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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Valenciennes; Valens; Valentia; Valentin

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Valenciennes – Valentin

geteilt. Etwa 20 Flüsse münden in ihn, darunter der Rio Aragua. Die Stadt Valencia lag im 16. Jahrh. 2½ km vom See entfernt; jetzt beträgt die Entfernung mehr als 15 km. Die Ufer sind fruchtbar und stark bebaut, im N. mit Ortschaften, im SW. mit Haciendas bedeckt.

Valenciennes (spr. walangßiénn), eine in der gleichnamigen Stadt erzeugte Art feiner Spitzen (s. d.).

Valenciennes (spr. walangßiénn). 1) Arrondissement des franz. Depart. Nord, hat auf 630,51 qkm (1896) 223924 E., 8 Kantone und 82 Gemeinden. – 2) V., lat. Valentiana, Hauptstadt des Arrondissements V. und früher vom franz. Hennegau, ehemalige Festung und Fabrikstadt an der Mündung der Rhondelle in die Schelde, an den Linien V.-Maubeuge-Hirson (92 km), Douai-Quiévrain, V.-Solesmes-Hirson (101 km), Anor-V. (57 km), V.-Lille (18 Km) und Somain-Peruwelz der Nordbahn, ist Sitz einer Bergwerksinspektion, Gerichtshofs erster Instanz, Handels- und Schiedsgerichts, Handels- und Ackerbaukammer, Zolldirektion, Forstinspektion, Handelsbörse, Filiale der Bank von Frankreich und der Société Générale und hat (1896) 23692, als Gemeinde 29912 E., in Garnison das 127. Infanterieregiment, prot. und israel. Kultus, Civil- und Militärhospital, Leihhaus, Sparkasse, ein Gestüt und Dampftramverbindung mit Anzin, St. Amand, Condé, Denain und Quiévrain. An Bildungsanstalten bestehen ein Lyceum, eine Maler- und Bildhauerakademie mit einer Kunstschule, eine besonders an Werken der vläm. Schule reiche Gemäldegalerie, ein naturhistor. Museum, eine Kunst- und Antiquitätensammlung, eine Bibliothek von 27000 Bänden und 1088 Handschriften nebst dem Musée Bénezech (5000 Bände) und ein Theater. Unter den öffentlichen Anstalten zeichnen sich aus das Militärhospital, das Arsenal, die große Kaserne. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert Notre-Dame du St. Cordon, die Hauptkirche der Stadt, ein moderner Bau im Stil des 13. Jahrh., im Innern reich geschmückt mit schönen Glasmalereien von Lévêque; die got. Kirche St. Géry mit schönem neuem Turm; St. Nicolas, von den Jesuiten im 17. Jahrh. erbaut; das Stadthaus, ein Gebäude des 17. Jahrh., und das Armen- und Waisenhaus.

Das Steinkohlenbecken von V. nimmt etwa 60000 ha ein und liefert jährlich etwa 14 Mill. t Kohlen. Im großen wird der Anbau von Runkelrüben und die Fabrikation von Cichorienkaffee betrieben. Dazu kommen Zucker- und Salzraffinerien, Pottasche- und Seifensiedereien, Glasfabriken, Hochöfen, Hammer- und Walzwerke, Schmieden für Kabeltaue, Messer- und Eisenwaren, Wollspinnerei und ‑Weberei, endlich Leinwand-, Tüll-, Gaze-, Batist-, Musselin- und Linonmanufakturen. Die ehemals berühmte Spitzenfabrikation ist verschwunden.

V. wurde 1677 von Ludwig ⅩⅣ. erobert und durch die Friedensschlüsse von Nimwegen und Utrecht mit Frankreich vereinigt. Denkwürdig ist auch die Verteidigung der aufständischen Stadt gegen die Spanier, welche V. 2. April 1567 eroberten. Nach harter Belagerung (13. Juni bis 28. Juli) eroberten sie 1793 die vereinigten Österreicher und Engländer, verloren sie aber schon 17. Aug. 1794 an die Franzosen unter Schérer. Von den Preußen wurde sie 24. Juni 1815 eingeschlossen und 18. Aug. durch Kapitulation gewonnen. – Vgl. Chuquet, Les guerres de la révolution. Valenciennes, Bd. 10 (Par. 1894).

Valenciennes (spr. walangßiénn), Achille, franz. Zoolog, Schüler und späterer Mitarbeiter Cuviers, geb. 1794 zu Paris, gestorben 1864 als Professor der Zoologie am Museum daselbst.

Valens, röm. Kaiser, zu Cibalä in Pannonien geboren, wurde 28. März 364 n. Chr. von seinem ältern Bruder Valentinianus Ⅰ. (s. d.) zum Mitregenten für den Osten erhoben. V. war kein so ausgezeichneter Soldat wie sein Bruder, aber ein tüchtiger Verwalter und Organisator, voll redlichen Willens. Mit Eifer förderte er die Sache des Arianismus und ist deshalb von der herrschenden athanasianischen Überlieferung viel geschmäht worden. Auch politisch fand er Widerstand, aber der 365 erhobene Gegenkaiser Procopius wurde 366 gefangen und hingerichtet. Da die Westgoten den Prokopius unterstützt hatten, zog V. 367 gegen sie über die Donau und zwang 369 ihren Herzog Athanarich um Frieden zu bitten. Verwicklungen mit den Persern in Armenien (369) drohten zu einem Kriege zu führen, wurden aber 377 nach jahrelangen Verhandlungen friedlich beigelegt. Verhängnisvoll aber wurde es, daß V. die von den Hunnen bedrohten Westgoten 376 in Mösien aufnahm. Aufs äußerste gereizt durch das niederträchtige Verfahren der röm. Beamten bei der Ansiedelung, empörten sich die Goten unter Fritigern, plünderten Thrazien und Macedonien und besiegten 377, während der Kaiser in Syrien verweilte, seine Feldherren. Als 378 V. selbst gegen sie heraneilte und sich, ohne die im Anzuge befindliche Hilfe seines Neffen und Mitkaisers Gratian abzuwarten, auf eine Hauptschlacht einließ, brachten die Goten ihm 9. Aug. 378 bei Adrianopel eine furchtbare Niederlage bei, in der er fiel. Die kirchliche Legende hat seinen Tod ausgeschmückt; er soll entgegen der guten Überlieferung von den Goten verbrannt worden sein.

Valentia (spr. wällénnschĭĕ), Insel an der Südwestküste Irlands, südlich von der Dinglebai, 25,8 qkm groß, hat bedeutende Schieferbrüche und auf der östl. Küste den Valentiahafen (Valentia Harbour) mit 2240 E., der, gegen die Westwinde vollkommen geschützt, für den sichersten Hafen in Kerry gilt. Von hier gehen fünf transatlantische Kabel aus.

Valentin, Sankt, Dorf, s. Sankt Valentin.

Valentin, Heilige, s. Valentinus und Valentinstag.

Valentin, Gabriel Gust., Physiolog, geb. 8. Juli 1810 zu Breslau, studierte daselbst 1828‒32 Medizin und ließ sich 1833 als praktischer Arzt dort nieder. Hier veröffentlichte er sein «Handbuch der Entwicklungsgeschichte» (Berl. 1835) und wurde 1836 Professor in Bern, wo er 24. Mai 1883 starb. Als Physiolog ist V. ein Schüler Purkynjes (s. d.), mit dem zusammen er auch die Schrift «De phaenomeno generali et fundamentali motus vibratorii continui» (Bresl. 1835) herausgab. Seit seiner Übersiedelung nach Bern veröffentlichte er «De functionibus nervorum cerebralium et nervi sympathici libri quatuor» (Bern 1839), das treffliche «Lehrbuch der Physiologie des Menschen» (2 Bde., Braunschw. 1845; 2. Aufl. 1847‒50) und einen «Grundriß der Physiologie des Menschen» (ebd. 1846; 4. Aufl. 1855), ferner monographische Arbeiten: «Die Einflüsse der Vaguslähmung aus die Lungen- und Hautausdünstung» (Frankf. 1857), «Die Untersuchung der Pflanzen- und Tiergewebe in polarisiertem Lichte» (Lpz. 1861), «Der Gebrauch des Spektroskops zu physiol. und ärztlichen Zwecken» (ebd. 1863), «Versuch einer physiol. Pathologie der Ner- ^[folgende Seite]