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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Verkochen – Verkündung

Arbeit man das Schiften, und welche V. man die Schiftungen nennt. Die Schiftungen kommen nur bei den Sparren (s. d.) eines Walmdaches (s. Dach) oder Wiederkehrdaches vor, und zwar werden hierbei die gewöhnlichen Sparren gegen die Grat- und Kehlsparren geschiftet (Fig. 6a und b), wodurch sie den Namen Schiftersparren erhalten. Die Schnittflächen, mit welchen sich die Hölzer aneinander anschmiegen, heißen Schmiegflächen oder Schmiegen. Die Verzinkungen bezwecken eine feste Verbindung von Brettern, welche auf der Ecke unter rechtem Winkel zusammenstoßen. Die zu verknüpfenden Hölzer erhalten Einschnitte, in welche keilförmige Zähne oder Zinken des andern Holzes genau hineinpassen (Fig. 7).

^[Fig. 5 Fig. 6a Fig. 6b]

^[Fig. 7]

Verkochen, in der Zuckerfabrikation (s. d.) das weitere Eindampfen des im Verdampfapparat (s. d.) bis zu einem gewissen Grade eingedickten gereinigten Rübensaftes, des Dicksaftes, sowie des aus Rohzucker dargestellten Kochklärsels und anderer gesättigter Zuckerlösungen (Sirupe) zum Zweck des Auskrystallisierens des Zuckers. Konzentrierte Zuckerlösungen haben eine bis zu 112° steigende Siedetemperatur; diese würde beim V. in offenen Gefäßen (Pfannen) erreicht werden und viel Zucker durch die hohe Temperatur in unkrystallisierbaren überführen, also verloren gehen lassen. Man führte daher das V. im luftverdünnten Raume, im Vakuumapparat, Vakuum oder Kochapparat aus, worin durch eine Luftpumpe mit Kondensator eine starke Druckverminderung erzeugt und der Siedepunkt des Dicksaftes u. s. w. bedeutend (bis 70° und darunter) erniedrigt wird. Im einzelnen werden die Verkochapparate in sehr verschiedener Weise, namentlich auch in Bezug auf die Gestalt der Dampfheizröhren, ausgeführt. Neuerdings hat man, um auch hier Dampfersparnis zu erzielen, die Verkochapparate in mehrere Körper geteilt und eine mehrfache Dampfanwendung, ähnlich wie bei den Verdampfapparaten, eingeführt.

Verkohlung, der durch Trockne Destillation (s. d.) bewirkte chem. Prozeß, durch welchen kohlenstoffhaltige Körper, wie Holz, Torf, Steinkohle, Braunkohle, Knochen u. s. w., in Kohle (s. d.) übergeführt werden. So wird Steinkohle verkohlt, entweder um Koks (s. d.) zu gewinnen oder um Leuchtgas (s. Gasbeleuchtung), Teer (s. d.) u. s. w. darzustellen. Durch V. von Knochen erhält man die Knochenkohle (s. d.). Bei der V. von Holz entweicht zunächst das hygroskopische Wasser; über 150° entstehen Kohlensäure, Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe, Wasserstoff, Holzessig u. a.; bei höherer Temperatur geht Holzteer über und es bleibt die Holzkohle (s. d.) zurück. Entweder bildet die letztere den Hauptzweck des Verfahrens oder es soll Holzessig (s. d.), Holzgas (s. d.) oder Holzteer (s. d.) gewonnen werden. Die Gewinnung der Holzkohle, die Köhlerei oder Kohlenbrennerei, geschieht auf dreierlei Art. Die einfachste Methode ist die Grubenköhlerei, die unökonomisch ist und nur da betrieben wird, wo Holz im Überfluß vorhanden ist. In einer etwa 1 m tiefen Grube wird ein Reisigfeuer angezündet und darauf das Holz gegeben, das nur teilweise verkohlt und zum Teil verbrennt. Die dadurch erhaltene Holzkohle ist ungleichmäßig. Ein besseres Produkt liefert die Meilerköhlerei. Man unterscheidet stehende und liegende Meiler. Bei erstern werden die Holzscheite rings um eine Mittelachse geschichtet, bis ein halbkugeliger oder paraboloidischer Haufen entstanden ist, den man, um die Luft teilweise abzuschließen, mit Rasen und einem Gemenge von Erde und feuchtem Kohlenklein bedeckt. Bei den slaw. Meilern steht in der Mittelachse ein massiver Pfahl (Quandel), bei den welschen Meilern wird in der Achse ein Schacht gebildet, der durch drei Pfähle verwahrt wird. Am Boden geht bis zur Achse ein Kanal, in welchen zum Anzünden des Meilers glühende Kohlen und kleines Holz eingebracht werden. Liegende Meiler sind Holzhaufen, die in Form eines länglichen Vierecks aufgeschichtet und am Rande durch einen Lattenverschlag begrenzt sind. Liegende Meiler (früher in Schweden, Steiermark und andern Orten üblich) sind rascher aufgebaut, liefern aber ungleichmäßigeres Produkt als stehende Meiler. Die Ofenköhlerei kommt zur Anwendung, wo an die Holzkohle besondere Anforderungen gestellt werden oder wo auch die Nebenprodukte der trocknen Destillation gewonnen werden sollen. Die betreffenden Öfen haben entweder Luftzutritt ins Innere, wie die Meiler, oder die in den Ofen eintretende Flamme ist sauerstofffrei, wodurch eine ökonomischere V. bewirkt wird, oder endlich die Erhitzung geschieht in geschlossenen Gefäßen (Retorten). Zur Herstellung von Schießpulverkohle, besonders der Rotkohle für Jagdpulver, bewirkt man zur Erzielung einer gleichmäßigen leichtentzündlichen Kohle die Erhitzung der Retorten durch überhitzten Wasserdampf. Zum Unterschied von der Ofenköhlerei, die an jedem Orte betrieben werden kann, nennt man die V. in Meilern, die meist im Walde vorgenommen wird, Waldköhlerei und die damit beschäftigten Arbeiter Waldköhler oder Köhler schlechthin.

Verkoken, eine Kohle in Koks (s. d.) umwandeln.

Verkokung, in der Geologie, s. Kontaktmetamorphosen.

Verkoppelung landwirtschaftlicher Grundstücke, s. Zusammenlegung der Grundstücke.

Verkröpfung, im Bauwesen, s. Kröpfung.

Verkrümmungen, s. Orthopädie.

Verkühl- und Siebmaschine, s. Tabak (Technische Behandlung).

Verkühlung, s. Erkältung.

Verkündigung Mariä, s. Maria (Mutter Jesu).

Verkündung, im Gegensatz zur schriftlichen Zustellung (s. d.) die mündliche Bekanntmachung gerichtlicher Entscheidungen. Die Deutsche Civilprozeßordn. §§. 281 fg. schreibt vor, daß die V. des Urteils in Civilsachen in dem Termin erfolgen soll, in welchem die mündliche Verhandlung geschlossen wird, oder aber in einem sofort anzuberaumenden, nicht über eine Woche hinaus liegenden. Diese V. erfolgt durch Verlesung der Urteilsformel und, wenn dies für angemessen erachtet wird, auch der Gründe, oder durch mündliche Mitteilung ihres wesentlichen Inhalts. Die V. gilt auch der