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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Verband - Verbena

Verband oder Bandage (Deligatio oder Vinctura), alles, was als Bedeckung oder Umhüllung eines kranken Körperteils rein mechanisch zur Erreichung eines Heilzwecks dient. Dieser Zweck ist besondere Abhaltung äußerer Schädlichkeiten, Applizierung heilkräftiger Stoffe, Reinlichkeit durch Aufsaugung von Absonderungen, Ruhigstellung beweglicher Teile, Befestigung getrennter Teile in ihrer Lage und Ausübung eines Drucks auf kranke Organe sowie eines Zugs auf kranke Gliedmaßen. Man unterscheidet hiernach Deck-, Occlusions- oder Occlusivverbände zum Schutz der Wunden, deren hervorragendster Listers (s. d.) antiseptischer V. ist; Ruh- oder Immobilisierungsverbände vermittelst Papp- und Holzschienen oder aus erhärtendem Material, Gips, Tripolith, Kleister, Wasserglas, Guttapercha, besonders zum Fixieren gebrochener Gliedmaßen; Druck- oder Kompressionsverbände, vorzugsweise zur Bekämpfung entzündlicher und wassersüchtiger Anschwellungen; ferner Zug- oder Extensionsverbände, namentlich zur Erzielung einer günstigen Stellung bei Gelenkkrankheiten und Knochenbrüchen. Man bedient sich zur Anlegung eines V. entweder einfacher leinener oder wollener Binden, die nach bestimmten Regeln an den einzelnen Körperstellen angelegt werden (s. Binde), oder man fügt den Binden noch Schienen aus Pappe, Holz, Blech, Guttapercha u. dgl. zu, oder bestreicht sie mit erhärtenden Flüssigkeiten (s. Gipsverband); mitunter, wenn es darauf ankommt, das kranke oder verletzte Glied dauernd in einer bestimmten Lage zu erhalten, bedient man sich auch wohl komplizierterer Apparate oder Maschinen, wie der Holzladen, der Drahthosen, der Streckapparate, Schweben u. dgl. Niemals darf ein Verband zu fest angelegt werden, da sonst leicht Hinderung der Blutcirkulation, heftige Schmerzen, Lähmungen, selbst brandiges Absterben die Folge sind. Die Bandagen- oder Verbandlehre (Desmologie) bildet einen wichtigen Abschnitt der praktischen Chirurgie. – Vgl. Troschel, Chirurg. Verbandlehre (8. Aufl., Berl. 1881); Emmert, Verbandlehre (2. Aufl., Bern 1871); Heineke, Kompendium der Operations- und Verbandlehre (3. Aufl., Erlangen 1884‒86); Esmarch, Der erste V. auf dem Schlachtfelde (2. Aufl., Kiel 1870); Fischer, Handbuch der Verbandlehre (2. Aufl., Stuttg. 1884); Klaußner, Verbandlehre (2. Aufl., Münch. 1896); Hoffa, Atlas und Grundriß der Verbandlehre (ebd. 1897).

Verband, im Bauwesen die planmäßige Verbindung von Baumaterialien zu einem Ganzen, dem Baukörper. (S. Holzverband, Steinverbände.)

Verband alter Korpsstudenten, s. Korps.

Verband der Deutschen Buchdrucker, s. Unterstützungsverein Deutscher Buchdrucker.

Verband der Vereine Kreditreform, s. Kreditreform.

Verband Deutscher Gewerbevereine, s. Gewerbevereine.

Verband Deutscher Handlungsgehilfen. s. Bd. 17.

Verband deutscher Historiker, s. Historikertag, Deutscher (Bd. 17).

Verbändeln, s. Ausfugen.

Verbänderung, s. Fasciation.

Verbandmull, s. Charpie.

Verbandplatz, s. Hauptverbandplatz, Sanitätsdetachement und Sanitätswesen.

Verband reisender Kaufleute Deutschlands, s. Bd. 17.

Verbandstoff, Verbandwatte, s. Charpie.

Verbannung und Landesverweisung sind nahe verwandte Strafen. Nach der Carolina besteht die Landesverweisung darin, daß der Verurteilte das Land oder auch bloß den Gerichtsbezirk oder die Stadt, wo er ein Verbrechen begangen, auch wenn er daselbst seinen ordentlichen Wohnsitz hat, räumen und einen Eid (Urphede) ablegen muß, gar nicht (ewige Landesverweisung) oder nicht vor Ablauf der bestimmten Frist zurückzukehren. Die ewige Landesverweisung war meist mit Staupenschlag und Begleitung durch den Henker bis an die Grenze verbunden. Über die Verbannung im Altertum s. Exil; über das geltende Recht s. Ausweisung.

Verbānus Lacus, lat. Name des Lago Maggiore (s. d.).

Verbas, Fluß in Bosnien, s. Vrbas.

Verbascum L., Pflanzengattung aus der Familie der Scrophulariaceen (s. d.) mit gegen 100 über Europa, den Orient und das Mittelmeergebiet verbreiteten Arten. In Deutschland heißen sie Königskerzen oder Wollkräuter, wegen des dicken Wollfilzes auf Blättern und Stengeln wenigstens der meisten Arten. Es sind krautartige Pflanzen von hohem Wuchse. Die Grundblätter pflegen dichte Rosetten zu bilden, die Stengelblätter meist am Stengel herabzulaufen. Die Blüten bestehen aus einem fünfspaltigen Kelche und einer radförmigen, ungleich-fünflappigen, meist gelb-, selten weiß- oder violettgefärbten Blumenkrone. Die Staubfäden sind in der Regel mit gefärbten (violetten, purpurroten, goldgelben) Haaren besetzt (bärtig). Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine zweifächerige, vielsamige Kapsel. Die Blüten in den Arten stehen in langen, walzigen, dichten Trauben. Die Königskerzen bilden oft Bastarde. Die in Deutschland häufigste Art ist V. thapsiforme Schrad. (s. Tafel: Labiatifloren, Fig. 2) mit fast ganzrandigen, nicht sehr filzigen Blättern und ziemlich kleinen gelben Blumen, die als Flores Verbasci offizinell sind. Ebenfalls häufig ist die echte Königskerze (V. thapsus L.). Beide Arten wachsen häufig an Wegen, Flußufern, auf Mauern u. s. w. Das selten vorkommende, auf Sand- und Kalkboden (in Kiefernheiden, an Ackerrändern) wachsende V. phoeniceum L. mit keiliglänglichen, gekerbten, nichtfilzigen dunkelgrünen Blättern und schön violetten Blumen wird nicht selten zur Zierde angebaut. Auch eignen sich die genannten gelbblühenden und verwandten Arten (namentlich das eine pyramidale Blütenrispe entwickelnde in Deutschland häufige V. lychnitis L.) zur Verzierung künstlicher Felspartien in Parkanlagen.

Verbauung, im Festungskrieg, s. Logement.

Verbeißen, s. Abäsen.

Verbēna L., Pflanzengattung aus der Familie der Verbenaceen (s. d.) mit gegen 80 Arten, größtenteils in den Tropen und gemäßigten Gegenden Amerikas, nur wenige in der Alten Welt. Die Gattung umfaßt ein- oder mehrjährige Kräuter, Halbsträucher und Sträucher und ist in der europ. Flora nur durch eine einzige Art vertreten, V. officinalis L., das Eisenkraut, dem man früher arzneiliche und magische Kräfte zuschrieb. Von den übrigen Arten wurden früher einige in den Gärten kultiviert und geschätzt, kommen aber jetzt kaum mehr in Betracht, nachdem aus ihnen schönere Blendlinge erzogen werden und aus diesen wieder ganze Heere von Farbenvarietäten hervorgegangen sind. Die wichtigste dieser Arten ist V. chamaedrifolia L. (V. Melindres Gill.), in den La Plata-Staaten ein-^[folgende Seite]