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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Turmalingranit - Turnau

mung wird der T. polarelektrisch. Schöne Varietäten finden sich bei Penig in Sachsen, in Böhmen, Mähren, Schlesien, den Alpen, anf Elba, in Sibirien, auf Ceylon und in Brasilien. Man schätzt die grünen brasilianischen (brasilianischer Smaragd) und die roten T. aus Ceylon und Sibirien (Sibirit oder Rubellit) und die dunkelblauen oder indigofarbigen von Utö in Schweden und Villarica in Brasilien (Indigolith, brasilianischer Saphir) als Schmucksteine. Die undurchsichtige schwarze Varietät (gemeiner T. oder Schörl) kommt häufig als Gemengteil gewisser Gesteine, namentlich der Granite vor. Mikroskopische Prismen von T. finden sich in vielen Phylliten, Glimmerschiefern und Thonschiefern, auch in gewöhnlichen Sanden. Wegen seiner Eigenschaft, in dickern Platten den ordentlichen Lichtstrahl ganz zu verschlucken und nur den außerordentlichen, und zwar in einem nach der Geradendfläche polarisierten Zustande hindurchzulassen, dient durchsichtiger T. zu Polarisationsapparaten (s. Turmalinzange).

Turmalingranit, Gestein, s. Granit.

Turmalinzange, der einfachste Polarisationsapparat. Fällt gewöhnliches Licht auf eine Platte von Turmalin (s. d.), die parallel zur optischen Achse geschliffen ist, so zerlegt es sich vermöge der Doppelbrechung in ordentliche und außerordentliche Strahlen. Letztere gehen durch die Platte, während die erstern von dieser verschluckt (absorbiert) werden. Zwei Turmalinplatten, deren optische Achsen parallel liegen, lassen daher die außerordentlichen Strahlen durch. Wenn sich jedoch die Platten mit ihren optischen Achsen unter rechtem Winkel kreuzen, so wird der außerordentliche Strahl, der die erste durchdringt, als ordentlicher in die zweite eintreten und in derselben absorbiert, wodurch das Gesichtsfeld dunkel bleibt. Bei der T. (s. beistehende Figur) sind zwei in Kork gefaßte Turmalinplatten durch einen Draht so miteinander verbunden, daß sich die eine vor der andern in ihrer Ebene drehen läßt; bei der Drehung wird das Gesichtsfeld abwechselnd hell und dunkel. Die Federung des Drahtes drückt die beiden Turmalinplatten gegeneinander derart, daß eine Zange gebildet wird, die gestattet, zwischen die Platten durchsichtige Scheiben zu bringen und daselbst festzuhalten. Man kann dann untersuchen, ob der so eingeschaltete Körper das Licht einfach oder doppelt bricht. Im ersten Fall bleibt bei gekreuzten Achsen der Platten das Gesichtsfeld dunkel. Im zweiten Fall wird der außerordentliche Strahl vom Zwischenkörper neuerdings in einen ordentlichen und außerordentlichen Strahl zerlegt. Ersterer wird von der Augenplatte wieder verschluckt, wogegen der außerordentliche Strahl durch die Augenplatte dringt und das Gesichtsfeld erhellt. Die T. gestattet auch die eigentümlichen Farbenerscheinungen verschiedener Krystallplatten zu studieren.

Turmarmbrust, Flaschenzugarmbrust, eine zum Horizontalschuß bestimmte mittelalterliche Schießmaschine in Armbrustform; sie war hauptsächlich zur Verteidigung fester Plätze bestimmt und bisweilen bis zu 10 m lang.

Turmberg, Berg bei Schönberg (s. d.) in Westpreußen.

Turmdach, s. Dach.

Turmfalke (Falco tinnunculus L.), einer der in Deutschland häufigsten, 34 cm (Männchen) bis 36 cm (Weibchen) langen, 70 cm (Männchen) bis 74 cm (Weibchen) klafternden Falken von rostroter Färbung und beim Männchen aschgrauem Kopf, mit gelben Beinen und gelber Wachshaut. Er ernährt sich von Mäusen, kleinen Vögeln und Insekten.

Turmgeschütze, s. Schiffsgeschütze.

Türmitz, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Aussig in Böhmen, an der Biela und den Linien Aussig-Komotau und Aussig-Bilin der Aussig-Teplitzer Eisenbahn, hat (1890) 3311 deutsche E., Schloß des Grafen von Nostitz-Rhineck mit Herrschaft (1188 ha); Zuckerfabrik, Pechraffinerie, chem. Fabrik, mechan. Strickerei, Landwirtschaft, Obstbau (namentlich Zwetschen und Äpfel); in der Nähe Braunkohlengruben.

Turmknopf, metallene Hohlkugel, die mittels eines Halses auf die Helmstange eines Turms aufgesteckt wird und worin Urkunden über den Bau, Gebete, Reminiscenzen, Reliquien u.s. w. zum künftigen Gedächtnis verschlossen werden.

Turmmühlen, s. Windmotoren.

Turmschiebeleitern, s. Feuerleitern

Turmschiff, s. Panzerschiff und Monitor.

Turmschnecken, s. Turritellen.

Turmschwalbe, s. Mauerschwalbe und Langhänder.

Turmstationen, s. Bahnhöfe.

Turmuhr, s. Uhren.

Turm- und Schwertorden, portug. Orden, 1459 von Alfons V. gestiftet, 13. Mai 1808 durch König Johann VI. erneuert und 28. Juli 1832 vom Regenten, dem Herzog von Bragança, in fünf der franz. Ehrenlegion entsprechenden Klassen umgestaltet. Der Orden besitzt eigene Versorgungsanstalten. Ordenszeichen ist ein fünfarmiges, auf den einen Arm gestelltes und an seinen Spitzen mit Kugeln besetztes weiß emailliertes Kreuz, im runden goldenen Mittelschild innerhalb blauer Einfassung (worauf in goldenen Buchstaben die Worte "Valor, Lealtad e Merito", Tapferkeit, Ergebenheit und Verdienste) ein auf einem grünen Eichenkranz liegendes Schwert. Das Kreuz ist von zwei Eichenzweigen kranzförmig umgeben und von einem goldenen Turm überhöht, der mittels eines Ringes dem dunkelblauen Ordensbande zur Befestigung dient.

Turmwindmühlen, s. Windmühlen und Windmotoren.

Turn, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und im Gerichtsbezirk Teplitz in Böhmen, an Teplitz anstoßend, mit Teplitz und Eichwald durch elektrische Straßenbahn verbunden, hat (1890) 5660 meist deutsche E., einen großen, von den Teplitzer Kurgästen besuchten Park, Schwimm- und Badeanstalt, elektrische Beleuchtung; Brauerei, Fabrikation von Kartonnagen, Möbeln, Web- und Wirkwaren, Porzellanblumen, Majolika, Terracotta, plastischen Figuren, Schirmfournituren, Metall- und Galanteriewaren, Ledertuch, ätherischen Ölen und Essenzen, chem.und technischen Produkten, Essig und Tinten und Kohlenbergwerke.

Turn., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Dawson Turner (spr. tör-), geb. 1755 zu Yarmouth, gest. als Bankier 1850 zu Old Brompton, schrieb besonders über die engl. Flechten und Pilze.

Turnau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 330,75 qkm und (1890) 47 698 (22 964 männl., 24 734 weibl.) meist czech. E. in 62 Gemeinden mit 202 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Böhmisch-Aicha und T. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (201,41 qkm, 31 502 meist czech. E.), an der