Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

13

Turnikett - Turpin

Bayern 1510-45, in Steindruck von Senefelder, mit Erklärungen von Schlichtegroll (Münch. 1818-29). Durch des bayr. Herolds Georg Rürners Turnierbuch (2. Ausg. 1532), das eine Reihe erfundener Angaben enthält, ist große Verwirrung in die Geschichte der deutschen T. gebracht worden, die sich bis heute noch fühlbar macht.

Turnikett, s. Tourniquet.

Turnips, deutscher Name von Brassica Rapa L., s. Brassica.

Türniizer Traisen, Fluß;, s. Traisen.

Turnkunst, Turnkür, Turnlehrerbildungsanstalten, s. Turnen.

Turnose, Münze, s. Gros tournois.

Turn-out (engl., spr. törn aut), Arbeiterausstand, Streik.

Turnschule, s. Turnen.

Turn-Severin (Turnu-Severinu), Hauptort des rumän. Kreises Mebedinţi an der Donau und der Eisenbahn Bukarest-Verciorova, dort gelegen, wo die Donau das Eiserne Thor (s. d.) verläßt, um in die walachische Tiefebene einzutreten, hat 14 669 E., Gewerbeschule, Schiffbau und Werkstätten der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft. Etwas stromabwärts führte über die 1000 m breite, 6 m tiefe Donau die Trajansbrücke, von der bei niedrigem Wasserstand 11 Pfeiler sichtbar werden. Eine Turmruine, der sog. Severinsturm, hat dem Ort den Namen gegeben.

Turnsperre, s. Turnen.

Turnspiele, vornehmlich Bewegungsspiele, s. Spiel und Turnen.

Turntage, s. Turnerschaft.

Turnu-Magurele, Hauptstadt des rumän. Kreises Teleorman, an der Donau unweit der Einmündung des Oltflusses, gegenüber Nikopoli, Endpunkt der Zweigbahn Costesci-T., mit 5995 E. Der kleine Hafen ist wichtig für den Getreidehandel. Hier fand 1853 eine Schlacht zwischen Russen und Türken statt.

Turnus (mittellat.), Reihenfolge.

Turnu-Severinu, s. Turn-Severin.

Turnvereine, akademische, die das Turnprincip in erster Linie vertretenden Studentenvereine. Die Burschenschaft hatte das unter dem Einflüsse Jahns aufgenommene Turnen (s. d.) bald wieder fallen lassen, und erst 1860 gründeten in Berlin und Göttingen eine Anzahl Studenten die ersten akademischen Turnvereine (A. T. V.). Andere Universitäten folgten, doch wirkte das Kriegsjahr 1870-71 lähmend auf die akademische Turnerei. Erst auf dem allgemeinen Deutschen Turnfest zu Bonn gründeten die Vereine von Berlin, Leipzig und Graz 8. Aug. 1872 den Kartellverband akademischer T., dem sich rasch andere anschlossen, so daß auf dem ersten Turnfeste des Verbandes (1882 zu Sangerhausen) bereits 12 Universitäten vertreten waren. Während anfangs das Turnprincip das einzige dieser T. war, machte sich allmählich auch das studentische Princip geltend, und in den siebziger Jahren legten bereits einige Vereine zum äußern Zeichen desselben Couleur an. Zugleich mit der Entscheidung für unbedingte Satisfaktion (1885) änderte der Kartellverband seinen Namen und nannte sich nunmehr nach seiner gesetzgebenden Körperschaft Vertreter-Convent (V. C.). Der V. C., dessen Vereine sich seit 1897 Turnerschaften nennen, ist auf allen deutschen Universitäten vertreten und zählt 33 Vereine mit rund 1300 studierenden Mitgliedern; diese Vereine geben unbedingte Satisfaktion, haben eigene Waffen und tragen Couleur. Sie treten in ihrer Gesamtheit alle zwei Jahre in einem V. C.-Turnfest, das wechselnd in einer Stadt Mitteldeutschlands abgehalten wird, auf. Neben dem V. C. besteht noch ein Verband nichtfarbentragender akademischer T., der seinen Ausgang von Jena nahm. Mit dem Jenenser vereinigten sich 27. Juni 1883 die Vereine in Freiburg, München und Aachen (Polytechnikum) zum (nichtfarbentragenden) Akademischen Turnbund (A. T. B.), dem sich auch der älteste A. T. V. (zu Berlin) anreihte. Diesem Bunde gehören 19 Vereine an, die sich auch auf die Technischen Hochschulen erstrecken und rund 1100 Mitglieder zählen. Auch der Turnbund veranstaltet regelmäßige Turnfeste. Als Organ des V. C. erscheinen alle 14 Tage die "Akademische Turnzeitung" (Leipzig), als das des Turnbundes die "Akademischen Turnbundsblätter" (Berlin).

Turnya, ungar. Ort, s. Torna.

Turócz oder Thurocz (spr. túrohz), Komitat in Ungarn, grenzt im N. an das Komitat Trentschin, im O. an Arva, Liptau und Sohl, im S. an Bars, im W. an Neutra und Trentschin und hat 1150,35 qkm und (1890) 49 979 meist evang. slowak. E. (10 180 Deutsche, 1358 Ungarn), darunter 20 853 Katholiken und 22l4 Israeliten. Das Land ist eine von den Centralkarpaten und andern Karpatenzweigen umgebene wellenförmige, von der Waag und deren Zufluß T. bewässerte, fruchtbare Hochebene. Die ausgedehnten Waldungen liefern vortreffliches Holz. Die üppigen Wiesen und Triften begünstigen die Vieh-, besonders die Schafzucht; der Ackerboden trägt namentlich Buchweizen, vorzügliche Rüben, Hülsenfrüchte, Mohn und Flachs. Aus den Wacholderbeeren verfertigt man Branntwein, Boroviczka genannt. Die Bevölkerung treibt Ackerbau, Viehzucht, Kleingewerbe und Handel, namentlich Hausierhandel. Das Komitat umfaßt zwei Stuhlbezirke. Hauptort ist Turócz-Szent-Márton.

Turócz-Szent-Márton (spr. túrohz ßent), Groß-Gemeinde und Hauptort des Komitats Turócz und eines Stuhlbezirks (26 676 E.), an der Turócz und der Linie Budapest-Ruttka der Ungar. Staatsbahnen, Sitz der Komitatsbehörden, hat (1890) 2860 meist evang. slowak. E., darunter 1167 Katholiken und 383 Israeliten, evang. und kath. Kirche, Synagoge, ein schönes Komitatshaus, eine slowen. Matica (s. d.), ein slowak. Haus ("Dom") mit Museum, Bibliothek, Theater, Hotel und Restaurant, Bürger- und Kaufmännische Schule, ehemals slowak. Gymnasium; Sesselfabrik, Gerberei und Brauerei.

Turon, die mittlere Stufe der obern Abteilung der Kreideformation (s. d.); ihr gehören z. B. die Felsen des Königsteins, des Liliensteins und des Hohen Schneeberges in Sachsen an. (S. die Abbildungen zweier Leitfossilien auf der Tafel: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe IV, Fig. 10 u.11, Bd. 11, S. 801.)

Turp., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Pierre Jean François Turpin (spr. türpäng), einen franz. Botaniker und Pflanzenmaler, geb. 1775, gest. 1840 zu Paris.

Turpethum minerale, früher offizinelles Quecksilbersalz, s. Quecksilberoxydsulfat.

Turpin (auch Tulpinus), Erzbischof von Reims, starb um 800. Berühmt wurde sein Name durch die ihm beigelegte Chronik, die einen zweimaligen Zug Karls d. Gr. nach Spanien, zum Teil nach altfranz. Heldenliedern, erzählt. Das Werk besteht aus fünf ursprünglichen Kapiteln, die von einem franz. Mönche in Compostela, der sich nicht T. nennt,