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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tschwen-Schrift – Tuamotu

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tschuwaschen'

meist das rechte Wolgaufer. Die T. sind offenbar ein Mischvolk aus Ugro-Finnen und Türken und sind sowohl in ihrem Äußern als auch in ihrem Charakter noch jetzt von den Tataren völlig verschieden. Die tschuwaschische Sprache muß zwar als eine türkische bezeichnet werden; sie ist aber durchaus kein türk. Dialekt, sondern eine selbständige Sprache, die sich aus einem Gemisch von Türkisch und Ugrisch gebildet hat. – Vgl. W. Schott, De lingua Tschuwaschorum (Berl. 1841); Vámbéry, Über die T. (magyarisch, Budap. 1883); Solotnizkij, Tschuwaschisch-russ. Wörterbuch (Kasan 1875).

Tschwi, Negerstamm, s. Odschi.

Tseber, ungar. Weinmaß, s. Cseber.

Tseng, Chi-tsê, Marquis von, chines. Diplomat, geb. 1839 in der Provinz Hu-nan, war 1879 Gesandter in Petersburg, dann in London und Paris und hatte in letzterer Eigenschaft die Aufgabe, 1883 und 1884 die Rechte Chinas auf Annam und Tongking zu vertreten (s. Tongking). Nach seiner Rückkehr nach Peking wurde er Mitglied des Tsung-li-jamen und starb 12. April 1890 in Peking.

Tseribon, Residentschaft auf Java, s. Tscheribon.

Tsetse, eine noch nicht genauer bekannte Stechfliege, die früher für die Erzeugerin der Tsetsekrankheit der Rinder gehalten wurde. Nach neuern Untersuchungen, besonders von Bruce und Koch, ist die wahre Ursache der letztern eine fischähnliche, zwischen den Blutzellen umherschwimmende Protozoenart von der Gattung Trypanosoma. Die Tsetsefliege, wie auch andere für diesen Zweck geeignete Stechfliegen vermitteln nur die Übertragung. Der Beginn der Krankheit äußert sich durch Steigen der Temperatur, dann folgen zunehmende Schwäche, Blutarmut und Abmagerung, worauf die Tiere entweder rasch eingehen oder einem langen Siechtum verfallen. Die Tsetsekrankheit findet sich hauptsächlich in Südafrika und Südindien (hier Surra genannt), wurde aber auch schon in Togoland beobachtet. Auch werden von ihr nicht nur Rinder, sondern auch Pferde, Kamele, Elefanten, Hunde, Ratten und andere Tiere befallen.

Tshishishima, japan. Name der Kurilen (s. d.).

Tshoshi, Stadt auf der japan. Insel Nipon (Hondo), an einem Vorsprung der Ostküste an der Mündung des Tonegawa, hat 25298 E. und betreibt bedeutenden Fischfang.

Tsién, Geldstufe und Gewicht in China, s. Mas.

Tsing, die seit 1644 in China (s. d., Geschichte) herrschende Dynastie.

Tsing Hai, s. Kuku-nor.

Tsin-lü, s. Pekingtruppen.

Tsio, japan. Längen- und Feldmaß, s. Ri und Tsubo.

Tsitisar, s. Zizichar.

Tsjubo, s. Tsubo.

Tsjusan-Inseln, s. Liu-kiu.

Tsoakhaub, afrik. Fluß, s. Swakop (Bd 17).

Tson-khapa, s. Buddhismus (Bd. 17) nebst Taf. II, Fig. 11.

Tsubo (Tsjubo) oder Pu, die Einheit des japan. Feldmaßes, ist = 1 Quadrat-Ken (s. Ken) oder 3,305785 qm. Das Seh von 30 T. = 0,9917 a. 10 Seh = 1 Tan (Tang); 100 Seh = 1 Tsio oder Tschu = 99,17355 a. (S. auch Ri.)

Tsuga, s. Hemlockstannen.

Tsung-li-jamên, Name des auswärtigen Amtes in China (s. d., Verfassung und Verwaltung).

Tsung-ming, Insel vor der Mündung des Jang-tse-kiang gelegen, gehört zur chines. Provinz Kiang-su, ↔ ist fruchtbar und gut bevölkert. Hauptort ist der gleichnamige Hafenplatz.

Tsurugaoka oder Shonai, Stadt auf der japan. Insel Nipon (Hondo), im nördl. Teil, unweit der Westküste, hat 19568 E.

T. s. v. p., Abkürzung für Tournez s'il vous plâit (frz., d.h. wenden Sie gefälligst um), in Briefen u.dgl. am Ende einer Seite gebräuchlich.

Tu, Landschaft, s. Sahara und Tibesti.

Tua, Teresina, Violinvirtuosin, s. Bd. 17.

Tuam (spr. tjūĕm), Stadt in der irischen Grafschaft Galway, unweit links vom Clare, 43 km im NO. von Galway, an der Zweigbahn Athenry-T., Sitz eines kath. Erzbischofs (für Connaught) und eines anglikan. Bischofs, zählt (1881) 3567 E. und hat zwei Kathedralen, ein kath. Seminar, Klöster; Leinweberei, Gerberei und Brauerei.

Tuamotu (d.h. entfernte Inseln), früher bei den Tahitiern Paumotu oder Pomótu, auch Perleninseln, Niedrige Inseln, Gefährliche Inseln oder Archipel des Bösen Meeres genannt, Inselschwarm Polynesiens in der Südsee, der sich im S. der Marquesasinseln über 11 Breiten- (14–25° südl. Br.) und 24 Längengrade (124–148° westl. L.) erstreckt und aus 80 Atollen der Korallenformation besteht, die zusammen 978 qkm bedecken und zum Teil unbewohnt sind. Bis auf das engl. Pitcairn (s. d.) ist die Gruppe im Besitz der Franzosen. (S. Karte: Oceanien.) Die Bevölkerung (1892: 5251) unterscheidet sich wenig von der Tahitis. Wie der ganze Archipel, so sind auch die einzelnen Atolle von NW. gegen SO. gerichtet. Das mit Korallenriffen und Klippen besäte, wegen der heftigen Brandungen der Schifffahrt gefährliche Meer ist unter dem Namen des Bösen Meers berüchtigt. Mit Ausnahme von vier sind die Inseln flach, nur wenig mit Erde bedeckt. Vegetation wie Tierreich sind infolge des wasserlosen Kalkbodens überaus dürftig; doch sind jetzt alle Inseln mit Kokospalmen bepflanzt; diese, Brotfrucht, Yam und Fische liefern die Nahrungsmittel.

Die vier hohen, von dem Typus der übrigen verschiedenen Inseln sind Elisabeth (Henderson), das südwestlicher gelegene Pitcairn, Marutewawao (ganz aus Madreporenkalk) und besonders die Mangarewa- oder Gambiergruppe, nahe dem Wendekreise, die 1797 von Wilson entdeckt, ein Korallenriff, das eine Hafenlagune von 30 m Tiefe mit drei Eingängen und sieben hohen Inseln umschließt. Die Hauptinsel Mangarewa, 13,8 qkm groß, erhebt sich 470 m hoch. Die Inseln sind außerordentlich steil und wild, mit Vegetation bedeckt und mit gutem Trinkwasser versehen. Überdies haben die Mangarewa-Inseln gute Holzarten, eßbare und nahrhafte Wurzeln, Ti-Pflanzen (Dracaena terminalis L.), süße Bataten, Zuckerrohr, Wassermelonen, Kokospalmen, Brotfrüchte, Platanen und Bananen. Sitz der franz. Behörden ist Fakarawa, das den besten Hafen der westl. Gruppe besitzt, der nebst Mangarewa dem auswärtigen Handel geöffnet ist. Von Tahiti aus erhielten die Bewohner der westl. Inseln auch die prot. Religion, der sie, obgleich die Katholiken auf Anaa eine Mission gegründet haben, eifrig treu geblieben sind. Die Bewohner der Mangarewagruppe, Rarotonganer, sprechen ihre besondere Sprache und sind durch kath. Missionare dem Christentum gewonnen. Ihr Kokosöl, Perlmutter und die Perlen, die sie aus den Lagunen fischen, setzen sie zu Papeëte auf Tahiti ab. – Die erste Entdeckung geschah durch den

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1038.

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