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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vitelloluteïn – Vitis

wurde 68 von Galba als Statthalter nach Niedergermanien geschickt. Dort riefen ihn die Legionen Anfang 69 zum Kaiser aus. Inzwischen aber war 15. Jan. Galba ermordet und Otho (s. d.) erhoben. Nachdem dieser durch V.’ Legaten Cäcina und Valens besiegt war, zog V. Mitte Juli in Rom ein. Aber unterdessen hatte der Osten an Othos Stelle schon einen neuen Gegenkaiser Vespasian erhoben, dessen Heere in einer zweiten Schlacht bei Cremona die Vitellianer besiegten, worauf V. sich zur Abdankung verstand. Ein Aufstand seiner Truppen hintertrieb den Vertrag mit Vespasians Partei, und als dann 22. Dez. das Heer der Vespasianer Rom stürmte, fand auch V. den Tod.

Vitelloluteïn, Vitellorubeïn, s. Luteïn.

Vitéllum ovi, soviel wie Eigelb (s. d.).

Viterbo, Hauptstadt des Kreises V. (158762 E.) im N. der ital. Provinz Rom, am Westfuß des Monte-Cimino (1056 m), an der Nordseite des Ciminischen Waldes, 369 m ü. d. M., im Thal des Arnione, an der Seitenlinie Attigliano-V. (40 km) der Eisenbahn Florenz-Rom und der Bahn Rom (-Trastevere)-V. (82 km), ist Bischofssitz, gut gebaut, von lombard. Mauern und Türmen umgeben und hat (1881) 15279, als Gemeinde 19654 E., in Garnison das 54. Infanterieregiment (außer 1 Bataillon); Schwefelraffinerien. Der Dom San Lorenzo ist eine im 16. Jahrh. erneute Säulenbasilika des 12. Jahrh., mit got. Glockenturm und Grabmal Papst Johanns ⅩⅩⅠ. Sta. Rosa enthält den schwarzen Leichnam der Heiligen, deren Fest am 3. Sept. gefeiert wird, Sta. Maria della Verità hat Fresken von Lorenzo da Viterbo (1469) und einen schönen Klosterhof, in der Kirche San Francesco sind Grabmäler von Päpsten (Clemens Ⅳ., Hadrian Ⅴ.) und Kardinälen. 2 km nordöstlich liegt die Wallfahrtskirche Sta. Maria della Quercia mit anstoßendem Dominikanerkloster. Der Palazzo Publico hat eine schöne Vorhalle (15. Jahrh.), sechs etrusk. Sarkophage und ein Museum von Altertümern sowie Gemälden, darunter ein Meisterwerk Sebastians del Piombo. Im verfallenen Palazzo Vescovile (13. Jahrh.) trat 1271, 1276 und 1281 das Konklave zusammen. Von den berühmten Brunnen sind Fontana grande (1206 begonnen) auf dem Marktplatz und der angeblich von Vignola errichtete auf der Piazza della Rocca von 1566 zu erwähnen. Im öffentlichen Garten sind Büsten von Victor Emanuel, Cavour und Garibaldi errichtet. 4 km nordöstlich liegt die Stadt Bagnaja (2784 E.) mit der schönen Villa Lante (Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh.) von Vignola. 3 km westlich ist die warme Schwefelquelle Bulicame, die zu Bädern benutzt wird. Die einsame Umgebung enthält viele Ruinen etrusk. Städte (Ferento) und Gräberfelder.

Viterbo, Gotfried von, s. Gotfried von Viterbo.

Vitet (spr. witeh), Ludovic, franz. Schriftsteller und Staatsmann, geb. 18. Okt. 1802 zu Paris, war als begeisterter Anhänger der romantischen Schule seit 1824 Mitarbeiter am Globe und veröffentlichte dramatisierte Schilderungen aus den unruhigen Zeiten der Ligue unter den Titeln «Les barricades» (1826), «Les état de Blois» (1827) und «La mort de Henri Ⅲ à Saint-Cloud» (1829), später u. d. T. «La Ligne» (2 Bde., 1844) zusammengefaßt. Nach der Revolution von 1830 erhielt V. von Guizot die eigens für ihn geschaffene Stelle eines Inspektors der histor. Denkmäler (1831). Er wandte sich nun zur kritischen Bearbeitung der Kunstgeschichte und leistete auch auf diesem Gebiete Originelles und Hervorragendes. Infolge seiner Schrift «Eustache Lesueur, sa vie et ses œuvres» (1819) wurde er Mitglied der Akademie. Die «Monographie de l’église Notre-Dame de Noyon» (1845) gilt gleichfalls für ein Meisterstück in ihrer Art. Außerdem sind zu erwähnen: «Fragments et mélanges» (2 Bde., 1846), eine Sammlung litterar. Kritiken und archäol. Abhandlungen, «Essais historiques et littéraires» (1862), «Études sur l’histoire de l’art» (4 Folgen, 1863‒64). Abgeordneter der Deputiertenkammer 1834‒48 und als solcher den doktrinär-konservativen Principien zugethan, später Mitglied der Legislative von 1849 und der Konstituante von 1871, gehörte er in den zwei letzten Versammlungen zur monarchisch-legitimistischen Majorität. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 und 1871 entflammte seine patriotische Begeisterung. Die berühmten Briefe V.s, welche die «Revue des Deux Mondes» alle 14 Tage während der Pariser Belagerung bis zum Abschluß des Waffenstillstandes von ihm veröffentlichte (besonders abgedruckt u. d. T.: «Lettres sur le siége de Paris, 1870‒71»), bezeugten einen unbezwinglichen Optimismus. V. starb 5. Juni 1873 zu Paris. Nach seinem Tode erschienen «Études philosophiques et littéraires», mit einer biogr. Notiz von Guizot (1874), und «Le comte Duchâtel» (1875).

Vitex, Pflanzengattung, s. Keuschbaum.

Vith, Sankt, preuß. Stadt, s. Sankt Vith.

Vitĭa cordis (lat.), s. Herzfehler.

Viti-Archipel, s. Fidschi-Inseln.

Vitĭges (Witichis), ostgot. Heerführer, s. Ostgoten.

Viti-i-loma, Gruppe der Fidschi-Inseln (s. d.).

Viti Levu («Groß-Viti»), die größte der Fidschi-Inseln (s. d.), 11760 qkm groß, mit etwa 55000 E., ist fast auf ihrem ganzen Umfange von Korallenbänken umgeben; von der Küste steigen die Berge ziemlich steil und namentlich sehr zerklüftet bis zu Höhen von 1200 m (Mount-Evans, Voma) auf. Nur an der Südseite, wo die auf kurze Strecken schiffbaren Flußläufe des Rewa und des Siga-Toka münden und zum Teil Deltabildungen verursachen, ist Flachland vorhanden. Hier liegt auch am Suwa-Hafen die jetzige Hauptstadt der Fidschi-Inseln, Suwa.

Vitilīgo (lat.), s. Albinos.

Vitiös (lat.), verderbt, fehlerhaft, lasterhaft.

Vitis L., Pflanzengattung aus der Familie der Vitaceen (s. d.) mit, einschließlich der Gattung Cissus (s. d.), gegen 230 Arten, größtenteils in den Tropen. Die wichtigste Art ist die Weinrebe oder der Weinstock, V. vinifera L. (S. Wein und Textfig. 1 zum Artikel Frangulinen.)

Zur Ausstattung parkartiger Gärten eignen sich vorzugsweise die aus Nordamerika eingeführten Vitisarten, welche alle durch malerischen Wuchs, starkes Wachstum und kräftige, schön geformte Belaubung ausgezeichnet sind. V. labrusca L., die nördliche Fuchsrebe, hat herzförmige, drei- oder fünflappige, scharf gezähnte, auf der untern Seite mit grauem oder rostfarbigem Filz bekleidete Blätter und kleine blauschwarze, genießbare Beeren von ausgesprochenem Muskatgeschmack. In den Gärten kommen eine Menge Kulturformen vor. Neuerdings hat man in Amerika erfolgreiche Kreuzungsversuche zwischen ihr und der Weinrebe gemacht. V. aestivalis Mchx., die Sommerrebe, klettert gleich der vorigen Art 10 m hoch. Die Blätter sind herzförmig, 16 cm lang und 12 cm breit, drei- bis fünf- ^[folgende Seite]