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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Walker; Walkerde; Walkmaschine; Walkmühlen; Walkyren; Wall

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Walker (William) – Wall

«First lessons in political economy» (Neuyork 1889), «The making of the nations» (ebd. 1895).

Walker (spr. wahkĕr), William, amerik. Flibustier, geb. 8. Mai 1824 zu Nashville in Tennessee, war Arzt und bereiste zu seiner Ausbildung Europa, wurde aber nach seiner Rückkehr Advokat und bald darauf in Neuorleans Zeitungsredacteur. 1853 organisierte W. eine Expedition zur Eroberung des mexik. Staates Sonora, doch lief seine Truppe bald nach der Landung auseinander. W. wurde wegen Bruchs der Neutralität vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. Während des Bürgerkrieges in Nicaragua (s. d.) wurde er von dem Präsidenten Castellon zu Hilfe gerufen, landete 13. Juni 1855 in Realejo, ließ sich Juni 1856 selbst zum Präsidenten wählen, konnte aber seine Stellung nicht behaupten und mußte sich dem Kommandanten eines amerik. Kriegsschiffs ergeben, der ihn 28. Dez. mit 132 Genossen als Gefangenen in Neuyork ablieferte. Der Unionspräsident Buchanan setzte W. sofort in Freiheit. Nachdem ein neuer Versuch, in Nicaragua einzufallen, im Okt. 1858 vereitelt worden war, ging W. Juni 1860 von Neuorleans nach Honduras ab, wo er aber 3. Sept. bei Truxillo gefangen genommen und 12. Sept. 1881 von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und erschossen wurde. W. schrieb «War in Nicaragua» (Mobile 1860). – Vgl. Wells, W.s Expedition nach Nicaragua und der centralamerik. Krieg (Braunschw. 1857).

Walkerde, eine Mineralsubstanz von grünlichgrauer Farbe, erdigem Bruch, geringer Härte und Schwere, die sich fettig anfühlt und im Wasser zu einem feinen, milden Schlamm zerfällt; chemisch ist sie ein stark wasserhaltiges Thonerdesilikat. Sie hat, wie Thon, Speckstein, Bergseife und Cimolit, die Eigenschaft, fette Öle einzusaugen, und dient deshalb zur Beseitigung von Fettflecken sowie zum Walken des Tuchs, wovon sie ihren Namen führt. Man findet sie z. B. bei Görlitz und Roßwein, wo sie ein Umwandlungsprodukt des Gabbros darstellt, besonders schön jedoch bei Woburn in Bedfordshire und Brickhill in Staffordshire.

Walkmaschine, s. Appretur.

Walkmühlen, s. Filzfabrikation und Tuchfabrikation.

Walkyren oder Walküren, mythische Wesen, die in der nordischen Mythologie der spätern Zeit große Bedeutung erlangt haben. Von Haus aus sind es die Seelen der Kampfjungfrauen, die bei den alten Germanen am Kampfe teilzunehmen pflegten und die die nordischen Quellen als Skjaldmeyjar («Schildmädchen») oder Valmeyjar («Schlachtmädchen»), röm. Schriftsteller als «amazones» zu bezeichnen pflegten. Sie lebten nach dem Tode fort und hatten als Geister die Aufgabe, den Freunden beizustehen, den Feinden zu schaden. Als seelische Geister traten sie in Verbindung mit dem Sturmgott Odin, zu dessen Dienerinnen sie die nordische Mythologie machte, die denen den Sieg erteilten, die Odin darum angefleht hatten. So wurden sie zu dessen Oskmeyjar («Wunschmädchen»), die seine Befehle ausführten. Diese Verbindung mit Odin ist rein nordisch; in Deutschland und England lebten die W. im Volksglauben als selbständige Scharen. Schon ihre Namen deuten auf Kampf und Sturm hin. Das Wort, altnord. valkyrja, angelsächs. välcyrge, heißt «Totenwählerin» (s. Wal). In Verbindung mit Odin sind sie ein untrennbarer Teil des jungen Walhallglaubens: sie führen die Gefallenen nach Walhalla (s. d.) und reichen ihnen hier die Trinkhörner. Die bekannteste Walkyre ist Brynhild oder Sigrdrisa, die gegen Odins Befehl einem andern den Sieg erteilte und zur Strafe dafür mit dem Schlafdorn gestochen wurde. (Vgl. Golther, Studien zur german. Sagengeschichte, Münch. 1888.) – Öfter erscheinen die W. als Schwanjungfrauen (s. d.). Sie haben die Eigenschaft, sich in einen Schwan verwandeln und dann Luft und Wasser durcheilen zu können. Ein Schwanring knüpft dann das Schwanhemd an ihren Leib. Als Schwanjungfrauen spielen die W. in der Wielandsage (s. Völund) eine Rolle.

Wall, der aus einer Erdanschüttung bestehende Hauptbestandteil der permanenten Befestigung, der den befestigten Ort oder Raum meist auf allen Seiten umschließt und zur gedeckten Aufstellung der Kampfmittel sowie zur Sicherung der unter ihm liegenden Hohlbauten dient.

Den Grundriß des W. ordnet man stets mit Rücksicht auf kräftige Feuerwirkung ins Vorgelände an. Früher suchte man hiermit eine wirksame Bestreichung des Grabens zu vereinigen, indem man entweder die Linien in abwechselnden ein- und ausspringenden Winkeln führte (Tenaillierter Grundriß, s. d.) oder eine derartige Brechung der Linien vornahm, daß einzelne, lediglich hierfür bestimmte Teile, die Flanken, mit vor der Mitte der zwischenliegenden Linie (Kurtine, s. d.) gekreuztem Feuer wirkten (Bastionierter Grundriß, s. d.). Bei der einfachsten, mit stärkstem Frontalfeuer ausgestatteten Führung des W. im Polygonalen Grundriß (s. d.), bei dem alle einspringenden Winkel vermieden werden, wird das Maximum der ausspringenden Winkel und größte Übersichtlichkeit erreicht, eine niedere Grabenbestreichung aus kasemattierten oder gepanzerten Flankierungsanlagen aber notwendig. Mit der Unmöglichkeit, dem modernen Steilfeuer gegenüber Flankierungsgeschütze auf offenem W. zu halten, ist das Polygonaltrace zum herrschenden geworden. Jede Polygonseite bildet mit der einmaligen Wiederholung der betreffenden Konstruktion eine Front.

Der Aufriß des W. soll freie Übersicht über das Vorfeld so weit gestatten, als die auf ihm verwendeten Kampfmittel sie fordern, und den Ein- und Unterbau von Hohlbauten ermöglichen. Andererseits macht die Rücksicht auf Zielbarkeit eine beschränkte Höhe des W. erwünscht; da die Hohlräume einen Höhenunterschied von 9 bis 10 m von ihrer Sohle bis zur Feuerlinie fordern, versenkt man erstere und sucht letztere auf 2,5 bis 6 m Erhebung über Terrain zu beschränken. Auf dem W. der Forts findet entweder nur Infanterie (und Schnellfeuergeschütze) Aufstellung (Infanteriewall) oder nur schwere Geschütze (Artilleriewall). Eine Kombination beider ergiebt einen Infanterieniederwall vor dem Geschützwall oder eine erhöhte Infanteriestellung hinter ihm. Da eine Wallgeschützstellung dem Angriffsgeschütz gegenüber nicht mehr haltbar ist, werden im allgemeinen neue Forts nur mit Infanteriewall unter event. Beigabe von Geschützpanzern in verschiedener Anordnung erbaut. Die isolierten (Sperr-)Forts, welche eine Artilleriestellung im Außenterrain nicht zulassen, sind meist mit Infanterie- und Artilleriewall ausgestattet. Auch auf der Stadtumwallung müssen beide Waffen, und zwar räumlich nebeneinander, Aufstellung finden. Zum Schutz gegen direktes Feuer liegt am vordern Rande des W. die Brustwehr (Stärke 8 m, bei