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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Weener - Wegeleben.

Weener, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Aurich, an der Ems und der Linie Bremen-Neuschanz der Oldenburgischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, einen Hafen, eine Schiffswerfte, Gerberei, Bierbrauerei, Dampfschneidemühle, Ziegelbrennerei, Schiffahrt, Viehzucht, große Pferde- und Rindviehmärkte, Getreide- und Butterhandel und (1885) 3724 Einw.

Weenix, Jan, niederländ. Maler, Sohn und Schüler des Malers Jan Baptist W. (geb. 1621 zu Amsterdam, gest. 1660 in Ter Mey bei Utrecht), welcher vornehmlich durch frische Auffassung ausgezeichnete Bilder aus dem italienischen Volksleben, aber auch Stillleben und Hühnerhöfe malte, geb. 1640 zu Amsterdam, war von 1664 bis 1668 in Utrecht ansässig, von 1702 bis 1712 für den Kurfürsten Johann Wilhelm in Düsseldorf thätig, für den er unter anderm das Schloß Bensberg mit Gemälden schmückte, die sich jetzt in den Galerien zu München und Schleißheim befinden, und ließ sich dann in Amsterdam nieder, wo er 20. Sept. 1719 starb. Anfangs malte er in der Art seines Vaters Bilder aus der römischen Campagna und Seehäfen mit Staffage, auch Bildnisse, wandte sich aber dann dem Jagdstillleben zu, besonders der Darstellung des toten Wildes (Hasen, Rehe, Wildschweine, Rebhühner etc.), bisweilen mit Jägern und Hunden und meist mit reichem landschaftlichen Hintergrund. Seine Pinselführung ist äußerst zart und weich; dabei ist die Farbe glänzend und tief. Bilder von ihm finden sich in allen größern Galerien.

Weerd (Weert), Stadt in der niederländ. Provinz Limburg, am Süd-Wilhelmskanal und an der Belgischen Eisenbahn Lierre-Vlodrop, hat eine schöne Hauptkirche mit dem Grab des Grafen Philipp von Hoorn (1568 enthauptet), ein Franziskanerkloster, geistliches Unterrichtskollegium, Brauerei, Gerberei, einigen Handel und (1887) 7787 Einw.; war bis 1816 Festung. Dabei die Ruinen des Schlosses W. (einst Sitz der Grafen von Hoorn und Herren von W.).

Weerdt, Jean de, s. Werth.

Weesp, Stadt in der niederländ. Provinz Nordholland, an der Vecht und an der Eisenbahn Amsterdam-Winterswijk, im O. und S. von bedeutenden Festungswerken umgeben, mit Kakaofabriken (Van Houtens Kakao), Handel mit Butter und Käse und (1887) 3892 Einw.

Weferlingen, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Gardelegen, an der Aller, hat eine evang. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, Steinbrüche und (1885) 2279 Einw.

Wega, Stern erster Größe in der Leier.

Wegberg, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Aachen, Kreis Erkelenz, an der Linie Gladbach-Dalheim der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Flachsbau, Leinweberei, Leimsiederei und (1885) 4417 Einw.

Wegdienstbarkeiten (Weggerechtigkeiten), s. Servitut und Wegerecht.

Wegdistel, s. Cirsium.

Wegdorn, Pflanzengattung, s. Rhamnus.

Wegebau, s. Straßenbau.

Wegebaugesellschaften, s. Wegerecht.

Wegebaulast (Wegelast), s. Wegerecht.

Wegebereinigung, s. Flurregelung, S. 405.

Wegebreit, Pflanzengattung, s. Plantago.

Wegedorn, Pflanzengattung, s. Rhamnus.

Wegefronen, s. Fronen und Wegerecht.

Wegegeld (Chausseegeld, Maut), für Benutzung von Wegen, insbesondere von Chausseen und Brücken, erhobene Abgabe. Im Mittelalter kam dasselbe meist vermischt mit Geleitsabgaben und Zöllen vor. Insbesondere in Deutschland bildeten die Wege eine Quelle finanzieller Ausbeutung, woraus die heute veralteten Begriffe des Wegezolls und des Wegeregals entstanden. Mit weiterer Entwickelung des Verkehrs tritt jedoch der finanzielle Gesichtspunkt mehr in den Hintergrund. Bau und Unterhaltung der Wege wird mehr in der Art Gegenstand öffentlicher Fürsorge, daß das W. als Gebühr erhoben wird und nur einen Teil der Kosten deckt. Prinzipielle Einwendungen lassen sich gegen das W. nicht gerade erheben. Wer aus öffentlichen Anstalten einen Vorteil zieht, soll auch im allgemeinen für die besondern Kosten, welche er verursacht, aufkommen. Nun ist aber die Erhebung des Wegegeldes beschwerlich und sehr kostspielig. Sie belästigt und verzögert den Verkehr, ohne gerade einen Schutz gegen zwecklose, unwirtschaftliche Benutzung zu bilden. Mit Rücksicht hierauf sowie unter Würdigung der großen Bedeutung, welche die Landstraßen ohnedies für die Gesamtheit haben, hat man die Schlagbäume, welche die Erhebung ermöglichen und erleichtern sollten, in den meisten Kulturländern beseitigt und das W. aufgehoben, so in Bayern und Württemberg, im innern Verkehr, 1828, in Baden 1831, in Kurhessen 1865, in Preußen 1875, in Frankreich bereits seit 1806. Brückengelder kommen auch in den genannten Ländern noch hier und da vor. Gegen die Erhebung derselben lassen sich nicht alle Gründe vorführen, welche gegen das W. sprechen. Doch untersagt ein französisches Gesetz vom 30. Juli 1880 auch künftig, Brücken unter Bedingungen zu bauen, nach welchen dem Unternehmer von dem die Brücke benutzenden Publikum eine direkte Vergütung gewährt wird, und verlangt Ablösung derartiger Berechtigungen.

Wegegerechtigkeit, s. Servitut und Wegerecht.

Wegehobel, in beschränktem Maß angewendetes Gerät zum Ebnen der Wege und Ausfüllen der von den Rädern eingedrückten Geleise, bestehend aus einem schräg zur Straßenachse liegenden schweren Balken mit vorn angebrachtem scharfen Messer. Die Führung erfolgt durch Sterze wie diejenigen des Pflugs. Namentlich der W. von Weber in Hummel-Radeck (Provinz Schlesien) hat viel Anerkennung gefunden.

Wegelast, s. Wegerecht.

Wegele, Franz Xaver, deutscher Geschichtsforscher, geb. 28. Okt. 1823 zu Landsberg in Oberbayern, studierte zu München und Heidelberg, habilitierte sich 1849 als Dozent der Geschichte in Jena, ward 1851 Professor daselbst, 1857 in Würzburg und 1858 Mitglied der Historischen Kommission in München, in deren Auftrag er die »Deutsche Biographie« herausgibt. Er schrieb: »Karl August von Weimar« (Weim. 1850); Dante Alighieris Leben und Werke (3. Aufl., Jena 1879); »Monumenta Eberacensia« (Nördling. 1863); »Zur Litteratur und Kritik der fränkischen Nekrologien« (das. 1864); »Friedrich der Freidige, Markgraf von Meißen« (das. 1870); »Goethe als Historiker« (Würzb. 1876); »Graf Otto von Henneberg-Botenlauben« (das. 1875); »Geschichte der Universität Würzburg« (das. 1882, 2 Bde.); »Geschichte der deutschen Historiographie« (Münch. 1885). Von den »Thüringischen Geschichtsquellen« gab er die Reinhardsbrunner Annalen und die Chronik des Nikolaus von Siegen (Bd. 1 u. 2, Jena 1854-55) heraus.

Wegeleben, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Oschersleben, an der Bode. Knotenpunkt der Linien Halle-Zellerfeld und W.-Thale der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, eine Zuckerfabrik, eine Malzdarre, Bierbrauerei und (1885) 3433 meist evang. Einwohner.