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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Viscayischer Meerbusen; Viscĕra; Vischer

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Viscayischer Meerbusen - Vischer.

näen gelegen, grenzt im N. an das Meer, im O. an die Provinz Guipuzcoa, im S. an Alava und Burgos, im W. an Santander und hat einen Flächenraum von 2165 qkm (39,3 QM.). V. ist im südlichen Teil sehr gebirgig und wird vom Kantabrischen Gebirge durchzogen; ebener ist das Küstengebiet. Hauptfluß ist der Nervion, welcher unterhalb Bilbao mündet. Die Bevölkerung beträgt (1878) 189,954 Einw. (Ende 1886 auf 204,000 geschätzt) und gehört, mit 86 Einw. auf das QKilometer, zu den dichtesten in ganz Spanien. Das Land erzeugt Obst, Kastanien, Walnüsse, Feigen, Wein, Hülsenfrüchte, Gemüse, auch Getreide, doch für den Bedarf nicht genügend. Von größter Bedeutung ist der Bergbau, welcher namentlich in den schon seit der Römerzeit bekannten Minen von Somorrostro Eisenerz (gegen 1 Mill. Ton.), ferner Kupfer, Zink, Galmei und Blei liefert. Auch die Industrie, Handel und Schiffahrt sind, insbesondere in der Hauptstadt Bilbao, lebhaft entwickelt. Ausfuhrartikel sind vor allem Eisenerz, dann Eisen, Getreide, Mehl, Wein und Konserven. Als hauptsächlichste Kommunikation zu Lande dient die Eisenbahn nach Bilbao. Die Provinz umfaßt vier Gerichtsbezirke (darunter Bilbao, Durango, Guernica). Hauptstadt ist Bilbao. Vgl. Roß und Cooper, The highlands of Cantabria (Lond. 1885).

Viscayischer Meerbusen (franz. Golfe de Gascogne), Teil des Atlantischen Ozeans, zwischen der Westküste Frankreichs und der Nordküste Spaniens, nimmt die Bidassoa, den Adour und die Garonne auf.

Viscĕra (lat.), Eingeweide; visceral, die Eingeweide betreffend.

Vischer, Nürnberger Bildhauer- und Erzgießerfamilie im 15. und 16. Jahrh., welche durch drei Generationen im Erzguß eine umfangreiche Thätigkeit geübt und ihn in Deutschland vom Handwerk zur Kunst erhoben hat:

1) Hermann, der ältere, kam 1453 als Rotgießergeselle nach Nürnberg und erwarb daselbst das Meisterrecht. Von seinen Arbeiten ist nur eine, das mit Apostelfiguren geschmückte Taufbecken in der Pfarrkirche zu Wittenberg von 1457, nachweisbar.

2) Peter, der ältere, Sohn des vorigen, geboren um 1455 zu Nürnberg, wurde 1489 Meister und 1494 vom Kurfürsten Philipp von der Pfalz nach Heidelberg berufen, kehrte aber bald wieder nach Nürnberg zurück, wo er, später von fünf Söhnen unterstützt, vielseitig thätig war. Seine beglaubigten Hauptwerke, in deren architektonischem Aufbau noch die Formen der Gotik neben denen der Renaissance vorkommen, während sich in den figürlichen Teilen bereits der realistische Geist der Renaissance neben hohem Schönheitsgefühl geltend machen, sind in der Reihenfolge ihrer Entstehung: das Grabmal des Bischofs Johannes IV. im Dom zu Breslau (1496); das großartige, reiche Grabmal des Erzbischofs Ernst im Dom zu Magdeburg (1497); das berühmte Grabmal des heil. Sebaldus in der Sebalduskirche zu Nürnberg (vgl. die Figur des Apostels Paulus auf Tafel »Bildhauerkunst VI«, Fig. 9), welches V. mit Hilfe seiner Söhne von 1508 bis 1519 ausgeführt hat, seine bedeutendste Schöpfung; ein großes Prachtgitter, welches die Gebrüder Fugger in Augsburg bestellten, aber der Rat von Nürnberg ankaufte, später durch Hans V. vollenden und 1540 im großen Saal des Rathauses zu Nürnberg aufstellen ließ (1806 abgebrochen und dann verschollen); ein Relief mit der Krönung Mariä im Dom zu Erfurt (ein zweites Exemplar in der Schloßkirche zu Wittenberg, 1521); die Grabplatte für Margareta Tucherin im Dom zu Regensburg (1521, die Begegnung Christi mit den Schwestern des Lazarus) und für die Familie Eisen in der Ägidienkirche zu Nürnberg (1522, Grablegung Christi); das Epitaph für den Kardinal Albrecht von Brandenburg in der Stiftskirche zu Aschaffenburg (1525); das Grabmal des Kurfürsten Friedrich des Weisen in der Schloßkirche zu Wittenberg (1527); das Epitaph der Herzogin Helene von Mecklenburg im Dom zu Schwerin. Außerdem werden ihm noch mit großer Wahrscheinlichkeit das Grabmal des Grafen Eitel-Friedrich II. von Zollern und seiner Gemahlin in der Stadtkirche zu Hechingen, die Grabmäler der Grafen von Henneberg in der Kirche zu Römhild und das Standbild König Arthurs am Grabmal Kaiser Maximilians in der Hofkirche zu Innsbruck zugeschrieben. V. starb hochbetagt 7. Jan. 1529. Eine Ausgabe seiner Werke veranstaltete W. Lübke (Nürnb. 1878, 2 Bde. mit 48 Tafeln).

3) Hermann, der jüngere, ältester Sohn des vorigen, geboren in den letzten Jahren des 15. Jahrh., arbeitete in der Werkstatt seines Vaters, bildete sich aber auch zugleich im Zeichnen und Modellieren aus, so daß er seinem Vater als Künstler zur Seite stehen konnte. Nachdem die Gebrüder Fugger bei seinem Vater das große Prachtgitter für ihre Grabkapelle bestellt hatten, welches sie nach italienischen Vorbildern ausgeführt wünschten, ging V. 1515 nach Italien, um Studien dazu zu machen. Ihm schreibt man im wesentlichen den Entwurf zu diesem Gitter zu. V. starb, noch sehr jung, 1516.

4) Peter, der jüngere, zweiter Sohn des ältern Peter V., geboren in den letzten Jahren des 15. Jahrh., arbeitete in der Werkstatt des Vaters und bildete sich daneben als Künstler aus. Er scheint viel Phantasie und Erfindungstalent gehabt, sich auch eine gewisse klassische Bildung angeeignet zu haben. Er begleitete seinen Bruder Hermann nach Italien. In den letzten zwölf Jahren war er die eigentliche Seele der Vischerschen Gießhütte. Von seinen selbständigen Arbeiten sind bekannt: zwei kleine nackte Frauengestalten, eine jede neben einer Vase (Tintenfaß) stehend (in Stamnore Hill in England), zwei Reliefs, beide Orpheus und Eurydike darstellend (im Museum zu Berlin und in Pariser Privatbesitz), eine Statuette des Apollon als Bogenschütze, wozu sein Bruder Hans 1532 ein Postament gefertigt hat, jetzt im Germanischen Museum zu Nürnberg. V. starb 1528.

5) Hans, der dritte Sohn des ältern Peter V., arbeitete gleichfalls in der Werkstatt seines Vaters, war aber vorzugsweise Techniker und überwachte das Gießen, Ziselieren und Montieren der großen Werke. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Werkstatt und vollendete zunächst nach den von seinem Bruder Peter hinterlassenen Modellen und Zeichnungen einige größere Werke, so: das Epitaph der Margareta Riedingerin (Madonna mit Kind) in der Stiftskirche zu Aschaffenburg, das Grabdenkmal des Kurfürsten von Brandenburg, Johann Cicero, im Dom zu Berlin, einen Leuchter in der Wenzelskapelle des Doms zu Prag, das Grabmal des Kurfürsten Johann I., des Beständigen, in der Schloßkirche zu Wittenberg. Selbständig fertigte er das Grabmal des Bischofs Siegmund im Dom zu Merseburg u. a.

6) Jakob und Paul, die jüngsten Söhne des ältern Peter V., arbeiteten als Gesellen in der Werkstatt ihres Vaters. Vgl. R. Bergau, Peter V. und seine Söhne (in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 2).

Vischer, 1) Friedrich Theodor (von), berühmter Ästhetiker der Hegelschen Schule, geb. 30. Juni 1807 zu Ludwigsburg, ward, im Stift zu Tübingen