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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Walnußbaumgewächse; Walnußöl; Walo; Walpole

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Walnußbaumgewächse - Walpole.

die männlichen in seitenständigen Kätzchen an vorjährigen Zweigen stehen, die weiblichen an diesjährigen Zweigen zu 1-3 endständig vereinigt sind; die Steinfrucht besitzt eine zweiklappige Steinschale und einen gelappten Samen. Sieben oder acht Arten in Nordamerika, Mexiko, Bolivia, Jamaica und Asien. Der edle W. (welsche Nuß, J. regia L.), ein 12-25 m hoher Baum mit verhältnismäßig kurzem Stamm und schöner, weit ausgebreiteter Krone, 5-9 länglichen, ganzrandigen oder schwach gezahnten Fiederblättchen und meist eiförmiger, auf dem Scheitel kurz gespitzter, grüner, weiß punktierter, endlich schwarzer Frucht, stammt wohl aus Persien und vielleicht aus dem Hochland Zentralasiens, kam aber früh über Kleinasien nach Griechenland und wird jetzt in mehreren Varietäten, namentlich im badischen Oberland, in der Schweiz und Südtirol, in Savoyen und Piemont, auf Bergen und in der Ebene, in Gärten und als Alleebaum kultiviert. Er geht in Westeuropa bis 56, im O. bis 52° nördl. Br., in den nördlichen Schweizer Alpen bis 800, in den südlichen bis 1100 m. Er wird durch Samen fortgepflanzt, wächst sehr schnell und erreicht ein Alter von mehr als 100 Jahren. Das Holz junger Bäume ist nicht brauchbar; später aber wird es hart, zäh und elastisch, und das Kernholz nimmt eine schwarzbraune, gewässerte und marmorierte Farbe an. Es ist fein, etwas glänzend, leicht spaltbar, im Trocknen sehr dauerhaft und als Nutzholz, namentlich zu Möbeln und Gewehrschäften, sehr gesucht und wird, da die europäischen Anpflanzungen nicht mehr ausreichen, aus den Wäldern der persischen Provinz Gilan bezogen. Die Blätter sind offizinell und werden namentlich gegen Skrofulose benutzt; in der Technik dienen sie, wie auch die grünen Fruchtschalen, zum Färben, namentlich des Holzes. Waschen mit einer Abkochung der Blätter schützt Pferde vor Mücken und Stechfliegen. Die Fruchtschalen dienen auch zum Haarfärben. Unreife Walnüsse werden eingemacht und zur Bereitung eines Likörs benutzt; die reifen werden gegessen, auch preßt man aus den Kernen fettes Öl. Im Handel sind am häufigsten die gewöhnlichen Walnüsse (die kleinsten als Kriebelnüsse), außerdem die hartschaligen Schlegelnüsse von 6,5 cm Länge und 2,6 cm Durchmesser, die weichschaligen Pferdenüsse, deren Schalen zu kleinen Etuis etc. verarbeitet werden (daher noix á bijoux), und die Meisennüsse mit sehr zerbrechlicher Schale. Der Butternußbaum (J. nigra L.), ein 20-30 m hoher Baum mit zwölf- und mehr paarigen, eirund lanzettförmigen, gezahnten, unterseits fein weichhaarigen Fiederblättchen, runder, glatter Nuß mit vier Scheidewänden und nicht buchtigem Kern, wächst im östlichen Nordamerika und in Texas und liefert vortreffliches Nutzholz, auch genießbare Früchte. Bei uns wird er als Zierbaum angepflanzt. Ebenso der Ölnußbaum (J. cinerea L.), ein hoher Baum mit zwölf- und mehr paarigen, länglich lanzettförmigen, gezahnten, oben u. unten behaarten Blättchen, mit klebrigen Haaren besetzten jungen Zweigen und Blattstielen und länglichen, zugespitzten, sehr rauhen u. grubigen Nüssen mit nicht buchtigem, scharf und ölig schmeckendem Kern. Er wächst in Kanada, in den östlichen und mittlern Staaten Nordamerikas und liefert treffliches Nutzholz. In Massachusetts bohrt man den Stamm an und verarbeitet den ausfließenden Saft auf Zucker. Die Rinde wird als abführendes Mittel benutzt.

Walnußbaumgewächse, s. Juglandeen.

Walnußöl, aus den Kernen der Walnuß durch Pressen gewonnenes (Ausbeute 35-50 Proz.) fettes Öl, ist grünlich, dann hellgelb, geruchlos, schmeckt mild, spez. Gew. 0,928 bei 12°, erstarrt bei -18°, wird leicht ranzig, trocknet schnell und wird als Speiseöl und in der Ölmalerei benutzt. Heiß gepreßtes Öl ist dunkler, nicht wohlschmeckend, riecht eigentümlich, dient als Brennöl, zu Seifen und dunkeln Druckfirnissen.

Walo (Oualo), ehemaliges von Dscholof bewohntes Reich, am linken Ufer des untern Senegal, wurde 1856 von den Franzosen dem Distrikt St.-Louis als Kolonie Senegal einverleibt.

Walpole (spr. ŭóllpol), 1) Robert, Graf von Orford, engl. Staatsmann, geb. 26. Aug. 1676 zu Houghton in Norfolk, studierte zu Cambridge und trat schon 1701 ins Unterhaus, wo er bald zu den angesehensten und eifrigsten Führern der Whigpartei gehörte. Seit 1708 war er als Kriegssekretär, seit 1709 als Schatzmeister der Marine der thätigste Gehilfe der Politik Marlboroughs. Dessen Sturz zog ihm 1711 eine Anklage zu; er wurde auf kurze Zeit in den Tower gebracht und aus dem Unterhaus gestoßen, aber bald wieder gewählt. Zur Belohnung für seine eifrige Thätigkeit für die hannöversche Succession erhob ihn 1714 König Georg I. zum Geheimrat und Kriegszahlmeister. Als Mitglied und Berichterstatter der Kommission, welche die Untersuchung gegen die abgetretenen Toryminister führte, übte W. die härteste Wiedervergeltung und setzte die Verurteilung Bolingbrokes und Ormonds durch. Bald darauf ward er erster Lord der Schatzkammer, legte aber, von seinen Gegnern nicht mit Unrecht der Bestechung von Parlamentsmitgliedern beschuldigt, im April 1717 dies Amt wieder nieder und schloß sich der Opposition an. Bald aber näherte er sich der Regierung wieder und wurde 1721 nach dem Zusammenbruch der Südsee-Aktiengesellschaft zum ersten Lord des Schatzes und Kanzler der Schatzkammer ernannt. In dieser Stellung gelang es ihm, ohne durchgreifende finanzielle Reformen, durch eine geschickte Verwaltung und die größte Sparsamkeit im Staatshaushalt binnen 18 Jahren die Schuld um 7 Millionen und die Zinsen um die Hälfte zu vermindern. Auch suchte er die auswärtigen Verwickelungen auf diplomatischem Weg zu ordnen, unterstützte Industrie und Handel und beförderte die Entwickelung der amerikanischen Kolonien. Dagegen erkaufte W. der Regierung die Stimmen des Unterhauses durch ein förmliches Korruptionssystem und soll geäußert haben, daß er den Preis eines jeden kenne. Dessenungeachtet blieb er in der Gunst des Hofs; Georg I. ernannte ihn 1723, als er nach Hannover reiste, zum Mitglied der Regentschaft. Auch Georg II. bewahrte ihm seine Gunst. Als er 1738 von Sandy im Parlament der Korruption, Veruntreuung und andrer Vergehen angeklagt wurde, verteidigte er sich zwar mit Geschick, entging indessen der Verurteilung nur durch die Intervention des Hofs. Unwillig entschloß er sich 1739 zur Kriegserklärung gegen Spanien und 1741 gegen Frankreich; durch die Begünstigung der hannöverschen Politik des Königs wuchs seine Unpopularität; zuletzt verstärkte sogar der Prinz von Wales die Opposition, und W. legt daher im Februar 1742 seine Ämter nieder. Der König ernannte ihn gleichzeitig zum Peer mit dem Titel eines Grafen von Orford und bewilligte ihm ein Jahrgeld von 4000 Pfd. Sterl. Als dessenungeachtet das Unterhaus W. mit einer Untersuchung drohte, wurde das Parlament vertagt. Er starb 29. März 1745; 1855 wurde ihm in Westminster Hall ein Denkmal errichtet. Sein »Testament politique« erschien in Paris und Amsterdam 1767, 2 Bde.; seine