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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Übigau - Üchtland

gezwungen und nur auf kurze Zeit teil. Zuletzt gingen die U., wohl größtenteils romanisiert, in den ripuarischen Franken auf.

Übigau. 1) Stadt im Kreis Liebenwerda des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, an der Einmündung des Land- (Röder-) Grabens in den Neugraben, an der Linie Halle a. S.-Cottbus der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 1541 meist evang. E., Postagentur; Seifensiederei, zwei Brauereien, Mahl- und Sägemühle, Kram- und Viehmärkte. – 2) Dorf in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, 3 km unterhalb Dresdens, rechts an der Elbe, ist Dampferstation und hat (1895) 1318 E., darunter 46 Katholiken; Maschinenfabrik, Eisengießerei und Kesselschmiede, eine bedeutende Schiffswerft der deutschen Elbschiffahrtsgesellschaft «Kette», Wein- und Obstbau.

Ubiquität (kirchenlat.), in der Dogmatik die von den Lutheranern behauptete, von den Reformierten bestrittene Allgegenwart des Leibes Christi, wodurch schon Luther im großen Abendmahlsbekenntnis (1528) die wirkliche Gegenwart des Leibes Christi in den Abendmahlselementen zu begründen suchte. Doch wird von der absoluten U., vermöge deren die Menschheit Christi in raumloser Weise überall sein soll, wo seine Gottheit ist, die hypothetische U. oder die Multipräsenz unterschieden, wonach Christus die durch den Raum nicht begrenzte Möglichkeit hat, seiner Menschheit nach in räumlicher Weise an allen Orten gegenwärtig zu sein, wo er verheißen hat zu sein, auch an mehrern Orten zugleich. Die absolute U. wurde durch die württemb. Theologen in dem von Joh. Brenz 1559 aufgesetzten Glaubensbekenntnis zu einem Hauptpunkte der luth. Rechtgläubigkeit erhoben, während die Multipräsenz unter den niedersächs. Theologen Vertreter fand. Die Konkordienformel (s. d.) verteidigt die U. gegen die Reformierten, ohne zwischen den beiden Auffassungen dieser Lehre zu entscheiden. (S. Abendmahl.)

Ubi tu Gajus, ego Gaja, s. Cajus.

Übungen, militärische, s. Einziehen, Bd. 17.

Übungslager, s. Lager (militärisch).

Übungsmärsche, s. Märsche.

Ubychen, s. Tscherkessen und Kaukasusvölker.

u. c., in der Musik Abkürzung für una corda (s. Corda).

Ucayāli, auch Yucayali, Nebenfluß des Amazonenstroms in den peruan. Anden, entspringt weit südlicher als dieser, nämlich unter 14° 30’ südl. Br., am Cerro Vilcanota als Huilcamayo und am Cerro Raya als Combopata, durchfließt als Urubamba die Ostcordillere, vereinigt sich unter 11° 40’ südl. Br. mit dem Paucartambo (s. d.) von Osten, heißt dann Quillabamba und fließt unter 11° südl. Br. mit dem von SW. kommenden Tambo-Ené, der aus dem Mantaro, Perene und Apurimac an der Ostseite der Westcordillere entsteht, zusammen. Erst von hier an heißt er U.; er nimmt dann bei Sta. Rita von links den Pachitea und kleine Nebenflüsse auf und mündet bei Nauta. 1235 km sind schiffbar; bis zur Pachiteamündung besteht regelmäßige Dampfschiffahrt.

Uccialli (spr. utschalli), Ort in der gleichnamigen Landschaft Abessiniens, im nördlichsten Schoa. Hier wurde 2. Mai 1889 zwischen Italien und Abessinien ein Vertrag abgeschlossen, worin letzteres das ital. Protektorat anerkannte, doch wurde dieser Vertrag durch den Frieden zu Addis Abeba (26. Okt. 1896) wieder aufgehoben. (S. Italien, Geschichte.)

Uccle (spr. ükl), Stadt in der belg. Provinz Brabant, bei Brüssel, Station der Bahnlinie Brüssel-Luttre der Staatsbahn, hat (1894) 14836 E., ein Irrenhaus; Leinwandbleicherei, Kattundruckerei und bedeutenden Gemüsebau.

Uchapara, Strom in Bolivia, s. Beni.

Uchard (spr. üschahr), Mario, franz. Schriftsteller, geb. 28. Dez. 1824 zu Paris, Gatte der Schauspielerin Madeleine Brohan (s. d.) vom Théâtre français, gest. 31. Juli 1893 in Paris, brachte 1857 sein Drama «La Fiammina» mit Erfolg auf diese Bühne. Weniger Glück machte das Gegenstück hierzu «Le retour du mari» (1858). Seitdem kamen zur Aufführung: die Lustspiele «La seconde jeunesse» (1859) und «La prospérité d’un bourgmestre» (1864); ferner das Drama «La charmeuse» (1864). Auch schrieb er für den «Moniteur» den Roman «Raymon» (Par. 1862) und die meist in der «Revue des Deux Mondes» zuerst veröffentlichten Romane «Le mariage de Gertrude» (ebd. 1862), «La comtesse Diane» (1864), «Une dernière passion» (1866), «Jean de Chazol» (1869), «Mon oncle Barbassou» (1876), «Inès Parker» (1880), «Mademoiselle Blaisot» (1884), «Joconde Berthier» (1886), «Antoinette ma cousine» (1891) u. s. w.

Uchatĭus, Franz, Freiherr von, österr. Artilleriegeneral und Artillerietechniker, geb. 20. Okt. 1811 zu Theresienfeld in Niederösterreich, trat 1829 als Kadett-Unterkanonier in das 2. österr. Artillerieregiment, wurde 1841 Feuerwerker in der Geschützgießerei, 1843 Lieutenant, focht 1848 und 1849 in Italien und Ungarn, wurde 1860 Major und Vorsteher der Geschützgießerei, 1867 Oberst und war von 1871 ab Kommandant der Artilleriezeugsfabrik im Arsenal zu Wien, als solcher 1874 Generalmajor, 1879 Feldmarschalllieutenant. Er endete 4. Juni 1881 zu Wien durch Selbstmord. U. trat 1856 mit einer verbesserten Stahlerzeugungsmethode, dem sog. Uchatiusstahl, auf, konstruierte eine Pulverprobe und ballistische Apparate, insbesondere zum Messen des Gasdrucks in Geschützrohren, und ist der Schöpfer des gegenwärtigen österr.-ungar. Feldartilleriematerials (Muster 1875). In der Geschützbronze (s. d.) schuf er ein Geschützrohrmaterial, welches erheblich billiger als Stahl ist. Die Konstruktionsverhältnisse des Geschützes entnahm U. in der Hauptsache den von Fr. Krupp in Essen gelieferten Versuchsmodellen, wofür die österr.-ungar. Regierung eine namhafte Geldentschädigung zahlte. Um die Geschoßfrage machte sich U. durch die Konstruktion seiner Ringhohlgeschosse, die seitdem in fast allen Artillerien Anwendung finden, wesentlich verdient.

Uchatiusbronze, Uchatiusmetall, soviel wie Hartbronze, s. Geschützbronze.

Uchatiusgranaten, s. Geschoß.

Uchatiuskanonen, die von Uchatius (s. d.) konstruierten und mit Rohren aus Geschützbronze (s. d.) hergestellten österr. Feldgeschütze M/75.

Uchatiuspulver, weißes Schießpulver, Nitrostärke oder Xyloidin, ein Surrogat des schwarzen Schießpulvers, besteht in der Hauptsache aus nitriertem Stärkemehl. Es ist schneeweiß, explodiert sehr leicht und wird deshalb wenig verwendet.

Uchatiusstahl, s. Eisen (Technisches) und Eisenerzeugung, Ⅱ. C.

Uchilobos (spr. utschilobōs), s. Huitzilopochtli.

Uchte, preuß. Flecken, s. Bd. 17.

Üchtland, Nüchtland, Öchtland oder Helvetische Wüste (lat. Eremus Helvetiorum), im