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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Varennes - Variolit.

Amtsgericht, ein Hauptzollamt, eine Oberförsterei, Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Weberei, Tabaks- und Kunstdüngerfabrikation, eine Dampfsägemühle und (1885) 4812 Einw. 3 km nordöstlich davon der Hafen Varelersiel am Jadebusen, mit Schiffswerften, Schiffahrt und Viehausfuhr und 100 Einw. V. war 1852 noch ein Flecken und bis 1854 die Residenz der Grafen von V.

Varennes (spr. warenn, V. en Argonne), Stadt im franz. Departement Maas, Arrondissement Verdun, am Aire, mit Papierfabrik, Weberei und (1881) 1377 Einw. Hier wurde Ludwig XVI. auf seiner Flucht 22. Juni 1791 gefangen genommen.

Vareš (spr. -resch), Bergstadt in Bosnien, Kreis Sarajevo, an der Stavuja, einem rechtsseitigen Zufluß der Bosna, mit (1885) 1807 meist kath. Einwohnern, Bergbau, Roh- und Schmiedeeisenproduktion.

Varēse, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Como, zwischen dem Comersee und dem Lago Maggiore, Knotenpunkt der Eisenbahnen Mailand-Gallarate-V. und Como-Laveno, wegen ihres gesunden Klimas und der reizenden Umgebung ein beliebter Landaufenthalt der Mailänder, von zahlreichen Villen und Gärten umkränzt, hat ein Tribunal, eine Handelskammer, eine technische Schule, eine Kirche, San Vittore, mit schönem Turm und altem Baptisterium, ein hübsches Theater, mehrere Paläste, Seidenzucht und Seidenspinnereien, Fabrikation von Papier, Baumwollwaren, Orgeln, Glocken, Juwelierarbeiten, Hüten etc. und (1881) 5872, mit dem Gemeindegebiet 13,966 Einw. Der südwestlich davon gelegene Lago di V., 16 qkm groß, bis 26 m tief, in einer Höhe von 259 m, scheint ehemals mit dem Lago Maggiore zusammengehangen zu haben. 10 km nordwestlich liegt die berühmte Wallfahrtskirche Madonna del Monte (867 m) mit ehemaligem Kloster u. herrlicher Aussicht.

Värfvade, in der schwed. Armee die den Garnisondienst versehenden Truppen, welche aus geworbenen Mannschaften bestehen, die sich zu 2-6jährigem Dienst verpflichtet haben; s. Schweden, S. 708.

Várhely (spr. warhelj, rumän. Grediste), Dorf im ungar. Komitat Hunyad (Siebenbürgen), zwischen Hátszeg und dem Eisernen Thor-Paß, an der Stelle der ehemaligen dacischen Hauptstadt Sarmizegetusa (s. d.), auf deren Trümmern Trajan 105 n. Chr. die Stadt Ulpia Trajana erbauen ließ, mit zahlreichen merkwürdigen Überresten dieser Stadt.

Varĭa (lat.), vermischte Sachen, Allerlei.

Variābel (lat.), veränderlich, unbeständig.

Variāble Sterne, Sterne mit veränderlichem Glanz, s. Fixsterne, S. 323 f.

Varĭanten (Variae lectiones), die abweichenden oder verschiedenen Lesarten in den Handschriften alter Schriftsteller, welche bald durch sprachliche Unkunde oder Nachlässigkeit der Abschreiber, bald durch unzeitige Verbesserungssucht u. dgl. entstanden sind. Die V. einer Schrift zusammengenommen nennt man den kritischen Apparat. Die V. zu würdigen und aus ihnen die richtige Lesart herauszufinden, ist Aufgabe der niedern oder Wortkritik im Gegensatz zur sogen. höhern Kritik, welche darauf ausgeht, unabhängig von der handschriftlichen Überlieferung aus innern Gründen Echtes vom Unechten zu scheiden. Neuerdings hat man angefangen, in den Werken auch neuerer Dichter neben den Änderungen letzter Hand die frühern Lesarten hinzuzufügen.

Variāta (lat.), s. Augsburgische Konfession.

Varĭatio delectat (lat.), »Abwechselung ergötzt«.

Variationen (lat., »Veränderungen«), in der Musik allerlei Verwandlungen (Metamorphosen) eines prägnanten Themas, welche jedoch dasselbe auch in der kühnsten Verkleidung noch kenntlich erhalten müssen. Gewöhnlich verwandelt eine Variation immer nur ein Element oder doch nur wenige Elemente des Themas, d. h. die Taktart oder Rhythmik oder die Harmonik oder die Melodik desselben. Die alten Doubles (s. d.), die älteste Art der V., ließen alle diese Grundpfeiler unangetastet und umhingen nur das Thema mit immer wieder anderm Aufputz und gesteigerter Figuration (Händels »Harmonious blacksmith«). Die eigentliche Variation aber, wie wir sie bereits bei Haydn und Mozart völlig entwickelt finden, bringt das Thema gelegentlich in Moll statt in Dur oder im ¾-Takt statt im 2/4- oder 4/4-Takt, punktiert oder synkopiert die Rhythmen, führt irgend ein besonderes (nicht dem Thema angehörendes) Motiv durch, verdeckt das Thema durch eine reizvolle Gegenmelodie, erweitert oder beschränkt den Ambitus der Melodie durch Einführung neuer Steigerungen oder durch Unterdrückung einzelner hervorstehender Töne u. s. f. Es gibt nichts, was der Variation versagt wäre, vorausgesetzt nur, daß auf irgend eine Weise das Bewußtsein des Themas lebendig erhalten bleibt. Während die alten Doubles stets die Tonart festhielten, stellt man heute in Themen mit V. gern kontrastierende Tonarten (auch Terztonarten) einander gegenüber. Als Musterbeispiele von V. seien noch aus vielen die Beethovenschen in F dur, die der Klaviersonate in As dur, die Schubertschen in B dur, Mendelssohns »Variations sérieuses«, die von Brahms über ein Thema von Haydn (für Orchester) und die von Saint-Saëns für zwei Klaviere über ein Thema von Beethoven genannt.

In der Mathematik nennt man V. die Bildung aller Gruppen von einem, zwei, drei oder mehr Objekten (Elementen) aus einer gegebenen Anzahl, auch jede solche Gruppe. So sind ab, ba, ac, ca, ad, da, bc, cb, bd, db, cd und dc sämtlich V. von je zwei von den vier Elementen a, b, c, d. Variationsrechnung in diesem Sinn ist ein Teil der Kombinationslehre. Man versteht aber darunter auch den Teil der höhern Mathematik, welcher die Ermittelung der Maxima und Minima von Integralen zum Gegenstand hat. Vgl. Strauch, Theorie und Anwendung des Variationskalküls (Zürich 1849); Stegmann, Lehrbuch der Variationsrechnung (Kassel 1854); Lindelöf, Leçons de calcul des variations (Par. 1861). - In der Astronomie ist Variation eine zuerst von dem arabischen Astronomen Abul Wefa und später von Tycho Brahe entdeckte Ungleichheit der Mondbewegung, die in den Syzygien und Quadraturen verschwindet, in den vier Oktanten, d. h. den zwischen jenen in der Mitte liegenden Punkten, aber bis auf 0,65° anwächst.

Variationsrechnung, s. Variationen.

Varicellen (lat.), s. Windpocken.

Varicen (lat., Mehrzahl von varix), Krampfadern.

Varĭetät, s. Art.

Varikocēle, s. Krampfaderbruch.

Varikosität (lat.), s. Krampfadern.

Varinas, s. Barinas.

Variŏlae (lat.), die echten Pocken (s. d.).

Variolarĭa Ach. (Blatterflechte), früher angenommene Flechtengattung, welche aber nur unvollständige Entwickelungszustände andrer Flechten darstellt, nämlich einen sterilen, krustenförmigen Thallus, welcher mit staubigen Soredienhäufchen bedeckt ist. Es gibt zahlreiche derartige Formen, die meist an schattigen Orten auf Baumrinden und Felsen wachsen.

Variolīt, s. Blatterstein und Diabas.