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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wechsel - Wechselfieber.

aufzukommen. Nach und nach nahm dann dieser Gebrauch (Wechseluso) bestimmtere Formen an, und so entstand, als sich die Gesetzgebung dieses wichtigen Gegenstandes bemächtigte, das den Wechselverkehr regelnde Wechselrecht (s. d., auch die Litteratur).

Wechsel, in der Jägerei die kleinen Steige, welche Hirsche, Rehe und Sauen austreten, wenn sie auf denselben Gängen von einem Ort zum andern ziehen, ferner die Stellen, an welchen dieses Wild beim Treiben anzulaufen pflegt. Beim Hasen und Fuchs sagt man Paß statt W.

Wechsel, der am weitesten nach O. vorgeschobene Berg der Steirischen Alpen an der niederösterreichischen Grenze, südlich vom Semmering gelegen, 1738 m hoch, mit weiter Aussicht.

Wechseladresse, s. Wechsel, S. 460.

Wechselagent, s. v. w. Wechselmakler.

Wechselarbitrage, s. Arbitrage.

Wechselarrest, s. Wechselprozeß.

Wechselbalg, ein Kind, welches angeblich einer Wöchnerin statt des ihrigen, das ihr entführt wird, untergeschoben worden. Nach nordeuropäischem Volksglauben stammt der W. von den Zwergen (Unterirdischen) oder Nixen (oder von Hexen und dem Teufel). Mißgestaltet, namentlich mit großem Kopf oder einem Kropf (deshalb auch Kielkropf), mehr grunzend als schreiend, ist er unersättlich. Wunderliche Mittel (Wasser in Eierschalen über Feuer kochen), dann auch Streichen des Wechselbalgs mit Ruten bewirken, daß die Zwerge etc. ihr Kind wieder nehmen und das richtige zurückbringen. Über den mythischen Ursprung dieses Aberglaubens vgl. W. Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 253 (Berl. 1860).

Wechselbegriffe, s. v. w. reciproke Begriffe, s. Reciprok.

Wechselbrief, s. v. w. Wechsel.

Wechselburg, Flecken in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Rochlitz, an der Zwickauer Mulde und der Linie Glauchau-Wurzen der Sächsischen Staatsbahn, Hauptort der gräflich Schönburgschen Lehnsherrschaft gleiches Namens, hat eine evang. Kirche, ein Residenzschloß der Grafen von Schönburg-Vorderglauchau mit schöner Kirche (romanische Pfeilerbasilika mit kunstgeschichtlich wichtigen spätromanischen Skulpturen) und Park und (1885) 1401 Einw. W. (ehedem Zschillen) besaß ein 1174 vom Markgrafen Dedo IV. gestiftetes Augustinerkloster regulierter Chorherren, das 1278 aufgehoben und durch Deutsche Ritter ersetzt wurde. Vgl. Prill, Die Schloßkirche zu W. (Leipz. 1884).

Wechselbürgschaft, s. Aval.

Wechseldatum, s. Wechsel.

Wechselduplikat, s. Wechsel.

Wechselfähigkeit, s. Wechsel.

Wechselfälschung kann in doppelter Weise stattfinden, teils durch Mißbrauch der Namensunterschrift behufs Ausstellung eines Wechsels, teils so, daß von Haus aus echte Wechsel von Unberechtigten mittels Vernichtung und Veränderung einzelner Teile oder durch gewisse Zusätze zur Erlangung rechtswidriger Vermögensvorteile und zur Benachteiligung Dritter benutzt werden. Im erstern Fall pflegt man von falschen, im andern von gefälschten Wechseln zu sprechen. Derjenige, dessen Namensunterschrift durch Fälschung in der Weise auf einen Wechsel gebracht worden ist, daß er als Verpflichteter (Trassant, Acceptant, Indossant, Aussteller eines eignen Wechsels, Avalist) erscheint, ist zwar von Verpflichtung frei, doch behalten, auch wenn die Unterschrift des Ausstellers eines Wechsels gefälscht ist, das echte Accept und die echten Indossamente die wechselmäßige Wirkung, und es bleiben aus einem mit gefälschtem Accept oder Indossament versehenen Wechsel sämtliche Indossanten und Aussteller, deren Unterschriften echt sind, verpflichtet. Strafrechtlich wird die W. als Urkundenfälschung (s. d.) geahndet.

Wechselfieber (kaltes Fieber, Malaria, Febris intermittens), Fieber, bei welchem in mehr oder weniger regelmäßigen Perioden die mit Frost, Hitze und Schweiß verbundenen Anfälle sich wiederholen, während sich der Patient in den fieberlosen Zwischenräumen verhältnismäßig wohl befindet. Der Verlauf der Krankheit ist folgender. Nach mehrtägigem allgemeinen Unbehagen, abwechselndem Frösteln und Heißwerden, Störung des Appetits und der Verdauung, Ziehen in den Gliedern etc., oder auch ohne daß solche Vorboten vorhergegangen sind, tritt der erste Fieberparoxysmus ein, indem der Kranke unter rascher Erhöhung der Temperatur des Rumpfes von einem heftigen Schüttelfrost befallen wird. Zugleich stellen sich heftiger Kopfschmerz, Brustbeklemmung, kleiner, beschleunigter Pulsschlag ein; der Frost steigert sich zum Schütteln des ganzen Körpers; die Haut fühlt sich kalt an, ist bleich, von Gänsehautbeschaffenheit; Lippen und Nägel sind blau, Hände und Füße kalt, der Harn blaß. Gleichzeitig ist objektiv eine zunehmende Schwellung der Milz nachzuweisen. Dies Froststadium dauert ½-3 Stunden. Allmählich verbreitet sich nun ein lebhaftes Hitzegefühl vom Gesicht und von den obern Körperteilen nach den untern und über die ganze Haut; es tritt Röte, Wärme und Schwellung der Haut ein; der Puls wird voller, der Harn dunkler, der Kopfschmerz heftiger; der Kranke klagt über Brustbeklemmung und Durst. Nachdem dies Stadium trockner Hitze eine bis mehrere Stunden gedauert hat, bricht Schweiß aus, der Kopfschmerz legt sich, das Atmen wird leicht, das Hitzegefühl schwindet, nur der Durst dauert fort; der erregte Puls beruhigt sich, der Harn wird noch dunkler und gesättigter; häufig versinkt der Kranke in einen wohlthätigen Schlaf, aus dem er mit verhältnismäßigem Wohlbefinden erwacht. Nachdem der ganze Fieberanfall 3-12 Stunden gedauert hat, folgt unter allmählicher Abschwellung der Milz ein mehr oder weniger fieberfreier Zwischenzustand, der nur durch Mattigkeit, Appetitlosigkeit und Verdauungsstörung die Fortdauer des Übels anzeigt. Denn nur ausnahmsweise beschränkt sich dasselbe auf einen einzigen Fieberanfall; meist tritt nach einer gewissen Zeit unter erneuter Anschwellung der Milz ein zweiter, nach gleicher Zwischenpause ein dritter, ein vierter etc. Anfall ein. Kehrt der Fieberanfall genau oder annähernd alle 24 Stunden wieder, so nennt man das Fieber eintägig, Quotidianfieber; tritt er alle 48 Stunden oder jeden dritten Tag auf, so heißt das Fieber dreitägig, Tertianfieber; erfolgt er jeden vierten Tag, so bezeichnet man das Fieber als viertägiges, Quartanfieber. Sind die Perioden nicht genau 24-, 48stündig etc., so nennt man das Fieber anteponierend, wenn es um eine oder mehrere Stunden zu früh, postponierend, wenn es um dieselbe Zeit zu spät eintritt. Das W. ist eine endemische, d. h. in gewissen Gegenden, vornehmlich in wasserreichen Niederungen, an den Ufern langsam fließender, häufig austretender Flüsse, an Flußmündungen, wo sich Seewasser und Flußwasser vermischen, in eigentlichen Sumpfgegenden etc., einheimische Krankheit; in der heißen Zone namentlich ist es von immenser Verbreitung; zuweilen zieht es als weitverbreitete Epidemie über ganze Länder hinweg