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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Victoria - Vidogna.

leg), eine lateinische Schule, ein Krankenhaus, mehrere Klöster und 5000 Einw. V. wurde 1545 gegründet. Ihr gegenüber an der Südseite der Bai liegt die alte, schon 1535 gegründete Hauptstadt (Villa alha), überragt von dem auf 138 m hohem Hügel malerisch gelegenen Kloster Nossa Senhora da Penha, aber sonst unbedeutend. -

4) (früher Matanza) Stadt der Argentinischen Republik, Provinz Entre Rios, am schiffbaren Paranacito, einem Seitenarm des untern Paraná, hat Ausfuhr von Kalk und (1882) 5000 Einw. -

5) (Santa Maria de la V.) Stadt in der Sektion Guzman Blanco des gleichnamigen Staats der venezuel. Republik, 510 m ü. M., in fruchtbarem Hügelland, wo Kaffee, Kakao und Zuckerrohr vortrefflich gedeihen, mit (1883) 11,752 Einw. -

6) Engl. Missionsstation an der Ambasbai in der deutschen Kolonie Camerun, 1858 von der Baptisten-Missionsgesellschaft angelegt, Hauptsitz der Mission, welche noch Stationen in Bethel in John Aquatown, Dikolo in Black Aquatown, Belltown, Mortonville in Hickorytown, Gibareh, Dibumbari Bonjongo bei V., Bakundu am Mungofluß und Malimba am Edeafluß besitzt. Bei der Besitzergreifung von Camerun durch Deutschland wurde V. unter britischen Schutz gestellt, aber 1885 gegen eine Geldentschädigung an Deutschland abgetreten. -

7) Hauptstadt der brit. Insel Hongkong (s. d.).

Victoria, Frauenname, s. Viktoria.

Victoria Nyanza, s. Ukerewe und Nilseen.

Victorinus, Gajus Marius, röm. Rhetor, aus Afrika, lehrte um 350 n. Chr. Rhetorik zu Rom, wo auch der heil. Hieronymus zu seinen Schülern zählte, und trat im hohen Alter noch zur christlichen Religion über. Unter seinem Namen sind eine Anzahl grammatischer und metrischer Schriften erhalten, insbesondere eine überwiegend die Metrik behandelnde »Ars grammatica« in 4 Büchern (hrsg. von Gaisford in »Scriptores rei metricae«, Oxf. 1837, und mit den übrigen von Keil in den »Grammatici latini«. Bd. 6, Leipz. 1874). Ein ihm früher beigelegter Kommentar zu Ciceros Schrift »De inventione« rührt vielmehr von einem Fabius M. V. her (am besten bei Halm, »Rhetores latini«, Leipz. 1863).

Victorius, Petrus, eigentlich Vettori, gelehrter ital. Humanist, geb. 11. Juli 1499 zu Florenz, machte in Pisa und Rom seine Studien, bildete sich durch Reisen, ward sodann im Dienst seiner Vaterstadt als Gesandter, auch als Soldat verwendet, ging 1534 als Erzieher Alessandro Farneses nach Rom, kehrte aber 1538 als Lehrer der griechischen und lateinischen Sprache nach Florenz zurück und starb dort hochgeschätzt 18. Dez. 1584. Epochemachend sind besonders seine Arbeiten zu Cicero, Aristoteles und den »Scriptores rei rusticae« geworden; das beredteste Zeugnis seiner Vielseitigkeit jedoch sind die »Variae lectiones« (vollständig, Flor. 1582, Straßb. 1609) und sein handschriftlicher (jetzt zumeist in München aufbewahrter) Nachlaß. Vgl. Kämmel in Masius »Jahrbüchern für Pädagogik« (1865 u. 1866).

Victrix (lat.), die »Siegende«, bei den Römern Beiname der Venus als der alles bewältigenden Göttin, besonders von Sulla, Pompejus und Cäsar verehrt. Auch Minerva hatte diesen Beinamen nach Analogie der griechischen Athene.

Vicuña (spr. wikúnja), s. Lama.

vid., Abkürzung für videatur, man sehe.

Vida, Marco Girolamo, neulat. Dichter, geboren um 1480 zu Cremona, studierte Theologie, wurde Kanonikus in Rom, 1532 Bischof von Alba und starb 27. Sept. 1566. Von seinen Dichtungen (gesammelt von Volpi, Padua 1731, 2 Bde.) sind hervorzuheben: »Christias«, Cremona 1535, Altenb. 1766; deutsch von Müller, Hamb. 1811); »De arte poetica« (Rom 1527 u. öfter); »De bombyce« (das. 1527) und »De sacchorum ludo« (»Schachspiel«, zuerst Rom 1527; übersetzt von Baldi, Berl. 1873). Vgl. Lancetti, Della vita e degli scritti di V. (Mail. 1840).

Vidal, Peire, Troubadour, zwischen 1170 und 1220, aus Toulouse gebürtig, führte ein abenteuerliches Wanderleben, stand dann längere Zeit in Diensten des Vizegrafen von Marseille, Barnal de Baux, mußte wegen eines Liebeshandels mit dessen Gemahlin Adalasia nach Italien flüchten, machte den dritten Kreuzzug mit bis Cypern, wo er sich mit einer Griechin verheiratete, und beschloß wahrscheinlich seine Tage am Hof Alfons' III. von Aragonien. Seinem Wesen nach eine wunderliche Mischung von Geist und Thorheit, nimmt V. dessenungeachtet in der Geschichte der Kunstpoesie eine der vornehmsten Stellen ein. Von seinen zahlreichen feurigen und anmutigen Liedern sind noch etwa 60 vorhanden, darunter mehrere Rügelieder. Auch hat er sich im Fach der erzählenden Dichtkunst mit Glück versucht. Vgl. Raynouard, Choix de poesies des troubadours, Bd. 3 u. 4 (Par. 1821).

Vidame (franz.), s. Vize.

vide (abgekürzt vid. oder bloß v., lat.), siehe, bei Verweisungen auf ein Buch oder eine Buchstelle.

Videant consules, ne quid res publica detrimenti capiat (lat.), »die Konsuln mögen dafür sorgen, daß die Republik keinen Schaden leidet«, das sogen. Senatus consultum ultimatum, durch welches im letzten Jahrhundert der römischen Republik die Konsulargewalt zu einer diktatorischen gemacht wurde; das Recht hierzu wurde dem Senat von der Volkspartei bestritten, und die Formel bildete daher einen Hauptstreitpunkt in den Verfassungskämpfen.

Videtur (lat.), es scheint, dünkt. Sein V. geben, seine Meinung, sein Gutdünken über etwas abgeben.

Vidi (lat.), »ich habe gesehen«, dient, mit Namensunterschrift oder Namenssignatur versehen (in der Abkürzung Vid.) als Bescheinigung der erfolgten Mitteilung und Einsicht einer Schrift. Vidimus ist die beweisende Erklärung eines öffentlichen Beamten unter einer Abschrift darüber, daß dieselbe mit dem Original gleichlautend sei; daher Vidimierung, wofür andre Fidemierung (»Beglaubigung«) schreiben. Stammverwandt mit V. und Vidimus ist das Wort Visum (s. Visierung) auf Reisepässen u. dgl.

Vidimieren (lat.), mit dem »Vidi« (s. d.) versehen.

Vidocq, Eugène François, berüchtigter Abenteurer, geb. 23. Juli 1775 zu Arras, entfloh schon als Kind mit einer entwendeten Summe und trieb sich jahrelang unter Gaunern umher. Beim Ausbruch des Revolutionskriegs ließ er sich als Soldat anwerben, desertierte aber und setzte hierauf in Frankreich, Holland und Belgien sein abenteuerndes Leben fort. Endlich ergriffen und zu den Galeeren verurteilt, entkam er zweimal, trieb sich in der Hauptstadt und in den Provinzen umher und trat dann als Spion in die Dienste der Pariser Polizei. Die Beschuldigung, daß er auch in politischen Angelegenheiten den Bourbonen gedient, hat er in seinen »Mémoires« (Par. 1828, 4 Bde.; neue Ausg. 1868; deutsch, Stuttg. 1829) zurückgewiesen. 1827 entlassen, gründete er eine Papierfabrik zu St.-Mandé bei Paris, dann 1832 in Paris eine Art von Privatpolizeibüreau, das er aber bald wieder schließen mußte. V. lebte seitdem in Belgien und England und starb im Mai 1857 in Paris.

Vidogna (spr. widónja), s. Kanarienweine.