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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Voltigieren - Völuspá

Voltigieren (frz., spr. woltisch-), sich mit Kunst auf oder über das Pferd schwingen, überhaupt künstliche Sprünge machen; in der Turnersprache veraltete Bezeichnung für Pferdspringen.

Voltmersche Milch, s. Auffütterung der Kinder.

Voltmēter, ein Galvanometer, das unmittelbar die elektromotorische Kraft einer galvanischen Batterie oder eines Elements in Volt angiebt. Dasselbe beruht auf einem Gedanken Fechners, der in neuerer Zeit wieder praktische Verwertung gefunden hat. Es seien zwei Batterien mit den elektromotorischen Kräften e und e’, den innern Widerständen r und r’ durch ein auf Stromstärken graduiertes Galvanometer von so großem Widerstande l geschlossen, daß r und r’ gegen diesen verschwinden. Nach dem Ohmschen Gesetz sind dann die Stromstärken i, i’ gegeben durch ^[img: Formel] und demnach ^[img: Formel] d. h. die Stromstärken verhalten sich in diesem Falle wie die elektromotorischen Kräfte, welche letztere man in Volts findet: e = il, e’ = i’ l, wenn l in Ohm bekannt und i, i’ in Ampère angegeben sind.

Voltolīni, Rudolf, Mediziner, s. Bd. 17.

Volturno, lat. Vulturnus, 157 km langer ital. Fluß in Campanien, entspringt im W. der Provinz Campobasso (Molise) auf der Ostseite des Gebirgsstocks La Meta (2241 m), fließt zuerst nach SSO. in die Provinz Caserta bis zur linksseitigen Aufnahme des Calore, geht nun in Windungen in breitem Thal westlich, Capua fast umschließend, und mündet unterhalb Castelvolturno in den Golf von Gaeta. Die Volturnolinie ist durch die Kämpfe Garibaldis 1860 bekannt geworden.

Voltz, Friedrich, Tiermaler, geb. 31. Okt. 1817 zu Nördlingen, trat aus dem Atelier seines Vaters, Joh. Michael V., 1834 in die Münchener Akademie über, wo er nach Adam radierte, aber auch bereits vorzüglich malte, wie eine große Viehherde im Walde (1844) zeigt. Reisen durch Mitteleuropa und Italien 1843 und 1845, insbesondere aber 1846 in Belgien und Holland bildeten ihn in viel höherm Maße. Nach München zurückgekehrt, vertrat V. mit Stange, Schleich, Morgenstern und Spitzweg auf der Grundlage seiner an den alten Meistern gemachten Studien die koloristische Richtung seines Fachs. Seit dem Ende der vierziger Jahre stand V. an der Spitze der deutschen Tiermaler, namentlich gesucht in seinen Darstellungen des Weideviehs, besonders Rindviehs. Seine Bilder finden sich außer in Dresden in fast allen größern Galerien Deutschlands. So: Menagerie (1835), Kühe an der Tränke (1868; beide in der Nationalgalerie zu Berlin); Kühe mit Hirt, Heimtrieb der Herde (1867; beide im Museum zu Leipzig); Heimziehende Herde (München, Neue Pinakothek). V. wurde Professor und Mitglied der Akademie von München, Wien und Berlin. Er starb 25. Juni 1886 in München.

Sein Bruder Ludwig V., geb. 28. April 1825 in Augsburg, bildete sich unter Leitung seines Bruders in der Tiermalerei aus; er erwählte als besonderes Gebiet die Darstellung des Wildes und Pferdes mit landschaftlicher Umgebung.

Voltz, Joh. Michael, Maler, Zeichner und Kupferstecher, geb. 15. Okt. 1784 in Nördlingen, lernte in Augsburg bei dem Kupferstecher und Landschaftsmaler Friedrich Weber und kam hierauf in das Geschäft des Kunsthändlers von Herzberg, für den er mehrere Blätter arbeitete, die Aufsehen erregten. 1809 wandte er sich nach Nürnberg und trat daselbst zu dem Kunsthändler F. Campe, welcher damals der volkstümlichen Kunst die ausgedehnteste Pflege zuwandte, in nähere Beziehungen; 1812 nahm er seinen Wohnsitz wieder in Nördlingen, wo er 17. April 1858 starb. Er war ein Talent von großer Vielseitigkeit; das Vorzüglichste leistete er jedoch als volkstümlicher Illustrator. Den meisten Wert besitzen V.’ Zeitbilder, in denen er die Epoche der Napoleonischen Herrschaft und der Befreiungskriege bis 1815 darstellte. Man hat über 4000 Blätter von ihm. – Vgl. K. Hagen, Der Maler Joh. Michael V. von Nördlingen (Stuttg. 1863).

Volucélla, Gattung der Schwebfliegen (s. d.).

Volūmen (lat.), Schriftrolle, Buch, Band; in der Physik: körperlicher Inhalt oder Rauminhalt, die Größe des Raums, den ein Körper einnimmt. Bei gleichem Gewicht steht das V. zweier Körper im umgekehrten Verhältnisse ihrer Dichtigkeit. Unter specifischem V. versteht man das V. der Gewichtseinheit eines Körpers.

Volumenomēter, soviel wie Stereometer (s. d.).

Volumēter, s. Aräometer.

Volumĕtrie, die volumetrische Analyse (s. d.).

Volumĭna (lat.), Mehrzahl von Volumen (s. d. sowie Buch und Manuskript).

Volumĭnös (lat.), umfangreich, vielbändig.

Völund, Wieland (angelsächs. Wêland; altnord. Völundr), Name eines kunstreichen Schmiedes der altgerman. Sage, von dem die Völundarkvidha der Edda und ausführlicher, aber mit vielen jüngern Ausschmückungen, die Thidrekssaga erzählt; beide schöpfen aus niederdeutschen Quellen. In der Edda sind an V. zwei ganz verschiedene Sagen geknüpft: in der einen ist er der Bruder des besten Bogenschützen Eigil, der in der Tellsage fortlebt, und gewinnt sich eine Schwanenjungfrau zum Weibe; sie entflieht ihm wieder; daß er sie von neuem erwirbt, ergiebt sich, obgleich die Edda es nicht erzählt, aus dem bayr. Gedicht «Friedrich von Schwaben» (Proben in von der Hagens «Germania», Bd. 7), dessen Held sich selbst Wieland nennt. In der andern über ihn erzählten Sage ist V. ein kunstreicher Alf, lahm wie Hephaistos und mit Flugkraft begabt wie Daidalos. Seine Lahmheit verschuldet der böse König Nidhödhr, der ihn dadurch an sich fesseln will. V. rächt sich, indem er ihm die Söhne tötet und seine Tochter Bödhvildr im Schlafe schwängert; ihr und sein Sohn ist nach einer spätern Sage Held Witege (Wittich); als V.s Vater wird manchmal der Meerriese Wate genannt. Auch in Frankreich war der berühmte Schmied Galans bekannt. K. Simrock verwertete die verschiedenen alten Überlieferungen in seiner anmutigen epischen Dichtung «Wieland der Schmied» (Bonn 1835; auch im 4. Teil seines «Heldenbuches», Stuttg. 1843; 2. Aufl. 1863). – Vgl. K. Meyer im 14. Bande der «Germania»; Niedner im 33. Bande der «Zeitschrift für deutsches Altertum»; El. H. Meyer im «Anzeiger für deutsches Altertum», Bd. 13; Golther im 33. Bande der «Germania».

Voluntarĭi (lat.), s. Freiwillige.

Voluntarismus (neulat.), s. Vorstellung.

Volunteers (engl., spr. wollönntíhrs), s. Großbritannisches Heerwesen.

Völuspá (d. h. Weissagung der Völva), eines der großartigsten Gedichte der Eddalieder, die viel um- ^[folgende Seite]