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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vierauge - Vierwaldstätter See.

Gerade und Ungerade noch ungetrennt enthält, ist die Zwei (Dyas) das erste unbestimmte Gerade, die Drei (Trias) das erste Ungerade und die erste bestimmte Zahl, welche Anfang, Mitte und Ende hat, dann die V. (Teras) das erste bestimmte Gerade und 1 + 2 + 3 + 4 = 10 die vollkommenste Zahl.

Vierauge, s. Platoden, S. 121.

Vierblatt (Vierpaß), s. Fünfpaß.

Viereck (Tetragon), in der Geometrie jede von vier geraden Linien, den Seiten, eingeschlossene Figur mit vier Ecken. Liegen die vier Seiten in einer Ebene, so ist das V. ein ebenes, im Gegenfall ein windschiefes. In einem ebenen V. ist die Winkelsumme 360°. Sind je zwei Gegenseiten eines solchen parallel, so ist es ein Parallelogramm (s. d.); Rechteck, Quadrat, Rhombus und Rhomboid sind besondere Arten desselben. Sind bloß zwei Seiten eines ebenen Vierecks parallel, so nennt man dasselbe ein Trapez (s. d.); gibt es keine parallelen Seiten, so ist das V. ein Trapezoid. Sind die zwei Seiten gleich lang, die von einer Ecke ausgehen, und ebenso unter sich die beiden von der Gegenecke ausgehenden, so ist das V. ein Deltoid (s. d.). Kreisviereck nennt man gewöhnlich ein V., dessen Ecken auf dem Umfang eines Kreises liegen, dessen Seiten also Sehnen sind (Sehnenviereck, dem Kreis eingeschriebenes V.), aber auch ein V., dessen Seiten einen Kreis berühren, also Tangenten desselben sind (Tangentenviereck, dem Kreis umschriebenes V.). Im erstern Fall sind je zwei Gegenwinkel, im letztern je zwei Gegenseiten zusammen so groß wie das andre Paar.

Vierfürst, s. v. w. Tetrarch.

Vierhänder, s. v. w. Affen.

Vierlande, eine zum Gebiet der Freien Stadt Hamburg gehörige Landschaft, die im wesentlichen das Amt Bergedorf (s. d.) umfaßt und, von der Stadt Bergedorf abgesehen, vier Kirchspiele enthält (daher der Name). Die V. bilden ein von Dämmen eingeschlossenes Niederungsland auf der rechten Seite der Elbe, das teilweise unter dem Spiegel des Stroms liegt, weshalb durch zahlreiche Schöpfmühlen für den Abfluß des Wassers gesorgt werden muß. Die Bodenfruchtbarkeit ist ganz außerordentlich. Üppige Weizenfelder, Wiesen, große Gemüse-, Rosen- und andre Blumengärten, Kirschen- und Pflaumenplantagen, Erd- und Himbeerfelder wechseln miteinander ab. Die Viehzucht liefert vortreffliche Milchkühe, Geflügel und Schlachtvieh. Überall herrschen Ordnung, Fleiß und Wohlhabenheit. Die Produkte gehen nicht allein nach Hamburg, sondern auch nach England. Die Vierländer stammen wahrscheinlich von niederländischen Kolonisten ab, die im 12. Jahrh. sich hier niederließen. Sie haben noch in jedem Kirchspiel eigne Kleidertrachten.

Vierling, Georg, Komponist, geb. 5. Sept. 1820 zu Frankenthal in der bayrischen. Rheinpfalz, erhielt den ersten musikalischen Unterricht bei seinem Vater, seine weitere Ausbildung bei Rinck in Darmstadt und Marx in Berlin und übernahm nach beendeten Studien eine Organistenstelle in Frankfurt a. O.; 1852 wurde er Musikdirektor in Mainz, kehrte aber schon 1853 nach Berlin zurück und gründete hier 1857 einen unter dem Namen Bach Verein zu hoher Blüte gelangten Gesangverein, dessen Leitung er jedoch Ende der 60er Jahre aufgab, um sich ausschließlich der Komposition zu widmen. Von den zahlreichen von ihm veröffentlichten Werken, welche sämtlich den reichbegabten und universell gebildeten Musiker erkennen lassen, sind namentlich die größern Chorwerke: »Hero und Leander« (Op. 30), »Der Raub der Sabinerinnen« (Op. 50, Text von Fitger) und »Konstantin« (Op. 64, Text von Bulthaupt) hervorzuheben.

Vierlinge, s. Zwillinge.

Viernheim, Flecken in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim, hat eine kath. Kirche, eine Oberförsterei, Zigarrenfabrikation, Holzschneiderei, Bierbrauerei, Tabaksbau, große Waldungen und (1885) 5245 Einw.

Vierpaß (Vierblatt), s. Fünfpaß.

Vierraden, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Angermünde, an der Welse, hat eine evang. Kirche, bedeutenden Tabaksbau und (1885) 1758 Einw. V., schon 1265 erwähnt, wurde um 1515 Stadt. Von der ehemaligen Burg ist eine Ruine übrig.

Vierräuberessig, s. v. w. Räuberessig, s. Essige, aromatische.

Viersen (Vierssen), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Gladbach, Knotenpunkt der Linien Neuß-V., V.-Kaldenkirchen und Gladbach-Ruhrort der Preußischen Staatsbahn wie V.-Süchteln der Krefelder Eisenbahn, 40 m ü. M., hat eine neue evangelische und eine kath. Kirche, ein Realprogymnasium, ein Amtsgericht, bedeutende Samt-, Plüsch- und Seidenwarenfabrikation, Flachs- und Baumwollspinnerei, Färberei, Maschinenfabrikation, Buchdruckerei und (1885) 22,228 meist kath. Einwohner. Vgl. Norrenberg, Aus dem Viersener Bannbuch (Viersen 1886).

Vierstädtebund, s. Sechsstädtebund.

Vierstimmiger Satz, in der Musik die Schreibart für vier Hauptstimmen, in der Regel für die Hauptstimmgattungen: Sopran, Alt, Tenor und Baß, wiewohl auch andre Besetzungen vorkommen, als: 2 Soprane und 2 Alte (Frauenchor), 2 Tenöre und 2 Bässe (Männerchor), 2 Soprane, Alt und Tenor etc. In der Instrumentalmusik ist das Streichquartett der eigentliche Repräsentant der vierstimmigen Schreibart, welche als die Grundlage des Tonsatzes überhaupt zu betrachten ist. Vgl. Quartett.

Vierte Dimension, s. Dimension, vierte.

Viertel, dän. Flüssigkeitsmaß, s. Ahm.

Viertelhofsbesitzer, s. Bauer, S. 462.

Viertelnote, s. Noten.

Viertelstab (Wulst), in der Baukunst ein konvexes Bauglied in Form eines Viertelkreises, entweder überkragend, d. h. oben vorstehend (Fig. 1), oder ansteigend, d. h. oben zurücktretend (Fig. 2), oder in beiden Fällen an dem vorspringenden Teil etwas eingebogen.

^[Abb.: Fig. 1. und Fig. 2.: Viertelstab.]

Vierundzwanzigguldenfuß, s. Münzfuß.

Vierung, in der Kirchenbaukunst der durch die Durchschneidung des Quer und Langschiffs entstandene viereckige Raum, oft von einer Kuppel überwölbt.

Vierwaldstätter See, der von den »vier Waldstätten« Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern eingerahmte, berühmte schweizer. See, hat eine eigentümlich zerrissene Gestalt, indem sein Kartenbild einem Kreuz mit geknicktem Stamm ähnelt. So besteht er eigentlich aus sechs Becken: Urner, Gersauer, Wäggiser, Luzerner, Alpnacher und Küßnachter See, von denen die vier ersten den Stamm, die beiden letzten die Arme des Kreuzes bilden. Das wie abgeknickte Stammstück, als oberster Teil, der Urner See, ganz im Gebiet des Kantons