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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tyroglyphus farinae; Tyrol; Tyrolt; Tyrone; Tyrosin; Tyrotoxikon; Tyrrha; Tyrrhener; Tyrrhenisches Meer; Tyrsener; Tyrtäus; Tyrus

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Tyroglyphus farinae - Tyrus

Tyroglyphus farinae, s. Mehlmilbe.

Tyrol, andere Schreibung für Tirol (s. d.).

Tyrolt, Rudolf, Schauspieler, geb. 23. Nov. 1848 im Schlosse seines Großvaters zu Rottenmann in Steiermark, besuchte in Graz das Gymnasium und studierte daselbst Jura, wandte sich aber dann der Bühne zu. Sein erstes größeres Engagement war dasjenige in Brünn (1871-72); ihm folgte das am Wiener Stadttheater unter Laube, der T. sehr förderte und auch zum Regisseur ernannte. 1884 wurde er Mitglied des Burgtheaters in Wien und 1890 beim Deutschen Volkstheater ebenda, wo er sich 1891 bis 1895 verpflichtete. T. ist Charakterkomiker; doch leistet er auch im ernsten Charakterfach Bedeutendes. Zu seinen bedeutendem Rollen gehören: Valentin im "Verschwender", die Anzengruber-Rollen, Florentius in "Rantzau", Lehr in "Schuldig", und eine Reihe komischer Charakterrollen. T. ist auch Bühnenschriftsteller und hat außerdem geschrieben: "Geschichte des Wiener Stadttheaters", "Aus der Theaterwelt" u. a.

Tyrone (spr. tirohn), Grafschaft der Provinz Ulster in Irland, wird von Londonderry im N., Donegal im W. und NW., Fermanagh im SW., Monaghan im S., Armagh im SO. und vom Lough Neagh im O. begrenzt, hat 3264,3 qkm, wovon 50 Proz. der Kultur unterworfen sind, und (1891) 171 401 E. gegen 197 719 (1881) und 313 011 (1841). Darunter sind 54 Proz. Katholiken. Die Zahl der Auswanderer betrug (1893) 1700. Der östl. Teil ist eine große Ebene und wird durch eine Hügelregion von der Ebene von Omagh im südwestl. Teile getrennt. Westlich von Omagh liegt der 338 m hohe Dooish, im NNW. von dieser Stadt der Bessy-Bell 423, im NO. der Mullaghcarn 542 m hoch. Die bedeutendste Höhe, 683 m, erreicht der Sawel in den Sperrin-Mountains an der Nordgrenze. Der wichtigste der zahlreichen Flüsse, der Foyle, hier Strule und Mourne genannt, wird bei Newtown-Stewart schiffbar. Drei in Omagh zusammentreffende Eisenbahnen fördern den Verkehr. Der fruchtbare Teil trägt alle in Irland überhaupt heimischen Produkt. Kartoffeln und Hafer bilden indes die Haupterzeugnisse. Dem Landbau noch untergeordnet ist die Rindvieh- und Schafzucht. T. hat Eisen- und Steinkohlengruben; allein die Industrie liegt danieder. Die Bevölkerung lebt in größter Dürftigkeit. Die Grafschaft schickt vier Abgeordnete ins Parlament. Hauptstadt ist Omagh mit 4039 E.

Tyrosin, organische Verbindung von der Formel: C6H11NO3 oder C6H4(OH)·CH2·CH(NH2)·COOH (β-Oxyphenylalanin oder Paraoxyphenylamidopropionsäure). Es findet sich in altem Käse, in der Pankreasdrüse, der kranken Leber, der Melasse und entsteht auch durch Spaltung aus den Eiweißkörpern bei der Verdauung, bei der Fäulnis oder beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure und kann auch synthetisch dargestellt werden. T. bildet feine seidenglänzende Nadeln und ist in Wasser ziemlich schwer, in Alkohol noch schwerer löslich.

Tyrotoxikon (grch.), s. Käsevergiftung.

Tyrrha, Stadt im Altertum, s. Tireh.

Tyrrhener oder Tyrsener, griech. Benennung der Bewohner von Etrurien (s. d.).

Tyrrhenisches Meer (ital. mare Tirreno, lat. Mare Tyrrhenium, Tuscum oder inferum im Gegensatz zum Mare superum, Adriatisches Meer), ein Teil des Mittelmeers (das bei den Römern auch Mare internum oder nostrum hieß), ist durch Sardinien im W. vom Sardinischen, durch Corsica im NW. vom Gallischen Meer geschieden, im NO. von Toscana, Latium und Campanien begrenzt und im O. durch Calabrien vom Ionischen, im S. durch Sicilien vom Sicilischen Meer getrennt und besteht aus zwei ungleichen Becken, dem kleinen nördlichen, nur bis 1572 m tiefen östlich von Corsica und dem großen, bis 3731 m tiefen im S. Der Teil im N. von Elba mit dem Golf von Genua wird Ligurisches Meer genannt. (S. Italien, Küsten, sowie die Karte: Mittelländisches Meer.)

Tyrsener, s. Tyrrhener.

Tyrtäus, griech. elegischer Dichter, der die Spartaner durch seine Lieder während des zweiten Messenischen Krieges zur Ausdauer im Kampfe begeisterte und nach der glücklichen Vollendung des Krieges zu strenger Ordnung und Gesetzlichkeit zurückführen half. Nach der gewöhnlichen Tradition stammte er aus Attika oder aus Athen selbst und wurde den Spartanern auf ihre Bitte von den Athenern als Anführer im Kriege zugesandt. Diese Erzählung wurde später dahin ausgeschmückt, daß die Athener den nach einem Spruche des Delphischen Orakels einen Heerführer von ihnen erbittenden Spartanern zum Hohne den T., einen lahmen und nach der allgemeinen Meinung etwas dummen Schulmeister, gesandt hätten. Allein diese an sich sehr unwahrscheinliche Erzählung wird durch Verse des T. selbst widerlegt, nach welchen man ihn für einen geborenen Dorier halten muß. Unter den Dichtungen des T. war die berühmteste die sog. "Eunomia", ein längeres elegisches Gedicht ethisch-polit. Inhalts, worin er die durch den Krieg und mannigfache Not aufgeregten Gemüter der spartan. Bürger zu beruhigen suchte. Ferner hatte man von ihm u. d. T. "Hypothecae" eine Sammlung einzelner Elegien, welche zum Kampfe fürs Vaterland aufforderten. Endlich besaß man u. d. T. "Embateria" (Marschlieder) eine Anzahl kurzer Kampflieder in anapästischem Rhythmus, welche von den Spartanern, während sie in die Schlacht zogen, unter Flötenbegleitung gesungen wurden. Die zahlreichen Überreste dieser Dichtungen sind am besten herausgegeben in Bergks "Poetae lyrici graeci" (3. Bd., 4. Aufl., Lpz. 1882), übersetzt in Webers "Die elegischen Dichter der Hellenen" (Frankf. 1826).

Tyrus (grch. Tyros, semit. Sûr, in der Bibel Zor, d. i. Fels), die berühmteste unter den Seestädten Phöniziens, jünger als Sidon (s. d.), aber doch sehr alt, wurde eine der bedeutendsten und reichsten Handels- und Industriestädte der Alten Welt, blühend zugleich durch Kunst und Wissenschaft. Durch die Tyrier lernten die Israeliten Baukunst und Schiffahrtskunde. Den Tyriern werden auch die verbesserte Bauart der Schiffe, das Segeln in der Nacht nach der Stellung der Gestirne und andere Erfindungen in der Schiffahrt zugeschrieben. Sie besuchten nicht nur alle Küsten des Mittelländischen Meeres, sondern drangen auch in den Atlantischen Ocean, holten Zinn aus Britannien und vielleicht auch Bernstein ans der Ostsee. Gades, das heutige Cadix in Spanien, und Karthago in Afrika waren tyrische Kolonien. Die Blüte datiert von dem Ausbau des angeblich von Alttyrus aus gegründeten Inseltyrus durch Hiram (s. d.) im 10. Jahrh. v. Chr. Alttyrus (Palaityros), das man an dem gegenüber liegenden Festland ansetzt, dessen Existenz aber nicht sicher fest steht, sowie das ältere Sidon treten der Inselstadt gegenüber zurück. Der ursprünglich über 700 m vom