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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Victors - Viège

und deckte mit Oudinot und Saint-Cyr den Übergang über die Beresina. 1813 führte er das 2. Korps und focht bei Dresden, Leipzig und Hanau. 1814 hatte V. den Befehl erhalten, Montereau zu nehmen, den er nicht ausführte, worauf er 18. Febr. sein Korps an den General Gérard abgeben mußte. Nach der Abdankung Napoleons huldigte V. Ludwig ⅩⅧ., der ihm den Befehl über die 2. Militärdivision übertrug. Während der Hundert Tage ging V. mit dem Könige nach Gent; er wurde nach der zweiten Restauration zum Pair erhoben und zum Majorgeneral der königl. Garde ernannt. Im Dez. 1821 übernahm V. das Kriegsministerium und begleitete 1823 den Herzog von Angoulême auf dem Zuge nach Spanien als Generalstabschef. Veruntreuungen in der Heeresverwaltung gaben Veranlassung zu seinem Rücktritt 19. Okt. 1823. Zu seiner Verteidigung veröffentlichte er die Schrift «Mémoires sur les marchés Ouvrard» (Par. 1826). V. starb 1. März 1811. Sein Sohn gab «Extraits des mémoires inédits du duc de Belluno» (Par. 1846) heraus.

Victors (auch Fictoor), Jan, holländ. Maler, geb. 1620 zu Amsterdam, 1672 noch erwähnt, war ein Schüler Rembrandts und ahmte dessen Stil in seinen Historien- und Genrebildern in etwas trockner und flauer Weise nach. Fast in allen größern Sammlungen findet man Werke von seiner Hand.

Victorshöhe, s. Rammberg.

Victrix causa diis placŭit, sed victa Catōni (lat.), «die siegreiche Sache gefiel den Göttern, aber die unterliegende dem Cato», Citat aus Lucanus’ «Pharsalia» (1, 128).

Vicuña (spr. wikúnja), Säugetier, s. Lama.

Vicuña (spr. wikúnja), chilen. Stadt, s. Elqui.

Vicuñawolle, das feine, seidenartig weiche und glänzende, rötlichbraune Haar der amerik. Lamaart Vicuña (s. Lama), das früher zu Tuchen verarbeitet wurde, jetzt nur noch selten in Europa vorkommt.

Viçvāmitra, Name eines alten ind. Priesters, dessen Nachkommen die Lieder des dritten Buches des Rigvēda (s. d.) angehören. Im Rāmāyaņa (s. d.) erscheint V. als König. Er kommt einst zu der Einsiedelei des heil. Vasishţha, und dieser bewirtet ihn und sein ganzes großes Heer auf das üppigste, weil er im Besitze einer wunderbaren Kuh, der Wunschkuh Çabalā oder Surabhī, ist, aus der man alles was man wünscht, melken kann. V. fordert darauf diese Kuh von Vasishţha, und als dieser sich weigert, will er sie ihm mit Gewalt nehmen, wird aber durch die priesterliche Gewalt Vasishţhas gedemütigt. Er beschließt deshalb, durch harte Buße sich vom Kshatrija (s. d.) zum Brahmanen (s. d.) emporzuschwingen, was ihm auch gelingt.

Vid (Wid), der Utus der Römer, rechter Nebenfluß der untern Donau in Bulgarien, entsteht aus zwei Quellarmen am nördl. Abhange des Kodscha-Balkan, berührt Teteven und mündet nach einem nördlich gerichteten Laufe von 208 km oberhalb Nikopoli, der rumän. Stadt Islazu gegenüber.

Vida, Marco Girolamo, neulat. Dichter, geb. um 1480 zu Cremona, trat, nachdem er zu Padua, Bologna und Mantua seine theol. Studien vollendet und die Weihen erhalten hatte, in die Kongregation der regulierten Kanoniker von San Marco in Mantua ein und erhielt dann in Rom ein Kanonikat an der Kirche des heil. Johannes im Lateran. Papst Leo Ⅹ., der ihm das Priorat von San Silvestre in Frascati verliehen hatte, trug ihm auf, das Leben Christi in einem epischen Gedicht zu besingen, und nach dessen Vollendung erteilte ihm Leos Nachfolger, Clemens Ⅶ., 1532 den Bischofssitz von Alba im Herzogtum Montferrat, den er bis zum Tode, 27. Sept. 1566, inne hatte. Seine Dichtungen sind teils religiösen, teils lehrhaften Inhalts. Unter den religiösen Gedichten nimmt die «Christias» in sechs Büchern (Cremona 1535; deutsch von J. D. Müller, Hamb. 1811) die erste Stelle ein; zu den didaktischen gehören «De arte poetica» in drei Büchern (Rom 1527; hg. von Klotz, Altenb. 1766), «De bombyce», d. i. über den Seidenbau (Rom 1527; deutsch von Hoffmann, Neisse 1864), und «De ludo scacchorum», d. i. über das Schachspiel (Rom 1527; metrisch übersetzt von Hoffmann, Mainz 1826, und von Baldi, Berl. 1874). Außerdem verfaßte er andere lat. Schriften; die Gesamtausgabe der Werke V.s ist die von Volpi («Poemata omnia cum dialogis», 2 Bde., Padua 1731). – Vgl. Lancetti, Della vita e degli scritti di V. (Mail. 1810).

Vidassoa, Fluß, s. Bidassoa.

Vidĕant consŭles, ne quid respublĭca detriménti capĭat, s. Konsul.

Vidimierung, die Bezeugung zum öffentlichen Glauben, daß die Abschrift einer Urkunde mit dem Original gleichlautet. Der Ausdruck kommt von dem lat. Worte vidimus, d. i. wir haben es gesehen, her. Andere schreiben Fidemierung und leiten dies von der bei Beglaubigungen (s. d.) gebräuchlichen Unterschrift «in fidem», d. h. beglaubigt, her.

Vidin (Widdin), das Bononia der Römer, Hauptort eines bulgar. Kreises, 26 km von der serb. Grenze, der rumän. Bahnstation Calafatu gegenüber, mit (1893) 14551 E., meist Bulgaren, auch Juden und Mohammedanern, ist als Handelsort wichtig, weil es den ersten Lagerplatz des österr. Donauhandels mit dem Schwarzen Meer bildet. Bis hierher kommen kleine Segelschiffe bei hohem Wasserstande. Auch blüht die Industrie von Gold- und Silberfiligran und Lederwaren. V. hat einen großen Bazar, mehrere Kasernen und Hospitäler und ist Sitz eines Metropoliten, eines Brigadekommandos, Zollamtes und österr.-ungar. Konsulats. Am 28. Okt. 1853 begann hier Omer Pascha die Feindseligkeiten, indem er die Donau überschritt. 1876 und 1877 diente V. dem Korps Osman Paschas als Stützpunkt; auch leitete dieser im Russisch-Türkischen Kriege von 1877 und 1878 von hier aus seinen Vormarsch nach Plevna ein. Infolge des Berliner Vertrags wurden 1879 die Werke wie die aller bulgar. Festungen teilweise geschleift, aber im serb.-bulgar. Kriege 1885 erneuert.

Vidŭa, s. Witwenvögel.

Vidualitĭum (vom lat. vidua, Witwe), Wittum; Vidualität, das Verwitwetsein.

Viecht (Fiecht), Benediktinerabtei in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Schwaz in Tirol, links vom Inn, Schwaz gegenüber, ist nach dem Brande von 1868 neu aufgebaut. Erst seit der Mitte des 18. Jahrh. befindet sich das Stift auf dieser Stätte, auf die es von Sankt Georgenberg im Stallenthal (8 km nordöstlich) verlegt wurde, nachdem das dortige Kloster (Stiftsbrief von Kaiser Heinrich Ⅳ. 1097), das 1138 zur Abtei erhoben wurde, wiederholt durch Feuersbrünste und Lawinen zerstört worden war. – Vgl. (Pockstaller,) Chronik der Benediktinerabtei St. Georgenberg und V. in Tirol (Innsbr. 1874).

Viechtach, Bezirksamt und Marktflecken in Bayern, s. Bd. 17.

Viège (spr. wĭähsch’), s. Visp.