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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vincentiner; Vincentius; Vincentius-Verein; Vincetoxicum album; Vinci; Vinckboons; Vincke

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Vincentiner - Vincke.

Schriften erschien Basel 1481. Vgl. Schlosser, Vincentius von Beauvais (Frankf. 1819); Bourgeat, Études sur Vincent de Beauvais (Par. 1856).

Vincentiner, s. v. w. Prämonstratenser.

Vincentius, gall. Mönch und Priester im Kloster Lerinum (daher Vincentius Lerinensis), wo er 450 gestorben ist. Ein Schüler des Cassianus, vertritt er den Semipelagianismus, ist aber in seinem oft (z. B. Augsb. 1873) aufgelegten »Commonitorium pro catholicae fidei antiquitate et universitate« (deutsch, Kempten 1870) der theoretische Begründer des katholischen Traditionsgedankens geworden. Katholisch sei, was immer, allenthalben und von allen geglaubt worden ist.

Vincentius-Verein, s. Pius-Verein.

Vincetoxicum album, s. Cynanchum.

Vinci, Maler, s. Leonardo (da Vinci).

Vinckboons, David, niederländ. Maler, geb. 1578 zu Mecheln, war Schüler seines Vaters Philipp V. und bildete sich in Antwerpen nach P. Brueghel u. a. und den gleichzeitigen Landschaftsmalern. Später ließ er sich in Amsterdam nieder, wo er 1629 starb. Er hat zumeist Landschaften mit zahlreichen Figuren aus der biblischen Geschichte und dem Volksleben in bunter, frischer Färbung gemalt. Seine Hauptwerke sind: die Kreuztragung Christi (in der Galerie zu Augsburg), die Speisung der Armen (im Museum zu Berlin), das Kirchweihfest (in der Kunsthalle zu Hamburg und im Museum zu Braunschweig), Landschaft mit Räubern (im Museum zu Nantes) und der Zug nach Golgatha (in der Münchener Pinakothek).

Vincke, 1) Friedrich Ludwig Wilhelm Philipp, Freiherr von, preuß. Staatsbeamter, geb. 23. Dez. 1774 zu Minden, studierte in Marburg, Erlangen und Göttingen, trat 1795 in die kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer und in das Manufakturkollegium zu Berlin, ward 1798 Landrat des Kreises Minden, 1803 Präsident der Kammer zu Aurich und 1804 zu Münster und Hamm. Nach dem Einmarsch der Franzosen 1806 begab er sich nach England, um dort das vaterländische Interesse zu fördern. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er Präsident der Regierung zu Potsdam, nahm aber 1810 seine Entlassung und kehrte in seine Heimat zurück, wo er das klassische Werk »Über die Verwaltung Großbritanniens« (hrsg. von Niebuhr, Berl. 1816) schrieb. Den französischen Behörden verdächtig, wurde er auf das linke Rheinufer verwiesen. 1813 zum Zivilgouverneur Westfalens ernannt, entwickelte er eine rege Thätigkeit, namentlich bei der Organisierung der Landwehr und des Landsturms. 1815 wurde er zum Oberpräsidenten der neu zu organisierenden Provinz Westfalen, 1817 zum Mitglied des Staatsrats und 1825 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt. Er schuf eine Menge Kunststraßen, machte die Lippe bis Hamm schiffbar, richtete den Rheinhafen bei Ruhrort ein, regelte das Verhältnis zwischen Gutsherren u. Bauern, beförderte die Landeskultur durch die Gemeinheits- und Heideteilung (vgl. seine klassische Schrift »Über die Gemeinheitsteilung«, Berl. 1825), gründete mehrere Schullehrerseminare und sorgte thätig für wissenschaftliche Institute. Er starb 2. Dez. 1844. Am 3. Aug. 1857 ward seinem Andenken auf Hohensyburg bei Dortmund ein 30 m hoher Turm geweiht. Vgl. Bodelschwingh, Leben des Oberpräsidenten Freiherrn v. V. (Berl. 1853, nur Bd. 1, bis 1816); »Ludw. Freih. v. V., Westfalens Oberpräsident, sein Leben und seine Zeit« (Lemgo 1858).

2) (V.-Olbendorf) Karl Friedrich Ludwig, Freiherr von, preuß. Politiker, geb. 17. April 1800 zu Minden, trat in die preußische Armee, war seit 1824 mehrere Jahre unter Baeyer bei der Triangulation in Schlesien und Posen thätig, ging 1838 mit Moltke nach der Türkei und nahm am Kriege gegen Ägypten teil, ward 1839 Major im Generalstab des Gardekorps, schied aber 1843 aus dm aktiven Dienst und widmete sich der Bewirtschaftung seines Gutes Olbendorf bei Strehlen. Er war 1849 Mitglied der Ersten Kammer, 1850 des Unionsparlaments, seit 1858 des Abgeordnetenhauses und seit 1867 des norddeutschen Reichstags; er war gemäßigt liberal und suchte im Streit über die Heeresreorganisation vergeblich zu vermitteln. Er starb 18. Mai 1869 in Berlin. V. schrieb: »Über Kommunal- und Polizeiverwaltung in den Landesgemeinden Niederschlesiens« (Berl. 1845); »Die Patrimonial- und Polizeigerichtsbarkeit auf dem Lande« (das. 187); »Über Reformen in der preußischen Kriegsverfassung« (das. 1860); »Reorganisation des preußischen Heerwesens« (das. 1864).

3) Georg Ernst Friedrich, Freiherr von, preuß. Politiker, ältester Sohn von V. 1), geb. 15. Mai 1811 auf dem Gut Haus Busch bei Hagen in der Grafschaft Mark, besuchte das Gymnasium zu Bielefeld, studierte seit 1828 in Göttingen und Berlin die Rechte und bekleidete später in Münster und Minden Richterstellen. 1837 wählten ihn die Kreisstände des Kreises Hagen zum Landrat, 1843 und 1845 war er Mitglied des westfälischen Provinziallandtags. In weitern Kreisen bekannt wurde er durch seine Thätigkeit auf dem preußischen Vereinigten Landtag von 1847. Streng auf dem Rechtsboden fußend und aus diesem Gesichtspunkt das königliche Patent vom 3. Febr. 1847 beurteilend, verfocht er die streng konstitutionelle Ansicht nach englischem Vorbild gegenüber den feudalständischen Prinzipien. Als Mitglied der deutschen Nationalversammlung zeigte er sich, seinen Platz auf der Rechten nehmend, entschieden antirevolutionär, bewies sich aber als einen der bedeutendsten Führer der konstitutionellen und erbkaiserlichen Partei. Ende Februar 1849 trat er in die preußische Zweite Kammer, wo er die Politik des Ministeriums ebenso lebhaft bekämpfte wie die demokratischen Prinzipien. Als Mitglied des Erfurter Parlaments war er eifriger Anhänger der Unionspolitik und half die Partei der Gothaer begründen. Im preußischen Landtag 1850-55 trat er entschieden und energisch gegen die kirchliche und feudale Reaktion des Ministeriums Manteuffel auf. Familienverhältnisse bestimmten ihn, für die nächsten Jahre kein Mandat anzunehmen; erst 1858 erschien er wieder im Abgeordnetenhaus und ward durch seine hervorragenden Verdienste um die nationale und liberale Sache und durch seine vorzügliche Rednergabe Führer der freisinnigen Majorität, welche das Ministerium der neuen Ära unterstützte, aber mit diesem infolge der unentschiedenen Haltung in der Heeresreorganisationsfrage fiel. 1863 ward er nicht wieder gewählt, und erst im Sommer 1866 nahm er wieder ein Mandat vom Kreis Hagen an und bildete im Abgeordnetenhaus eine besondere, die sogen. altliberale, Fraktion. Im Februar 1867 in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt, war er hier der bedeutendste Redner der Altliberalen. V. besaß den rücksichtslosen Mut der Überzeugung und die scharfe, schlagende Waffe des Wortes. Er sprach stets frei und überaus schnell, dabei klar, anregend, überzeugend und witzig, ohne Phrasen. Selten verteidigte er sich, in der Regel ging er angreifend vor, und keine Blöße des Gegners entging seinem Scharfblick. Aus seinen amtlichen Verhältnissen längst geschieden, lebte er meist