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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Waldmensch - Waldshut.

Waldmensch, s. v. w. Orang-Utan.

Waldmichelbach, Flecken in der hessischen Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim, im Odenwald, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Steinbrüche und (1885) 2016 Einw.

Waldmohr, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Homburg, an der Glan, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, ein Forstamt und (1885) 1241 Einw.

Waldmüller, 1) Ferdinand, Maler, geb. 1793 zu Wien, besuchte kurze Zeit die Akademie daselbst, erwarb seinen Lebensunterhalt durch Ausführung von Porträten und wurde 1811 auf drei Jahre Zeichenlehrer im Haus des Grafen Gyulay in Agram. Er siedelte dann wieder nach Wien über, warf sich hier mit Eifer auf das Kopieren älterer Meister und malte nun wieder Porträte, darunter das des Kaisers Franz. Eifriges Naturstudium führte ihn endlich zur Genremalerei, in welcher er den Schwerpunkt seines Talents fand. Er schilderte in zahlreichen Bildern (ca. 150), die sich durch seinen Farbensinn, tiefes Naturverständnis und zarte humoristische Empfindung auszeichnen, zumeist das Leben der Bauern in Niederösterreich. Seine Hauptwerke dieser Gattung sind: die reisende Bettlerfamilie, die Heimkehr des Landmanns, Bauernhochzeit, Christmorgen, Sonntag Nachmittag, Abendandacht in einem Bauernhaus, Aufnahme des neuen Lehrlings, die Klostersuppe. Besonders glücklich war er in Darstellungen aus dem Kinderleben (nach der Schule, in der Berliner Nationalgalerie). Auch hat er eine Anzahl sorgfältig durchgeführter Landschaften gemalt. W. war Professor an der Wiener Akademie und Kustos der Lambergschen Gemäldesammlung. Er wurde aber infolge einer 1846 herausgegebenen Broschüre, in welcher er den Unwert des akademischen Kunstunterrichts darlegte und ganz auf das Naturstudium verwies, mit halbem Gehalt pensioniert und erhielt erst 1864 seinen vollen Gehalt wieder. In seinen letzten Jahren geriet W. auf den später von den Hellmalern wieder aufgenommenen Gedanken, im Sonnenlicht zu malen, wodurch seine Sehkraft litt und die Bilder grell wurden. Er starb 23. Aug. 1865 in Wien.

2) Robert, Pseudonym, s. Duboc 1).

Waldmünchen, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, an der Schwarzach, dicht an der böhmischen Grenze, 487 m ü. M., hat 4 kath. Kirchen, ein Schloß, ein Amtsgericht, ein Hauptzollamt, ein Forstamt, bedeutende Tuchfabrikation, Spinnerei, Färberei, Glas- und Holzwarenfabriken, eine Dampfsägemühle, Flachsbau und (1885) 2821 kath. Einwohner. Dabei der 520 m hohe Paß von W. über den Böhmerwald nach Böhmen. Die Geschichte der Stadt schrieb Lommer (Amberg 1888).

Waldnachtigall, s. v. w. Heidelerche, s. Lerchen.

Waldoboro', Stadt im nordamerikan. Staat Maine, am schiffbaren Muscongusfluß, Grafschaft Lincoln, 1753 von Deutschen gegründet, mit (1880) 3758 Einw.

Waldpflug, s. Säen, S. 166.

Waldrebe, s. Clematis.

Waldrebenhohlwurz, s. Aristolochia.

Waldrecht, s. v. w. Forstrecht.

Waldrente, der Reinertrag, welchen ein mit Holzpflanzen bereits bestockter Boden abwirft. Ist die Bestockung eine normale und zwar derart, daß Bestände von allen Altern vom ersten bis zum Abtriebsalter vorhanden sind, und wird alljährlich ein Bestand und zwar der älteste genutzt, so kehrt die Waldrente (Unterschied zwischen den gesamten aus dem Wald gezogenen Einnahmen und den gesamten für die Bewirtschaftung aufgewandten Kosten) alljährlich in gleicher Höhe wieder. Die Summen aller in Aussicht stehenden Waldrenten oder die jährlich wiederkehrende W., nach der üblichen Formel kapitalisiert, ergibt den Waldwert.

Waldrod (Waldhufe), s. v. w. Neubruch (s. d.).

Waldröschen, s. Anemone.

Waldsänger, s. Grasmücke.

Waldsassen, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Tirschenreuth, an der Wondreb und der Linie Wiesau-Eger der Bayrischen Staatsbahn, 490 m ü. M., hat eine kath. Kirche, eine reiche, ehemalige Cistercienserabtei, eine Knabenrettungsanstalt, ein Amtsgericht, ein Hauptzoll- und ein Forstamt, Porzellan-, Thonwaren- und Glasfabrikation und (1885) 2231 meist kath. Einwohner. In der Nähe das Bad Kondrau mit alkalischer Kochsalzquelle, das Eisenhüttenwerk Königshütte, das Eisensteinbergwerk Teichselrang und auf nahem Hügel die Wallfahrtskirche der heiligen Dreifaltigkeit. Die Abtei W., 1115 gestiftet, war reichsfrei, besaß 1794 ein Areal von 660 qkm (12 QM.) mit über 200,000 Gulden Einkünften, kam 1802 an Bayern und wurde 1803 säkularisiert. Vgl. Binhack, Geschichte des Cistercienserstifts W. (Amberg 1888).

Waldschutz, s. Forstschutz.

Waldsee, Oberamtsstadt im württemberg. Donaukreis, zwischen dem Stadt- und Schloßsee, an der Steinach und an der Linie Herbertingen-Isny der Württembergischen Staatsbahn, 584 m u. M., Hauptort der Standesherrschaft des Fürsten von Waldburg-Wolfegg-W. (330 qkm = 5,99 QM.), hat eine evangelische und eine gotische kath. Kirche, ein fürstliches Residenzschloß, ein ehemaliges Chorherrenstift, ein schönes Rathaus, Amtsgericht, Hauptsteueramt und (1885) 2812 meist kath. Einwohner.

Waldservituten (Waldgrundgerechtigkeiten), die meist den Besitzern bestimmter Grundstücke zustehenden dinglichen Rechte auf Benutzung fremder Waldgrundstücke, welche den Eigentümer der letztern verpflichten, zum Vorteil des Berechtigten etwas zu dulden oder zu unterlassen, was er sonst vermöge seines Eigentumsrechts untersagen oder thun könnte. Die hauptsächlichsten W. sind: Holz-, Mast-, Harz-, Waldstreu-, Waldweide-, Waldgräserei-, Torf-, Fischerei-Berechtigungen. Die überwiegenden Nachteile der meisten W. für die Waldwirtschaft haben in neuerer Zeit fast in allen Kulturstaaten zur Regelung oder zur Ablösung der W. geführt. Die Regelung besteht teils in der Feststellung oder Änderung des Umfangs, teils in der Herstellung einer geordneten Ausübung der Berechtigungen. Vgl. Pfeil, Anleitung zur Ablösung der W. (3. Aufl., Berl. 1854); Albert, Lehrbuch der Forstservituten-Ablösung (Würzb. 1868); Danckelmann, Die Ablösung und Regelung der Waldgrundgerechtigkeiten (Berl. 1880 bis 1888, 3 Tle.).

Waldshut, Hauptstadt des badischen Kreises W. (1238 qkm = 22,48 QM. mit 78,249 Einw.) und Luftkurort, am Rhein, Knotenpunkt der Linien Mannheim-Konstanz der Badischen Staats- und Turgi-W. der Schweizerischen Nordostbahn, 337 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine höhere Bürgerschule, ein Bezirksamt, ein Landgericht, eine Bezirksforstei, mechanische Werkstätten, Rohrsessel-, Mühlstein- und Seifenfabrikation, Baumwollspinnerei, Färberei, Bleicherei, Schiffahrt und (1885) 2610 meist kath. Einwohner. Zum Landgerichtsbezirk W. gehören die vier Amtsgerichte zu Bonndorf, Säckingen, St. Blasien und W.