl. Huß, Chronische Alkoholkrankheit (a. d. Schwed., Stockh. 1852); Baer, Der Alkoholismus (Berl. 1878); Monin, L'alcoolisme (Par. 1888); "Mitteilungen zur Bekämpfung der T." (hrsg. von Böhmert u. a., Leipz. 1889 ff.).

Trupial (Icterus Briss.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Stärlinge (Icteridae) und der Unterfamilie der Beutelstare (Icterinae), Vögel mit schlankem, fein zugespitztem, auf der Firste gerundetem, schneppenartig in das Stirngefieder eingreifendem, durch hohen Mundwinkel ausgezeichnetem Schnabel, ziemlich kräftigen, langzehigen Füßen mit hohen, stark gekrümmten Nägeln, ziemlich langen Flügeln, unter deren Schwingen die zweite die längste ist, langem, abgerundetem, seitlich stufig verkürztem Schwanz. Der Baltimorevogel (I. Baltimore L.), 20 cm lang, 30 cm breit, an Kopf, Hals, Kehle, Mantel, Schultern, Flügeln und den beiden mittelsten Schwanzfedern schwarz, an den Oberflügeldecken, dem Bürzel und den Oberschwanzdeckfedern und den übrigen Unterteilen feurig orange, auf den Flügeln mit breiten, weißen Querbinden, die äußern Schwanzfedern halb orange, halb schwarz; das Auge ist braun, Schnabel und Fuß grau. Er bewohnt die Oststaaten Nordamerikas, geht im Winter bis Westindien und Mittelamerika, lebt besonders an Flußufern, baut ein an Baumzweigen hängendes, sehr künstlich geflochtenes Nest und legt 4-6 blaßgraue, dunkler gefleckte und gestrichelte Eier. Er nährt sich im Frühjahr fast ausschließlich von Kerbtieren, aber im Sommer richtet er an Feigen und Maulbeeren oft großen Schaden an. Wegen seines angenehmen Gesangs hält man ihn viel im Käfig.

Truppen, militärische Abteilungen, die ihrer Organisation nach ein in sich geschlossenes Ganze bilden, z. B. Bataillon, Regiment. Im Gegensatz zu den