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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wladislawow; Wladiwostok; Wladyka; Wlaschim; Wlaska; Wlasta; Wledjaßa; Wlodawa; Wlozlawsk; Woahu; Wöbbelin; Woburn; Wocel; Woche

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Wladislawow - Woche.

11) W. Posthumus, der nachgeborne Sohn König Albrechts II. und der Elisabeth, der Tochter und Erbin Kaiser Siegmunds, geb. 27. Febr. 1440, erbte die Krone von Ungarn und Böhmen, die ihm sein Oheim und Vormund Kaiser Friedrich III. zu entreißen suchte, bemächtigte sich endlich beider Kronen, starb aber, im Begriff, sich mit einer französischen Prinzessin zu vermählen, 23. Nov. 1457.

Wladislawow, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Suwalki, nördlich von Wirballen, mit (1885) 6273 Einw.

Wladiwostok, russ. Kriegshafenstadt am Japanischen Meer, seit 1888 Sitz der Verwaltung der Amurprovinz (Kreis Ussuri), liegt der japanischen Stadt Niigata gegenüber auf der Halbinsel Murawjew in der Bai Peters d. Gr., drei Dampfertagereisen südlich von der Amurmündung, und hat einen ausgezeichneten Hafen, der aber 3-4 Monate im Jahr zugefroren ist. Der Ort ward erst 1861 gegründet, indem einige russische Soldaten hier garnisoniert und durch Ausfuhrverbote russische Händler angezogen wurden, hat (1885) 13,050 Einw. (Russen, Chinesen, Koreaner etc.), welche Schiffbau, Lederfabrikation, Sägemühlen, Ziegelbrennerei betreiben. Seit 1871 ist W. Endstation des sibirischen Überlandtelegraphen (wo das japanische Kabel beginnt) sowie Kriegshafen für die sibirische Flottille. Der Handel ist im Steigen begriffen, jedoch fehlt ein produzierendes Hinterland; Hauptartikel des Exports sind Meerkohl, Trepang sowie Felle, Pelze, Tigerknochen etc. Zur Einfuhr kommen namentlich Manufaktur- und Kolonialwaren. 150 km von W. sind unweit der Bai Peters d. Gr. im Flüßchen Sedemi Kohlenlager entdeckt worden, deren Ausbeutung von Wichtigkeit zu werden verspricht, da zur Zeit alle Kohle aus Japan gebracht wird.

Wladyka (slaw., »Herr«), s. Vladika.

Wlaschim, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Beneschau, hat ein fürstlich Auerspergsches Schloß mit schönem Park, ein Bezirksgericht und (1880) 2628 Einw., welche Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Schuhwarenfabrikation und Strumpfwirkerei betreiben. Südwestlich von W. erhebt sich der sagenreiche Berg Blanik (638 m).

Wlaska (Vlasca), Kreis in der Großen Walachei, an der Donau, mit der Hauptstadt Giurgewo.

Wlasta, s. Böhmischer Mägdekrieg.

Wledjaßa (Vlegiassa), Berg im ungar. Bihargebirge (s. d.).

Wlodawa, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Sjedlez, an der Mündung der Wlodawka in den Bug, hat bedeutenden Handel mit Vieh (aus Wolhynien) und mit dem zur Gemeinde gehörigen Orchuweß (1885) 6910 Einw.

Wlozlawsk (Wloclawec), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Warschau, an der Weichsel und der Warschau-Bromberger Eisenbahn, hat mehrere griechisch-russische und kath. Kirchen, eine Realschule, mehrere Fabriken, Handel mit Getreide, Vieh, Branntwein, Tuch, Leinwand, Eisenwaren etc. und (1885) 12,163 Einw.

Woahu, Insel, s. Oahu.

Wöbbelin, Dorf im mecklenburg-schwerin. Kreis Mecklenburg, 7 km nördlich von Ludwigslust, an der Straße von dort nach Schwerin, mit 528 Einw. Vor dem Dorf unter einer großen Eiche (Körnereiche) ist Theodor Körner begraben, der am 26. Aug. 1813 im Gefecht bei Rosenberg (unweit Gadebusch) fiel. Der Platz ist umfriedigt und mit einem eisernen Denkmal geschmückt. Neben dem Dichter ruhen seine Schwester Emma (gest. 1815) und sein Vater (gest. 1831).

Woburn (spr. -börn), alter Marktflecken in der engl. Grafschaft Bedford, mit (1881) 1316 Einw.; dabei das prächtige Schloß des Herzogs von Bedford (W. Abbey).

Wocel, tschech. Dichter, s. Vocel.

Woche (got. vikô, altnord. vika, althochd. wëcha), ein Zeitabschnitt von sieben Tagen, der seinen Ursprung wohl weniger in den sieben Planeten, wie Dio Cassius behauptet, als in den Mondphasen hat, welche nach ungefähr je sieben Tagen aufeinander folgen. Schon die Babylonier kannten die siebentägige W. und bezeichneten deren einzelne Tage in derselben Weise wie später die Ägypter und die Römer nach Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Die Juden brachten die W. (Schebua, von scheba, d. h. sieben) mit ihrer Schöpfungsgeschichte, Gesetzgebung und Religion in Verbindung, insofern sie jeden siebenten Tag zum allgemeinen Ruhetag bestimmten und den Eintritt ihres sogen. Wochenfestes nach einem Wochencyklus festsetzten. Gleichwohl scheinen sie im gemeinen Leben die Wochenrechnung erst nach dem Exil angewendet zu haben. Auch haben sie außer Sabbat keinen Namen für die Wochentage, sondern bezeichnen dieselben mit den ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets, und noch im Neuen Testament wie bei den ältern Kirchenvätern findet sich gewöhnlich die Bezeichnung »am ersten, zweiten etc. des Sabbats« für Sonntag, Montag etc. Zu den Griechen, welche früher durch die Dekaden, in die sie ihre Monate teilten, eine Art zehntägiger W., und zu den Römern, welche durch die nundinae neuntägige Wochen hatten, kam die siebentägige W. mit ihren Benennungen von den Ägyptern. Die germanischen Völker haben vielleicht schon vor ihrer Bekanntschaft mit den Römern die siebentägige W. gehabt, da sie, wie Tacitus berichtet, gottesdienstliche, gerichtliche und politische Versammlungen und wichtigere Unternehmungen nach dem Wechsel des Mondes bestimmten. Wahrscheinlich über Gallien her wurden sie mit den römischen Bezeichnungen für die Wochentage bekannt, übertrugen sie aber in ihre Sprache, indem sie die römischen Götternamen durch die entsprechenden eignen ersetzten. So wurde der dies solis und lunae zum Sonn- und Mondtag, der Tag des Mars zum Tag des Schwertgottes Ero oder Ziu, des altnordischen Tyr, weshalb er noch jetzt in Bayern Ertag oder Erhtag, in Schwaben Ziestag, Zistig und im übrigen Deutschland Dienstag heißt, der Tag des Merkur zum Wuotans- oder Gudenstag, der dies Jovis zum Tag des Donar, des nordischen Thor, und der dies Veneris zum Tag der Freyja, dem heutigen Freitag. Der dies Saturni behielt seinen Namen im Niederländischen, Plattdeutschen und Englischen als zaturdag, saturdag und saturday bei und verwandelte sich im Altnordischen zum langardagr, d. h. Badetag, im Hochdeutschen aber unter christlichem Einfluß entweder zum Sonnabend, d. h. Abend vor dem Sonntag, oder zum Samstag, dem Sabbat der Juden. Ebenso trat für den Wodanstag im Althochdeutschen früh schon die Benennung Mittwoch, d. h. Mitte der W., auf. Die christliche Kirche, welche die siebentägige W. von den Juden übernommen, bezeichnete die Tage mit Zahlen als feria prima, secunda etc. und führte nur für den ersten Tag ihrer W. zur Erinnerung an den Auferstehungstag Christi den Namen dies dominica (Tag des Herrn) ein, den die romanischen Völker statt des dies solis angenommen, wogegen sie für die übrigen Tage die heidnischen Benennungen beibehalten haben. Die Portugiesen allein folgten dem Brauch der Kirche, die