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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tsun; Tsungli-Yamên; Tsungming; Tu; Tuam; Tuamotuinseln; Tuareg

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Tsun - Tuareg.

nadische Hemlocktanne, Schierlings-, Sprossentanne, s. Tafel "Gerbmaterialien liefernde Pflanzen"), ein 19-25 m hoher Baum mit wagerecht abstehenden untern Hauptästen, pyramidenförmiger, später ausgebreiteter Krone, kurzen, am obern Ende abgerundeten, in der ersten Jugend fein behaarten Nadeln und 2 cm langen, eiförmig länglichen, oft mehrere Jahre am Baum bleibenden Zapfen und geflügelten Samen, wächst in ganz Nordamerika, besonders auf der Ostseite, von Kanada bis Nordcarolina und westwärts bis ins Felsengebirge, liefert Terpentin, Harz, Gerberrinde, und aus den jungen Sprossen bereitet man Bier; bei uns wird er seit etwa 1730 vielfach als Parkbaum angepflanzt. Die Rinde wird in der Gerberei benutzt. T. Douglasii Carr. (Douglasfichte), ein schöner, 70 m hoher Baum mit kurzen oder mäßig langen, am obern Ende stumpfen Nadeln und aufrechten, 6-8 cm langen, länglichen, oben abgerundeten, am Ende sehr kurzer Zweige stehenden Zapfen mit über die Fruchtteller weit hervorragenden, an der Spitze dreiteiligen Deckblättern, bildet im nordwestlichen Nordamerika große Wälder und verdient als prachtvoller, schnell wachsender, auch in Norddeutschland, wenn einmal gut angewachsen, harter Baum größte Beachtung. Man kultiviert ihn in Europa seit etwa 1830. Vgl. Booth, Die Douglasfichte (Berl. 1877).

Tsun, chines. Längenmaß, s. Fen.

Tsungli-Yamên, in China das Ministerium des Auswärtigen, 1860 errichtet, besteht meist aus Präsidenten des exekutiven Departements unter dem Vorsitz eines Prinzen erster Klasse.

Tsungming, Insel an der Ostküste von China, Provinz Kiangsu, vor der Mündung des Jantsekiang in das Chinesische Meer, mit einem Hafenplatz gleiches Namens.

Tu, große Oase in der östlichen Sahara, s. Tibesti.

Tuam, Stadt in der irischen Grafschaft Galway, am Clare, Sitz eines katholischen Erzbischofs und eines protestantischen Bischofs, hat ein katholisches Seminar (St. Jarlath's), 2 Klöster, eine Lateinschule und (1881) 3567 Einw.

Tuamotuinseln (Paumotu- oder Niedrige Inseln), großer Archipel des Stillen Ozeans, erstreckt sich östlich von den Gesellschaftsinseln zwischen 14° 5'-23° 12' südl. Br. und 135° 33'-148° 45' östl. L. v. Gr. (s. Karte "Ozeanien"). Es sind durchgängig flache Korallen- und fast ohne Ausnahme Laguneninseln, aber nach Größe und Beschaffenheit der Riffe und Lagunen sehr verschieden. Der dürre und wasserarme Korallenboden trägt eine einförmige und dürftige Vegetation (Kokospalmen, Pandanus); nur in den westlichen Inseln sind von Tahiti aus auch einige Kulturpflanzen (Brotfrucht, Bananen, Arum, Ananas) eingeführt worden. Die Landtiere (Ratten, einige Landvögel, sehr wenige Insekten) zeigen eine gleiche Einförmigkeit; dagegen sind die Seetiere (Delphine, Seevögel, Schildkröten, Fische, Mollusken, darunter besonders Perlenmuscheln, Krustaceen etc.) ebenso häufig wie verschiedenartig. Das Klima gilt für gesund und erfrischend; der Wechsel der Jahreszeiten ist weniger regelmäßig als in andern Archipelen. Der Passatwind (von SO. und NO.) ist der vorherrschende Wind, wird aber nicht selten von Westwinden und Windstillen unterbrochen; Regengüsse und Nebel sind nicht ungewöhnlich. Man teilt den Archipel in fünf Gruppen: eine zentrale Hauptgruppe, darunter Rangiroa (Rairoa), Fakarawa, Anaa, Makemo und Hao; eine nördliche Seitengruppe, darunter Oahe, Raroia, Ahangatu, Fakaina, Disappointmentinsel, Tatakotorou, Pukaruha, Natupe; eine südliche Seitengruppe, darunter Hereheretue, Duke of Gloucester-Insel, Tematangi (Bligh), Mururoa, Actäon- (Amphitrite-) Gruppe, Marutea, die Mangarewagruppe und die Pitcairngruppe, wozu noch die Osterinsel mit Sala y Gomez kommt. Danach berechnet sich das Gesamtareal auf ca. 1100 qkm (20 QM.). Die Inseln stehen mit Ausnahme der Pitcairngruppe, der Osterinsel und Sala y Gomez unter französischem Schutz, also ein Gesamtareal von ca. 1000 qkm (18 QM.) mit (1885) 5500 Einw., davon 49 Europäer, von denen die meisten auf Anaa (s. d.) sich befinden. Die Bewohner (s. Tafel "Ozeanische Völker", Fig. 28) sind Polynesier und im ganzen den Tahitiern ähnlich. Sie führen eine Art Wanderleben, indem sie in Familien oder kleinen Stämmen von Insel zu Insel ziehen und sammeln, was diese an Nahrungsmitteln bieten. Von Charakter zeichnen sie sich durch Redlichkeit, Zuverlässigkeit und Keuschheit aus; dazu sind sie ausdauernde und mutige, aber auch grausame Krieger. Von Körper groß und stark gebaut, übertreffen sie die Tahitier an Kraft und Gewandtheit, sind aber dabei viel dunkler, überaus schmutzig und (namentlich die Frauen) oft von auffallender Häßlichkeit. Früchte der Kokospalme und Pandanus, Fische, Schildkröten, Krebse etc. sind ihre Nahrung. Auf den östlichen Inseln finden sich auch noch Anthropophagen. Ein schmaler, aus Matte geflochtener Gürtel bildet fast ihre einzige Kleidung, die Tättowierung, roh ausgeführt, ihren einzigen Schmuck. Die Bewohner der westlichen Inseln stehen schon seit Ende des 18. Jahrh. unter der politischen Herrschaft von Tahiti und sind von dort aus auch für das (evangelische) Christentum gewonnen worden, während sich in neuester Zeit katholische Missionäre nicht ohne Erfolg mit der Bekehrung der Einwohner der östlichen T. beschäftigt haben. Seit die Europäer auf Tahiti Fuß gefaßt, sind die T. Schauplatz eines nicht unbedeutenden Handelsverkehrs geworden, als dessen Ausfuhrartikel besonders Trepang, Perlen (auch Perlmutter) und Kokosöl sowie etwas Schildpatt zu nennen sind, während Zeuge, eiserne Geräte, Mehl, Tabak etc. eingeführt werden. - Einzelne Inselgruppen fanden schon Quiros, Le Maire und Schouten. Genaueres erfuhr man erst seit 1767. Krusenstern gab ihnen den Namen Niedrige Inseln, Bougainville nannte sie wegen ihrer für die Schiffahrt schwierigen und gefährlichen Natur Gefährliche Inseln, auch Perleninseln sind sie von Händlern genannt worden. Schouten nannte diese Meeresgegend die Böse See, Roggeveen das Labyrinth.

Tuareg (Tuarik, Singul. Targi), arab. Name des zu den Berbern gehörigen Volkes der mittlern Sahara, das sich selbst Imoscharh (Imuharh, Imazirhen) nennt, im N. bis an den Atlas, im S. bis über den Niger, im W. bis zu den maurischen Stämmen und im O. bis zu den Tibbu seine Wohnsitze ausgebreitet hat. Die T. zerfallen in zwei Abteilungen, in die sogen. freien (Ihaggaren) und in die unterworfenen Stämme (Imrhad), und in mehrere, meist einander feindliche Stämme: die Asgar und Hogar im N., die Kelowi, Itissa, Sakomaren weiter südlich, die Auelimiden am Niger u. a. Sie sind ein schöner, bräunlicher Menschenschlag mit echt kaukasischen Gesichtszügen, wo er sich von Negerbeimischung frei erhalten hat. Als Nomaden durchstreifen sie, raubend und Viehzucht treibend, die Wüste; wichtig sind sie als Vermittler des Karawanenverkehrs zwischen dem Nordrand Afrikas und dem Sudân, ausgezeichnet in der Tracht vor den übrigen Völkern