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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Waldegge; Waldeidechse; Waldeinteilung; Waldeisenbahnen; Waldemar; Waldemar Ⅰ.

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Waldegge – Waldemar Ⅰ. (König von Dänemark)

hatte 14. Nov. 1881 bis 26. Jan. 1882 im Ministerium Gambetta das Portefeuille des Innern inne, das ihm in dem von Jules Ferry gebildeten Kabinett von neuem zufiel (21. Febr. 1883 bis 31. März 1885). 1886 siedelte er als Advokat nach Paris über, wo er in den hervorragendsten Prozessen als Verteidiger fungierte. 1889 erschienen seine «Discours politiques». Im Okt. 1894 wurde er in den Senat gewählt. Nach dem Rücktritt Casimir Périers fielen bei der Wahl des Präsidenten der Republik im ersten Wahlgang (Jan. 1895) 184 Stimmen auf ihn, worauf er zu Gunsten Faures zurücktrat.

Waldegge, s. Egge.

Waldeidechse, s. Eidechsen.

Waldeinteilung, eine Hauptaufgabe der Forsteinrichtung (s. d.), zerlegt den größern Wald in einzelne Reviere (s. d.), diese in Betriebsklassen (s. d.), Hiebszüge (s. d.) und Abteilungen (s. d.). Die W. geht Hand in Hand mit der Forstvermessung, d. h. den geometr. Vorarbeiten der Forsteinrichtung, deren Schluß sie eigentlich bildet. In der Regel verfährt die W. folgendermaßen: ist ein einzelnes Revier abgegrenzt, so bestimmt man ungefähr die Abgrenzungen der Betriebsklassen. Hierauf wird das Revier durch natürliche oder künstliche Trennungslinien in Abteilungen zerlegt, wobei die vorläufig angenommenen Betriebsklassengrenzen, soweit thunlich, derartig zu berichtigen sind, daß sie mit Abteilungsgrenzen zusammenfallen. In jeder Betriebsklasse werden dann aus den einzelnen Abteilungen unter besonderer Berücksichtigung des Terrains mehr oder weniger Hiebszüge gebildet. Als natürliche Trennungslinien für die genannten Waldteile dienen Flüsse, Felskämme, Wiesen, Wege u. s. w. Wo diese nicht ausreichen, werden Schneisen (s. d.) hergestellt. Die W. muß sich vollständig dem Terrain anschließen, die Bildung regelmäßiger Formen der einzelnen Wirtschaftsfiguren, namentlich der Abteilungen, ist nur in der Ebene möglich, nicht im Gebirge. Die W. giebt den Rahmen für die künftige Ordnung des Hiebes, der Schläge, sie soll also etwas Bleibendes schaffen, soweit nicht wesentliche Änderungen des Reviers durch größere Ankäufe oder Verkäufe, durch Bau von Eisenbahnen, Straßen u. s. w. Änderungen der W. unvermeidlich machen.

Waldeisenbahnen, Transportable Eisenbahnen (s. d.) in großen Waldungen, welche hauptsächlich den Sägewerken die Holzbestände zuführen. Von bekannten W. sind diejenigen im Körösthal in Ungarn, in den Waldungen von Ardzel in Galizien u. s. w. zu nennen.

Waldemar, Markgraf von Brandenburg (1308‒19), aus der ältern (Stendalschen) Linie des Hauses Askanien. Die Mark Brandenburg war damals unter verschiedene Geschlechtsvettern geteilt, aber alle starben schnell nacheinander, so daß nur W. und sein Vetter Heinrich der Jüngere übrigblieben. W. war ein kühner, unternehmender Krieger, der mit den Grenznachbarn Mecklenburg, Pommern, Polen, Schlesien, Meißen und Thüringen in zahlreiche Fehden verwickelt war. Seine Ansprüche auf Pomerellen, die er nicht durchführen konnte, verkaufte er 1308 an den Deutschen Orden. Dagegen dehnte er die Macht Brandenburgs nach Osten und Süden aus; sogar Leipzig und Dresden kamen 1312 in seinen Pfandbesitz. Der Stadt Stralsund leistete W. Beistand in ihrer Auflehnung gegen den Fürsten Wizlaw von Rügen und dessen Lehnsherrn, den dän. König Erich. Nunmehr vereinigten sich 1314 Dänemark und Schweden, Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg, Mecklenburg, Magdeburg und mehrere andere norddeutsche Fürsten gegen W., zu dem nur die Herzöge von Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast hielten. Auch aus diesem wechselvollen Kampfe ging W. rühmlich hervor, obschon er sich bei und nach dem Friedensschlusse 1317 zu einigen kleinen Gebietsabtretungen verstehen mußte. Am 14. Aug. 1319 starb W. plötzlich zu Bärwalde. Ihm folgte sein Vetter, der unmündige Heinrich der Jüngere, der schon 1320 starb. Kaiser Ludwig Ⅳ. verlieh nun Brandenburg an seinen Sohn Ludwig (s. d.) den Ältern (1323‒51). Aber W.s Witwe Agnes und ihr zweiter Gemahl, Herzog Otto der Milde von Braunschweig, behielten bis 1344 als Wittum die Altmark, während auf andern Seiten die Grenznachbarn gleichfalls brandenb. Gebietsteile an sich rissen. Markgraf Ludwig und seine bayr. Ratgeber machten sich durch ihre Mißgriffe verhaßt, und der verwilderte Adel störte durch Fehden und Wegelagerei den Landfrieden.

Da erschien 1348 ein Pilger (der sog. falsche W.) zu Wolmirstedt vor dem Erzbischof von Magdeburg und gab sich für den verstorbenen Markgrafen W. aus. Nachdem er von den in Wolmirstedt versammelten Fürsten förmlich anerkannt war, zog er nach Brandenburg, wo ihm auch die meisten Städte und ein großer Teil des Adels bereitwillig huldigten. Auch Kaiser Karl Ⅳ., aus Feindschaft gegen das bayr. Haus, erkannte 2. Okt. 1348 den falschen W. als Markgrafen an, der sich bereitwillig zu Gebietsabtretungen u. dgl. gebrauchen ließ, verstand sich aber schließlich zum Vergleich mit den Wittelsbachern und erteilte dem Markgrafen Ludwig als rechtmäßigem Besitzer von Brandenburg die Belehnung. Der angebliche W. wurde zur Untersuchung seiner Ansprüche auf den Reichstag nach Nürnberg geladen, und als er daselbst nicht erschien, 6. April 1350 öffentlich für einen Betrüger erklärt. Doch der größte Teil von Brandenburg blieb dem falschen W. treu. Endlich erkaufte Ludwig der Römer (1351‒56) mit großen Opfern auf allen Seiten den Frieden. Die Askanier wurden durch Geld zufrieden gestellt, worauf 10. Mai 1355 der falsche W. förmlich der Herrschaft über Brandenburg entsagte. Er lebte seitdem bis zu seinem 1356 erfolgten Tode am anhalt. Hofe und wurde in Dessau mit fürstl. Ehren begraben. Man behauptet, es sei ein Müllerbursche Jakob Rehbock aus Hundeluft (Anhalt) oder ein Bäckergesell Meinecke aus Belitz (Brandenburg) gewesen, der, wegen seiner Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Markgrafen, von den in Anhalt und Sachsen herrschenden Zweigen der askanischen Dynastie aufgestellt worden sei, um die Mark Brandenburg wieder an ihr Haus zu bringen. – Vgl. Klöden, Diplomat. Geschichte des Markgrafen W. (4 Bde., Berl. 1844‒46). Häring (Wilibald Alexis) hat den Stoff zu einem Roman benutzt.

Waldemar Ⅰ., der Große, König von Dänemark (1157‒82), geb. 1131, wurde 1154 zugleich mit Knut Magnussen, dem Sohne des Mörders seines Vaters, dessen schöne Halbschwester Sophia er geheiratet hatte, als König ausgerufen; aber erst drei Jahre später, nach dem Siege über seinen Vetter Svend Erichssen und dem Tode Knuts, ward er Alleinkönig von Dänemark. W. verstand das durch die blutigen Bürgerkriege (1147‒57)und die Seeräubereien der Wenden ganz verwüstete Land wieder emporzubringen und die Kräfte des