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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ustchoperskaja Staniza - Usuramo.

Ustchoperskaja Staniza, s. Chopersk.

Uster, Bezirkshauptort und aus mehreren Orten bestehende Gemeinde im schweizer. Kanton Zürich, am Aabach und an der Bahnlinie Zürich-Sargans, hat ein Schloß mit schöner Aussicht, große Baumwollspinnereien und Webereien, Seidenspinnerei, Seidenstofffabrikation, Eisengießerei, Maschinenfabrikation und (1888) 7042 meist evang. Einwohner.

Ustĕri, 1) Johann Martin, schweizer. Dichter, geb. 14. Febr. 1763 zu Zürich, gest. 29. Juli 1827 als Ratsherr daselbst. Vorzüglich gelangen ihm Erzählungen und Idylle in der Mundart seiner Heimat, als deren vorzüglichste das Gedicht »Der Vikari« gelten muß; dagegen erheben sich seine hochdeutschen Dichtungen selten über das Gewöhnliche. Sein »Freut euch des Lebens« ward zum Volkslied. Seine hinterlassenen »Dichtungen in Versen und Prosa« gab Heß (Berl. 1831, 3 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1877) heraus; aus seinem Nachlaß ward die Novelle »Liebesabenteuer eines Zürichers vom glückhaften Schiff auf dem Freischießen zu Straßburg« (Halle 1877) veröffentlicht. Man hat auch von ihm eine große Anzahl von Zeichnungen (historische Bilder, Idylle und Humoresken), in zarten Umrissen miniaturartig ausgeführt.

2) Paulus, schweizer. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 14. Febr. 1768 zu Zürich, war der Sohn des um die Verbesserung des Züricher Schulwesens verdienten und als theologischer Schriftsteller bekannten Chorherrn und Professors Leonhard U. (gest. 1789), studierte in Göttingen Medizin, ließ sich dann in seiner Vaterstadt nieder und wurde Lehrer am medizinisch-chirurgischen Institut und Aufseher des botanischen Gartens. Seit 1797 Mitglied des Großen Rats, trat er bei dem Wechsel der Staatsform als Abgeordneter des Kantons Zürich in den Senat der helvetischen Regierung, ward 1802 von seinem Kanton zu der Konsulta nach Paris gesendet und Mitglied ihrer Zehnerkommission für die Konferenzen mit Napoleon I. und bekleidete 1803-14 das Amt eines Züricher Staatsrats. In der Restaurationszeit Führer der liberalen Opposition, wurde er 1831 zum ersten Bürgermeister ernannt, starb aber schon 9. April d. J. Er redigierte mit Escher von der Linth das Tageblatt »Der Schweizer Republikaner« (1798-1803), ein reichhaltiges, treues Archiv für die Geschichte der Schweiz, und schrieb »Schweizer Staatsrecht« (deutsch u. franz., 3. Aufl., Aarau 1815 bis 1821, 2 Bde.).

Ustica, Insel im Tyrrhenischen Meer, 67 km nördlich von Palermo, vulkanischen Ursprungs, wird von einem Bergrücken mit interessanten Höhlenbildungen, Gräbern und Konchylienfunden in zwei ziemlich gleiche Hälften geteilt, enthält die gleichnamige Ortschaft mit (1881) 1959 Einw. und einem Hafen, welcher mit Palermo in Dampfschiffahrtsverbindung steht. Um die Insel starke Korallenfischerei.

Ustilagineen s. Brandpilze.

Ustilāgo Link s. Brandpilze.

Ustjug Weliki, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wologda, am Zusammenfluß von Suchona und Jug und an der Straße von Archangel nach Sibirien, einer der wichtigsten Handels- und Industrieplätze des nordöstlichen Rußland, hat zahlreiche Kirchen, 2 Klöster, ein weibliches Progymnasium, einen großen Kaufhof und Magazine, einen Flußhafen, Fabrikation von Tuch, Leinwand, Leder, Seife, Kerzen, Email-, Gold- und Silberwaren (letztere bekannt unter dem Namen Ustjushkaja), ausgedehnten Pelzhandel und (1885) 8119 Einw. - Die alte Stadt hieß Gleden, lag aber 4 km weiter stromabwärts, wo jetzt noch das im 12. Jahrh. gegründete Gledenskikloster steht; sie hatte im Mittelalter eigne Fürsten, geriet aber seit dem 17. Jahrh. in Verfall.

Ustjushna, Kreisstadt im russ. Gouvernement Nowgorod, an der Mologa, mit Kreisschule, Mädchenprogymnasium, Fabrikation von Beilen, Schaufeln und Nägeln, Eisen- und Holzhandel und (1886) 7706 Einw. In dem sehr schwach bevölkerten Kreis wohnen Karelen und wird viel Sumpfeisen gewonnen.

Ust Kamenogorsk (»Ausfluß der Steinberge«), 1720 als Grenzfestung gegen die Dunganen im westsibir. Gebiet Semipalatinsk am Irtisch errichtet, hat seine Bedeutung als solche längst verloren und ist gegenwärtig mehr als Pflanzstätte der geistigen Bildung für die Kirgisen namhaft zu machen; in der Schule wird eine Anzahl Kirgisen auf Kosten der Regierung erzogen. Die (1881) 4528 Einw. (ein Drittel Russen) treiben lebhaften Tauschhandel.

Ustrjalow, Nikolai, russ. Historiker, geb. 1805, gest. 1871 als Professor an der Universität zu Petersburg und Mitglied der Akademie. Er veröffentlichte eine Reihe von Quellen zur Geschichte des Interregnums (1605-13), »Memoiren von Zeitgenossen zur Geschichte des Pseudodemetrius« (5 Bde.), die Schriften des Fürsten Kurbskij, eine »Geschichte Rußlands« in 5 Bänden und außer vielen kleinern Arbeiten eine leider unvollendet gebliebene »Geschichte Peters d. Gr.« (1858-63, 6 Bde.). Seine Lehrbücher der Geschichte Rußlands sind veraltet.

Ustron, Dorf in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Bielitz, an der Weichsel, mit katholischer und evang. Kirche, Schloß, Schlackenbad und Molkenkuranstalt, Eisenwerk des Erzherzogs Albrecht, Maschinenfabrik und (1880) 4375 Einw.

Ustruga (Struga), Stadt in Albanien, Wilajet Janina, am See von Ochrida, aus dem hier der Drin ausfließt, hat eine 14tägige Messe (Februar), wo namentlich viel getrocknete Fische des Sees verkauft werden, und ca. 2000 Einw. (meist christl. Bulgaren).

Ust-Syssolsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wologda, an der Vereinigung der Syssola und Wologda, mit Kreisschule, weiblichem Progymnasium, Pelzhandel und (1885) 4225 Einw. In dem überaus schwach bevölkerten Kreis wohnen meist Syrjänen und wird Salz und Alabaster gewonnen.

Usu, türk. Name des Dnjepr (s. d.).

Usuālinterpretation (lat.), Auslegung einer Gesetzesvorschrift durch ein Gewohnheitsrecht (s. Gesetzesauslegung, S. 234).

Usuell, s. Usus.

Usukapiōn (lat.), die Ersitzung oder erwerbende Verjährung (s. d.); usukapieren, durch längern Besitz das Eigentum einer Sache erwerben (ersitzen).

Usulutan, Departementshauptstadt im mittelamerikan. Staat Salvador, beim 1325 m hohen erloschenen Vulkan gleiches Namens, mit (1878) 4123 Einw.

Usumacinta (spr. -ssinta), Fluß in Nordamerika, wird durch die Vereinigung von Rio de la Passion und Rio Salinas in Guatemala gebildet und mündet in mehreren Armen teils in die Laguna de Terminos, teils in das offene Meer oder den untern Tabasco. Zwischen Lorillardstadt (s. d.) und Tenosique bildet er zahlreiche Stromschnellen, die indes das Herabflößen von Mahagonistämmen nicht verhindern.

Usūr (lat., »Abnutzung«), der umschriebene Schwund eines Teils oder Organs durch primäre Fettentartung oder durch das Andrängen von Neubildungen und Aneurysmen.

Usūrae (lat.), s. v. w. Zinsen.

Usuramo, s. Usaramo.