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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wattenbach; Weber; Weberei; Wechselstrom

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Wattenbach - Wechselstrom

sollen für Kraftverteilung mit 500 Volt, für Beleuchtungszwecke mit 120 Volt arbeiten. Eine ähnliche Anlage ist in der Nähe von Lyon erbaut, um die Wasserkraft der Rhône nutzbar zu machen; es sind ebenfalls 20 Turbinen mit je 1000 Pferdestärken geplant; der erzeugte Strom ist ebenfalls Mehrphasenwechselstrom mit einer Primärspannung von 5500 Volt, die in zwei Unterstationen auf 110 Volt heruntertransformiert wird. Die Kosten sollen 24 Mill. Frs. betragen.



Wattenbach, * Wilh., starb 21. Sept. 1897 in Frankfurt a. M.



Weber, Theodor, Bischof der Altkatholiken des Deutschen Reichs, geb. 28. Jan. 1836 zu Zülpich (Rheinprovinz), studierte seit 1855 Philosophie und Theologie in Bonn, besonders angeregt durch Professor Knoodt, einen Anhänger der Güntherschen Philosophie (s. Günther, Anton, Bd. 8). W. ging dann nach München, später wieder nach Bonn, studierte darauf noch in Breslau, wo er im Herbst 1859 in das Priesterseminar (Alumnat) eintrat. 1860 wurde W. zum Priester geweiht, 1862 Kaplan in Sagan (Schlesien) und noch in demselben Jahre zum Religionslehrer am dortigen Gymnasium, später am St. Matthiasgymnasium in Breslau ernannt, wo er sich 1868 zugleich in der philos. Fakultät mit der Schrift "De Hegelii notionibus finiti infinitique commentatio" habilitierte. 1872 wurde W. zum außerord., 1878 zum ord. Professor der Philosophie ernannt. Als solcher wirkte er bis Frühjahr 1890, wo er auf seinen Antrag von dem akademischen Lehramte entbunden wurde und nach Bonn übersiedelte, um hier ganz in den Dienst der altkath. religiösen Bewegung, für die er von Anfang an kräftig gewirkt hatte, zu treten. Im Juni 1890 ernannte ihn Bischof Reinkens zu seinem Generalvikar. 1895 wurde W. zum Weihbischof konsekriert und nach Reinkens' Tod 4. März 1896 zum Bischof gewählt und als solcher vom König von Preußen und von den Großherzögen von Baden und Hessen anerkannt. W. schrieb außer einer Reihe von Abhandlungen in Zeitschriften und Broschüren: "Schillers metaphysische Anschauung vom Menschen, entwickelt aus seinen ästhetischen Anschauungen" (Sagan 1864), "Kants Dualismus von Geist und Natur aus dem J. 1766 und der des positiven Christentums" (Bresl. 1866), "Der Gehorsam in der Gesellschaft Jesu" (ebd. 1872), "Die Geschichte der neuern Philosophie und die Metaphysik" (3 Hefte, Münst. 1873), "Staat und Kirche nach der Zeichnung und Absicht des Ultramontanismus" (Bresl. 1873), "Über Ursprung und Wesen des deutschen Altkatholicismus" (Berl. 1875), "Wesen und Wert des deutschen Altkatholicismus" (Bresl. 1875), "Anton Günther. Kurzer Abriß seines Lebens und seiner Philosophie" (1876), "Zur Kritik der Kantischen Erkenntnistheorie" (Halle 1882), "Emil Du Bois-Reymond. Eine Kritik seiner Weltansicht" (Gotha 1885), "Stöckls Geschichte der neuern Philosophie. Ein Beitrag zur Beurteilung des Ultramontanismus" (ebd. 1886), "Metaphysik. Eine wissenschaftliche Begründung der Ontologie des positiven Christentums" (2 Bde., ebd. 1888-91).



Weberei. * Um bei den mechan. Webstühlen eine möglichst hohe Leistung zu erzielen, hat man einerseits durch Ausbildung und Vervollkommnung der Bewegungsmechanismen eine thunlichst große Arbeitsgeschwindigkeit zu erreichen gesucht, andererseits hat man den Arbeitsvorgang auf eine andere Weise als in der althergebrachten durchgeführt (Rundwebstühle, Webstühle ohne Schützen), und endlich hat man in neuester Zeit Vorrichtungen ersonnen, um die durch die Bedienung der Maschine verursachten Betriebsstillstände fast gänzlich zu vermeiden. Diese letztere Bestrebung findet sich namentlich in den Vorrichtungen verkörpert, welche neue volle Schußspulen, nachdem die alten leer geworden sind, in den arbeitenden Webstuhl selbstthätig einlegen. Neben dem vollkommenen Austausch der leeren gegen eine volle Schußspule kann dies auch durch den Austausch des Schützen mit der leer gewordenen Spule gegen einen neuen mit voller Spule und sogar des ganzen Schützenkastens gegen einen andern erfolgen (E. Claviez in Chemnitz).

Wenn die Spule in dem Schützen während des schnellen Arbeitens des Webstuhles gewechselt werden soll, so sind hierzu besondere Schützen und besondere Spulen nötig. Der Amerikaner Northrop benutzt nun bei seinen Northropstühlen einen Schützen, in welchem die Spule ohne Spindel nur durch die seitliche Klemmung ihres Kopfes festgeklemmt wird, so daß sie einfach von oben in den Schützen hineingedrückt werden kann, wobei die neue volle Spule die leere nach unten aus dem Schützen drückt. Auf diese Weise gestaltet sich das Einlegen frischer Spulen in den Schützen einfach und letzterer muß nur noch mit einer Einrichtung versehen sein, daß der Fadenanfang selbstthätig in die Führungsöse gelangt. Nach amerik. Zeitschriften soll ein Weber 16-20 Stühle mit solchen Einrichtungen bedienen können, und diese sollen noch bei einer Geschwindigkeit des Webstuhles bis 190 Schuß sicher arbeiten. Die Einrichtung ist bislang nur für die einfachsten Gewebearten durchgebildet worden.

Wechselpari, s. Parität.



Wechselstrom, ein elektrischer Strom, der den elektrischen Leiter in stets wechselnder Richtung derartig durchläuft, daß er von einem Werte Null beginnend, an Stärke allmählich zunimmt, einen Maximalwert erreicht, dann langsam wieder abnimmt bis zum Werte Null, hierauf seine Stromrichtung umkehrt und nun in entgegengesetztem Sinne den Stromkreis durchlaufend, wieder zu einem Maximalwert ansteigt und auf Null fällt u. s. w. Der W. wird durch magnetische Induktion erzeugt nach dem Grundgesetz: Wenn ein geschlossener Leiter a a (s. beistehende Fig. 1) im magnetischen Felde N S bewegt wird, so wird in dem erstern ein Induktionsstrom erzeugt. Die Größe der elektromotorischen Kraft dieses Induktionsstroms ist abhängig von der Intensität des magnetischen Feldes oder der in der Zeiteinheit von dem Leiter geschnittenen Kraftlinien und von der Zahl der Oberflächenelemente, welche dieser Induktion ausgesetzt sind. Fig. 2 stellt ein homogenes magnetisches Feld N S und der eingezeichnete Kreis die Bewegungsbahn dar. Die Zahl der vom Punkt a geschnittenen Kraftlinien ist proportional dem Sinus des Winkels α. Gleiche Winkelgeschwindigkeit vorausgesetzt, nimmt die Induktion im Leiter a positiv zu von 0-90°, negativ zu von 180-270°, positiv ab von 90-180° und negativ ab von 270-360°. Trägt man die verschiedenen Stellungen im rechtwinkligen Koordinatensystem auf, so ergiebt sich die in Fig. 3 dargestellte Sinus-^[folgende Seite]
^[Abb: Fig. 1]