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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vloten; Vlotho; Voce; Vocel; Voceratrice; Vochysiaceen; Vöcklabruck; Vodnik; Voetius; Vogel

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Vloten - Vogel.

und (1888) 12,565 Einw., war bis vor kurzem ein ansehnlicher Kriegshafen, der 1810-12 von Napoleon I. bedeutend verstärkt wurde, nachdem die Engländer 1809 die frühern Werke zum Teil zerstört hatten. Seit 1865 wurden von der Regierung großartige Werke ausgeführt, um die Stadt zu einem Handelshafen umzuwandeln, wozu sie sich durch ihre Lage vortrefflich eignet. So wurde zunächst das Sloe (s. d.) abgedämmt. Ein breiter Kanal wurde gegraben von V. über Middelburg nach Vere durch die Insel Walcheren, um einen guten Wasserweg von S. nach N. zu bekommen. Gleichzeitig wurden in großartigem Maßstab Hafenwerke angelegt, welche für die größten Seeschiffe hinreichen, und 1873 eröffnet. Sie befinden sich an der Ostseite der Stadt und bestehen aus einem Außenhafen und zwei innern Häfen, welche in einen breiten Kanal münden, der durch Doppelschleusen mit dem Außenhafen und durch eine Stauschleuse mit dem Walcherschen Kanal verbunden ist. Das alte Marinedock mündet ebenfalls in diesen Verbindungskanal. Der Außenhafen hat eine Länge von 660 m und eine Tiefe von mehr als 10 m bei hohem, 6-7 m bei niedrigem Wasserstand. Die Hafenmündung ist 180 m breit und gehört somit zu den breitesten Europas. Er wird gedeckt von zwei starken Dämmen aus Basaltgestein. Die innern Häfen sind 450 und 400 m lang bei einer Breite von 100-200 m. Die Tiefe kann aus 8,25 m gebracht werden. Diese Tiefe hat auch der Walchersche Kanal in seiner ganzen Länge von 13,400 m. Die Stadt ist Sitz eines deutschen Konsuls. - V. war bis ins 17. Jahrh. hinein ein blühender Handelsort, späterhin aber nur als Marinestation wichtig. Hier wurde 1572, nachdem die Wassergeusen Briel genommen, zuerst in den Niederlanden die Fahne der Freiheit aufgepflanzt. Aus der Neuzeit ist die oben erwähnte Beschießung und Einnahme der Stadt durch die Engländer unter Lord Chatham (13.-15. Aug. 1809) bekannt, wobei über 100 Häuser, 2 Kirchen und das schöne Rathaus zerstört wurden. Dem zu V. gebornen Admiral de Ruyter wurde hier 1841 ein Denkmal gesetzt. Vgl. Winkelman, Geschiedkundige plaatsbeschrijving van V. (Vlissing. 1873).

Vloten, Johannes van, niederländ. Schriftsteller, geb. 18. Jan. 1818 zu Kampen, studierte in Leiden Theologie und Philosophie, war dann eine Zeitlang Lehrer am Gymnasium in Rotterdam und wurde 1854 Professor der niederländischen Sprache am Athenäum in Deventer, lebte aber seit 1867 bei und in Haarlem und starb 21. Sept. 1883. Er schrieb: »Montignys leven en dood in Spanne« (Amsterd. 1853); »Leidens belegering en ontzet« (Leid. 1854). »Nederlands opstand tegen Spanje« (Haarl. 1858-72, 3 Bde.); »Middelburgs beleg en overgang« (Middelb. 1874); ferner: »Baruch d'Espinoza« (2. Aufl., Schied. 1871); »Beknopte geschiedenis der nederlandsche letteren« (2. Aufl., Tiel 1871); »Leven en werken van W. en O. Z. van Haren« (Devent. 1871); »Nederlands schilderkunst« (1873); »Elisabeth Wolff« (Haarl. 1880); »Nederlandsche aesthetika« (3. Aufl., Schoonh. 1882) und einige Streitschriften gegen die herrschende Orthodoxie. Mit Land gab er die Werke Spinozas heraus (Haag 1882, 2 Bde.).

Vlotho, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Herford, in schöner Gegend an der Weser und der Linie Elze-Löhne der Preußischen Staatsbahn, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Zuckerraffinerie, Fabrikation von Papier, Tabak und Zigarren, Buchdruckerei, Kalk- und Zementbrennerei, Schiffahrt, lebhaften Speditionshandel und (1885) 3429 Einw. V. gehörte bis 1211 einem Adelsgeschlecht und kam dann an die Grafen von Ravensberg. Hier Schlacht 17. Okt. 1638, in welcher der kaiserliche General Hatzfeld die Söhne des Böhmenkönigs Friedrich von der Pfalz besiegte. Vgl. Harland, Geschichte der Herrschaft und Stadt V. (Vlotho 1889).

Voce (ital., spr. wohtsche), Stimme, Singstimme.

Vocel (spr. wotzel), Johann Erazim, tschech. Dichter und Archäolog, geb. 24. Aug. 1803 zu Kuttenberg, starb 17. Sept. 1871 als Professor der tschechischen Sprache, Litteratur und Archäologie an der Universität Prag. In seiner ersten schriftstellerischen Periode schrieb V. lyrische und epische Gedichte: »Die Premysliden« (1834), »Schwert und Kelch« (183) und »Das Labyrinth des Ruhms« (1846), kultivierte auch die historische Novelle (»Der letzte Orebit«), beides mit besonderer Förderung der patriotischen Idee, und wandte sich dann Studien der heimatlichen Archäologie zu, deren Ergebnisse er in seinem Hauptwerk: »Die Vorzeit des Landes Böhmen« (Prag 1866 bis 1868, 2 Bde.), niederlegte. V. schrieb auch eine Abhandlung über »Das alte tschechische Erbrecht«.

Voceratrice (ital., spr. wohtscheratrihtsche), s. Improvisation.

Vochysiaceen, dikotyle, etwa 140 Arten umfassende, dem tropischen Amerika eigentümliche Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Äskulinen, durch schräg zygomorphe Blüten und ein einziges fruchtbares Staubblatt ausgezeichnet.

Vöcklabruck, Stadt in Oberösterreich, an der Vöckla (Nebenfluß der Ager) und an der Staatsbahnlinie Wien-Salzburg, von welcher hier die Lokalbahn V.-Kammer zum Attersee führt, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit alten Thortürmen, Bierbrauerei, Baumwollweberei und (1880) 1749 Einw. Nahebei Schöndorf mit gotischer Kirche und Feilenfabrik, Schloß und Ruine Wartenberg und Kloster Thalheim.

Vodnik, Valentin, slowen. Dichter, geb. 3. Febr. 1758 zu Oberschischka bei Laibach, war erst Priester, dann Lehrer am Gymnasium zu Laibach und begann 1797 die Zeitung »Ljublanske Novice« herauszugeben. Er machte hierin wie auch in seinen Gedichten als einer der ersten den erfolgreichen Versuch, die Volkssprache in die Litteratur einzuführen, und gilt daher für den Begründer der neuslowenischen Litteratur. Als Krain 1809 an Frankreich kam, wurde V. zum Schulinspektor ernannt, mußte aber nach der Wiederherstellung der österreichischen Herrschaft 1814 seinen Abschied nehmen und starb in Armut 1. Jan. 1819. Seine Gedichte, von denen viele Volkslieder geworden sind, erschienen am besten in der Sammlung »Vodnikove pesni« (Laib. 1869).

Voetius (spr. vūtius), Gisbert, die Säule der reformierten Scholastik in den Niederlanden, unversöhnlicher Feind der Arminianer (s. d.) und der Cartesianer sowie von Coccejus (s. d.) und Labadie (s. d.), geb. 1588 zu Heusden, wo er 1617 Prediger ward. Als solcher wohnte er der Dordrechter Synode bei; seit 1634 Professor der Theologie in Utrecht, übte er bis zu seinem 1. Nov. 1676 erfolgten Tod einen fast unbeschränkten Einfluß. Sein dogmatisches Hauptwerk heißt »Selectae disputationes theologicae« (Utrecht 1648). Vgl. Sepp, Het godgeleerd onderwijs in Nederland, Bd. 2 (Leid. 1875); Ritschl, Geschichte des Pietismus, Bd. 1 (Bonn 1880).

Vogel, 1) Christian Lebrecht, Maler, geb. 4. April 1759 zu Dresden, bildete sich auf der Kunstakademie daselbst, lebte dann zu Wildenfels im