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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Urban; Urbana; Urbāna lingua; Urbanĭa; Urbanistinnen; Urbarbuch; Urbarmachung; Urbeis; Urbīno

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Urban - Urbino.

mit jenem, wurde aus Rom vertrieben und floh nach Genua, wo er wegen einer gegen ihn angestifteten Verschwörung sechs Kardinäle hinrichten ließ (1385). Er starb in Rom, wahrscheinlich an Gift, 15. Okt. 1389.

7) U. VII., früher Johann Baptist Castagna, war Professor des Zivil- und kanonischen Rechts und Erzbischof von Rossano, wurde 1583 zum Kardinal und 15. Sept. 1590 zum Papst gewählt, starb aber schon 12 Tage nach seiner Ernennung.

8) U. VIII., eigentlich Maffeo Barberini geb. 1568 zu Florenz, wurde 1604 zum Erzbischof von Nazareth ernannt und ging als Gesandter nach Paris, wo er das meiste zur Wiederaufnahme der Jesuiten beitrug. Seit 1605 Kardinalpresbyter und seit 1608 Erzbischof von Spoleto, ward er 6. Juli 1623 an Gregors XV. Stelle zum Papst gewählt. Während er die Wissenschaften und Künste förderte, überließ er die Sorge für Staatsangelegenheiten meist seinen Verwandten. Aus Besorgnis vor der Übermacht des Hauses Habsburg, welche durch die Erfolge Kaiser Ferdinands II. im Dreißigjährigen Krieg sehr gestiegen war und die Unabhängigkeit des Kirchenstaats bedrohte, schloß sich U. Frankreich an und unterstützte Richelieu im Kampf gegen Österreich und Spanien. Statt die Ausführung des Restitutionsedikts zu befördern, begünstigte er den Widerstand der Protestanten und die Einmischung Schwedens in Deutschland. Zu gunsten seiner Familie unternahm er 1641 einen Krieg gegen die Farnese von Parma wegen Castro, der aber unglücklich für ihn endete. Unter ihm fiel 1631 durch das Aussterben des Hauses Rovere das Herzogtum Urbino dem päpstlichen Stuhl für immer zu. Er erteilte den Kardinälen den Titel »Eminenz«, erneuerte die Bulle »In coena Domini«, verbesserte das »Breviarium romanum« (Rom 1632), errichtete 1627 das Kollegium der Propaganda, verdammte das Galileische Sonnensystem (s. Galilei), hob die Jesuitinnen auf und verurteilte 1642 durch die Bulle »In eminenti« zuerst den Jansenismus; starb 29. Juli 1644. Seine Gedichte (Rom 1631 u. Par. 1642) wurden später von Brown (Oxf. 1726) herausgegeben. Vgl. Gregorovius, U. VIII im Widerspruch zu Spanien und dem Kaiser (Stuttg. 1879).

Urban, Karl, Freiherr von, österreich. Feldmarschallleutnant, geb. 31. Aug. 1802 zu Krakau, trat aus dem Kadettenkorps in die österreichische Armee und war 1848 der erste Offizier, der dem neuen ungarischen Ministerium den Gehorsam und den Eid auf die neue Verfassung verweigerte; er unterdrückte mit 1500 Grenzern den Aufstand der 8-10,000 Szekler und schlug 18. Nov. 1848 die Insurgenten bei Klausenburg. Nachdem er sich im ungarischen Feldzug noch mehrfach ausgezeichnet, avancierte er 1850 zum Generalmajor und, nachdem er 1851 in den Freiherrenstand erhoben worden, 1857 zum Feldmarschallleutnant. Im italienischen Feldzug von 1859 erhielt er den Befehl über eine mobile Division, mit der er dem Vordringen der Alpenjäger unter Garibaldi auf dem rechten Flügel der Österreicher entgegentreten sollte, und hatte Garibaldi schon bei Varese eingeengt, als ihn die Niederlage der Österreicher bei Magenta in Gefahr brachte, abgeschnitten zu werden; doch gelangte er unter blutigen Arrieregardengefechten an den Mincio. Nach der Schlacht bei Solferino wurde ihm der Oberbefehl in Verona übertragen. Er starb 1. Jan. 1877 in Brünn durch Selbstmord.

Urbana, 1) Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, Grafschaft Champaign, mit 1868 eröffneter polytechnischer Hochschule (Industrial University), die von 400 Studenten besucht wird. U. mit dem benachbarten Champaign hat (1880) 5103 Einw. -

2) Stadt im nordamerikan. Staat Ohio, 64 km westnordwestlich von Columbus, hat einige Fabriken, ein Seminar der Swedenborgianer und (1880) 6252 Einw.

Urbāna lingua (Sermo urbanus), s. Lateinische Sprache.

Urbanĭa, Stadt in der ital. Provinz Pesaro e Urbino, Kreis Urbino, am Metauro, hat eine Kathedrale, einen Palast der Herzöge von Urbino, Fabrikation von Majolika und (1881) 2463 Einw. U. ist an Stelle des zerstörten antiken Urbinum Metaurense 1282 vom Bischof Wilhelm Durante erbaut und deshalb Castel Durante, seit 1635 aber nach Papst Urban VIII., welcher den Ort zur Stadt erhob, U. genannt; Geburtsort des Architekten Bramante.

Urbanistinnen, s. Klarissinnen.

Urbarbuch (Urbarium), Verzeichnis der zu einem Ort gehörigen angebauten (urbaren) Grundstücke nebst ihren Besitzern und den darauf haftenden Abgaben und Leistungen, daher früher s. v. w. Grundbuch (Erb-, Lager-, Zins- und Steuerbuch); auch die Norm für die zwischen Gutsherrschaft und Gutsunterthanen bestehenden Rechtsverhältnisse, daher Urbarialgesetze, in Österreich die zur Regelung dieser Verhältnisse erlassenen Gesetzesnormen. So wurde ein slawonisches Urbarialgesetz 1737 unter Karl VI. erlassen und 1756 unter Maria Theresia verbessert, desgleichen 1767 ein solches für Ungarn und 1780 eins für das Banat. Auch wird die Bezeichnung U. von manchen überhaupt aus dem Magyarischen abgeleitet (úr, Herr; bér, Lehen; úrbér, Abgabe der Gutsunterthanen an die Gutsherrschaft).

Urbarmachung, s. Bodenbearbeitung.

Urbeis (Orbey), Flecken im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Rappoltsweiler, in einem reizenden Thal an der Weiß in den Vogesen, an der Linie Kolmar-Schnierlach der Kaisersberger Thalbahn, hat eine kath. Kirche, Baumwoll- und Seidenweberei, Papier-, Öl- und Weberschiffchenfabrikation, ausgedehnte Molkerei (Urbeiser Fettkäse) und (1885) 4683 meist französisch redende Einwohner. Westlich die Ruinen der ehemaligen, 1138 gegründeten Cistercienserabtei Päris, mit einer neuen romanischen Kirche, sowie der Weiße und Schwarze See im Quellgebiet der Weiß.

Urbīno, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Pesaro e U., in waldiger Gebirgsgegend 451 m ü. M. auf zwei Hügeln zwischen dem Metauro und Foglia abseits des großen Verkehrs gelegen, mit engen, winkeligen Straßen, einem Dom und mehreren andern bemerkenswerten Kirchen und Klöstern, welche zum Teil interessante Malereien enthalten. Ein herrliches Bauwerk der Frührenaissance ist der restaurierte Palazzo Ducale (von 1447). U. hat eine freie Universität (seit 1589) mit zwei Fakultäten, aber sehr geringer Frequenz (54 Hörer), ein Seminar, Lyceum, Gymnasium, eine technische Schule, Akademie der Wissenschaften und Künste, öffentliche Bibliothek, eine kleine, treffliche Gemäldegalerie und (1881) 5087 Einw., welche Käsebereitung, Seidenindustrie und Fabrikation von Nadeln, Majolika und Töpferwaren betreiben. U. ist Sitz eines Erzbischofs, eines Unterpräfekten, eines Zivil- und Korrektionstribunals. Es ist der Geburtsort des Malers Raffael Santi (1483), dessen Geburtshaus ein kleines Raffaelmuseum enthält. - U. hieß im Altertum Urbinum Hortense und lag in Umbrien. Zur Zeit Cäsars war es Munizipalstadt der Tribus Stellatiä. Den Langobarden entriß sie Pippin, um sie dem römischen Stuhl zu schenken; Karl d. Gr. ließ sie durch eigne Statthal-^[folgende Seite]