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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wales; Walewski; Walfang

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Wales (Prinz von) – Walfang

den ursprünglich kymrischen Elementen zu einem eigenartigen Volke zusammen, das Sitten, Charakter und Sprache dem engl. Wesen gegenüber bis auf den heutigen Tag bewahrt hat. Zur Zeit der Angelsachsen lebten die Walen oder Walliser unter unabhängigen Fürsten, deren Teilungen und Kämpfe das Eindringen der Fremdherrschaft begünstigten. Als die Normannen 1066 England in Besitz nahmen, suchten die Walen die engl. Oberherrschaft abzuschütteln. Doch Wilhelm der Eroberer drang in das Land ein und zwang die Fürsten zur Anerkennung seiner Oberlehnsherrlichkeit. Um die Einfälle der Walen zu hindern, setzte König Wilhelm Ⅱ. Markgrafen (Marchers) an die Grenzen. Während der folgenden Kämpfe in England gelang es indessen den Wallisern, sich fast ganz dem engl. Einfluß zu entziehen. Erst Heinrich Ⅱ. benutzte ihre innern Zwistigkeiten 1157 zu neuer Unterwerfung; aber erst nach wiederholtem Abfall verglichen sich 1171 die walischen Fürsten mit dem König und erkannten dessen Oberherrlichkeit an. Unter König Eduard Ⅰ. gelang erst die vollständige Unterwerfung des Landes (1276). Die Härte der engl. Marchers bewog indessen den damaligen Oberfürsten Llewellyn 1282 zu einem Aufstande, in dem er geschlagen und getötet wurde. Sein Bruder David, der den Kampf fortzusetzen suchte, fiel Okt. 1283 in König Eduards Hände und starb zu Shrewsbury durch den Henker.

W. mußte nun die Behandlung einer eroberten Provinz erdulden, indem Eduard das Fürstentum mit der Krone vereinigte (1284). Er gab 1301 das Land seinem Sohne und Erbprinzen, dem nachmaligen Eduard Ⅱ., zu Lehn, mit dem Titel eines Prinzen von W. (s. den folgenden Artikel). Die engl. Könige gingen nach der Unterdrückung der walischen Freiheit besonders auf die Ausrottung der mit besondern Privilegien versehenen Barden (s. d.) aus, die als Vertreter des volkstümlichen Geistes durch ihre Gesänge die Erinnerungen des Volks wach erhielten und oft zum Kampfe aufmunterten. Owen Glendower (s. d.), ein Barde und Nachkomme eines alten Fürstengeschlechts, benutzte die Unruhen unter Heinrich Ⅳ. in England und erhob 1400 die Fahne des Aufruhrs. Erst gegen Ende der Regierung Heinrichs Ⅳ. gelang es den Engländern, ihre Herrschaft über die Walen herzustellen. Die folgenden Könige setzten nun über die einzelnen Distrikte des Landes engl. Große oder Marchers, die das Volk in harter Unterdrückung hielten. Endlich wurde 1536 von Heinrich Ⅷ. das Fürstentum W. gänzlich mit England vereinigt. Die Bevölkerung erhielt zugleich alle Freiheiten und Wohlthaten der engl. Staats- und Justizverfassung. – Vgl. Roberts, The Cambrian popular antiquities (Lond. 1815); Walter, Das alte W. (Bonn 1859); Borrow, Wild W., its people, language and scenery (3 Bde., Lond. 1863; 2. Aufl. 1866).

Wales (spr. wehls), Prinz von, Titel des engl. Thronfolgers, den einst der 1284 zu Carnarvon im Nordwesten von W. geborene Sohn Eduards Ⅰ., der spätere König Eduard Ⅱ., erhielt. Seitdem führt ihn der jedesmalige Kronprinz von England, jedoch wird er ihm immer erst durch einen besondern Brief verliehen. Stirbt ein Prinz von W. mit Hinterlassung nur weiblicher Nachkommenschaft, so wird seine älteste Tochter Prinzessin von W. Jetziger Prinz von W. ist Albert Eduard (s. d.), ältester Sohn der Königin Victoria. – Vgl. Doran, The book of the Princes of W. (Lond. 1860).

Walewski, Alexandre Florian Joseph Colonna, Herzog, franz. Staatsmann, geb. 4. Mai 1810 zu Walewice, Sohn einer Polin und des Kaisers Napoleon Ⅰ., ging im Alter von 19 J. nach London, um hier mit engl. Staatsmännern Unterhandlungen wegen Polen anzuknüpfen. Er trat dann in die franz. Armee, nahm aber bald seine Entlassung und veröffentlichte die Flugschriften «Un mot sur la question d’Alger» (1837), «L’alliance anglaise» (1838) und ein fünfaktiges Lustspiel: «L’école du monde, ou la coquette sans le savoir», das 1849 im Théâtre français ohne Erfolg zur Aufführung kam. Von Thiers und Guizot wurde W. mit verschiedenen diplomat. Sendungen beauftragt. Nach der Wahl Ludwig Napoleons zum Präsidenten ging er 1849 als franz. Botschafter nach Florenz, von da nach Neapel, und 1854 wurde er Gesandter in England. 1855 ins Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten berufen, führte er als franz. Bevollmächtigter den Vorsitz bei den Konferenzen des Pariser Kongresses und unterzeichnete den Friedensvertrag vom 30. März 1856 (s. Pariser Friede). Eine Verordnung vom 24. Nov. 1860 ernannte ihn zum Staatsminister, und als solcher unterzeichnete er das von jenem Tage datierte Dekret, das die Organisierung des Gesetzgebenden Körpers im liberalen Sinne umänderte. Seit 1855 war er Mitglied des Senats, verzichtete jedoch 1865 auf die Senatorwürde und trat bei den Wahlen für den Gesetzgebenden Körper als Kandidat auf. 1866 wurde er zum Präsidenten dieser Versammlung ernannt und zugleich zur Herzogswürde erhoben. Wiederholte Mißhelligkeiten mit dem Staatsminister Rouher bewogen ihn aber, diese Stellung nach kurzer Zeit wieder aufzugeben. W. starb 27. Sept. 1868 zu Straßburg.

Walfang, ein Teil der Großfischerei. Der Fang von Walen wurde schon im 10. Jahrh. von den Norwegern betrieben; im Mittelalter waren die Portugiesen und Basken als Walfischfänger berühmt. St. Jean-de-Luz war vom 12. bis 17. Jahrh. der Haupthafen für den W. der Basken, der anfangs im Cantabrischen Meerbusen, später bis nach Island und Grönland hinauf betrieben wurde. Man harpunierte die Tiere von Booten aus. In Island wurden sie in eine Bucht gescheucht und zur Zeit der Ebbe getötet. 1608 erschienen die ersten engl. Walfischfänger bei Spitzbergen, 1612 die Holländer ebenfalls; sie gerieten mit den Engländern in Streit, der zu mehrern großen Seekämpfen um das Recht des W. in jenen Gewässern führte. Mitte des 17. Jahrh. erschienen auch Dänen, Hamburger, Bremer, Biscayer und Franzosen zum W. bei Spitzbergen, doch behielten die Holländer das ganze 17. und 18. Jahrh. hindurch die Oberhand. Bei dem Reichtum an Walfischen brauchte in jener Zeit der W. nur in den Buchten Spitzbergens betrieben zu werden; Abnahme zeigte sich erst gegen Ende des 18. Jahrh. Gegenwärtig wird W. in größerm Maßstab nur noch im Stillen Ocean und nordwärts von der Beringstraße betrieben und zwar besonders von den Amerikanern. Die dorthin geschickten Schiffe bleiben so lange von der Heimat entfernt, bis sie eine volle Ladung Thran und Fischbein erbeutet haben, was 3‒4 Jahre Zeit beansprucht. Die Nordamerikaner haben seit etwa 1850 die größte Flotte für den W., die allerdings mit der Verminderung der Walfische in allen Meeren stark abnimmt. Neuerdings ist San Francisco der Sammelplatz der nordischen Walfischjäger geworden. Die Walfangdampfer dringen