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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wegwespen; Wegzehrung; Wehabiten; Wehbih; Wehen; Wehl; Wehlau; Wehlen; Wehlheiden; Wehmutter; Wehmutterhäublein; Wehr

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Wegwespen - Wehr (Wasserbau)

Wegwespen (Pompilidae), eine den Grabwespen nahe verwandte Familie der stacheltragenden Hautflügler (s. d.), sind gestreckt, aber kräftig gebaut und haben lange mit Dornen besetzte Beine. Sie bauen im Sande Brutröhren und tragen meist Spinnen als Futter für ihre Larven ein. Gewisse tropische Arten sind die größten und schönsten Hymenopteren. Die in Deutschland einheimischen sind mittelgroß, in der Regel schwarz gefärbt mit rot gezeichnetem Hinterleib; so die gemeine Wegwespe (Pompilus viaticus L., s. Tafel: Insekten II, Fig. 6), den ganzen Sommer an sandigen Orten, auch auf Wegen häufig.

Wegzehrung, s. Ölung (letzte).

Wehabiten, s. Wahhâbiten.

Wehbih, ägypt. Getreidemaß, s. Ardeb.

Wehen, s. Geburt.

Wehen, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Wehl, Feodor von, eigentlich von Wehlen, Schriftsteller, geb. 19. Febr. 1821 zu Kunzendorf in Schlesien, studierte zu Berlin und Jena Philosophie, schloß sich als Schriftsteller dem Jungen Deutschland an und wurde Dramaturg des Magdeburger Theaters. Später lebte W. in Hamburg, seit 1848 wieder in Berlin. 1869 wurde er artistischer Leiter, 1874 Generalintendant des königl. Hoftheaters in Stuttgart (vgl. sein Werk "Fünfzehn Jahre Stuttgarter Hoftheaterleitung", Hamb. 1886). Seit 1884 lebte er wieder in Hamburg, wo er 22. Jan. 1890 starb. W. trat zuerst als Lyriker im Sinne der deutschen Romantiker auf in "Hölderlins Liebe. Ein dramat. Gedicht nebst einem lyrischen Anhang" (Hamb. 1852) und in den Gedichten "Vom Herzen zum Herzen" (Lpz. 1867). Seine größern Dramen haben wenig Anklang gefunden, während kleinere Lustspiele sehr beliebt geworden sind. Eine Sammlung seiner sämtlichen Bühnenstücke veranstaltete er in fünf Bänden (Lpz. 1863-69; zum Teil in 2. Aufl. als "Gesammelte dramat. Werke", 6 Bde., ebd. 1882-89). Er schrieb ferner: "Hamburgs Litteraturleben im 18. Jahrh." (Lpz. 1856), "Am sausenden Webstuhl der Zeit" (2 Bde., ebd. 1869), "In Mußestunden" (ebd. 1867), "Zeit und Menschen" (2 Bde., Altona 1889). Am bedeutendsten war W. als dramaturgischer Schriftsteller, sowohl in Kritiken wie in Abhandlungen. Eine Auswahl dieser Arbeiten bot er selbst als "Didaskalien" (Lpz. 1867); E. Kilian gab "Dramaturgische Bausteine. Gesammelte Aufsätze. Aus W.s Nachlasse" heraus (Oldenb. 1891).

Wehlau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Königsberg, hat 1062,79 qkm und (1895) 48232 (23187 männl., 25045 weibl.) E., 3 Städte, 121 Landgemeinden und 95 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis W., am linken Ufer des schiffbaren Pregel und am rechten Ufer der hier einmündenden schiffbaren Alle, an der Linie Berlin-Königsberg-Eydtkuhnen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Königsberg), Steueramtes, Bezirkskommandos und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1895) 5236 E., darunter 77 Katholiken und 58 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, Dampferverbindung mit Königsberg, ein königl. Gymnasium, höhere Mädchen-, landwirtschaftliche Winterschule, Vorschußverein, Kreissparkasse, Krankenhaus, Siechenhaus, Hospital, Schlachthaus; Eisengießerei, Gerberei, Zeugdruckerei, Ziegeleien und Getreidehandel. Nahebei an der Alle die bedeutende Mahl- und Schneidemühle Pinnau mit Holzschleiferei. - In dem Wehlauer Friedens- und Bündnisvertrag vom 19. Sept. 1657 wurde die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen durch Polen anerkannt gegen Rückgabe aller vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg in Westpreußen und Ermland gemachten Eroberungen.

Wehlen, Feodor von, s. Wehl.

Wehlen, Stadt in der Amtshauptmannschaft Pirna der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, 8 km östlich von Pirna, rechts an der Elbe, gegenüber der Eisenbahnstation Pötzscha, in schöner, von den Höhen des Elbsandsteingebirges begrenzter Thalgegend, ist Dampferstation und hat (1895) 1358 E., darunter 21 Katholiken, Post, Telegraph, neue evang. Kirche, Schifferschule, Ruine einer 1200 erbauten Burg; Leinweberei, Fabrikation von künstlichen Blumen, Sandsteinbrüche und Schiffahrt. W. wird als Sommerfrische besucht. Nahebei der Wehlener Grund, der Uttewalder und der Zscherregrund, wildromantische Felsschluchten.

Wehlheiden, Gemeinde im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Cassel, westlich an Cassel anstoßend (s. Textplan beim Artikel Cassel) und mit Cassel und Wilhelmshöhe durch Dampfstraßenbahn verbunden, hat (1895) 8441 E., darunter etwa 700 Katholiken und 30 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Schloß Schönfeld, Diakonissenhaus, Strafanstalt, Kasernen der Casseler Garnison, Wasserleitung, Kanalisation, Gasanstalt; Fabrikation von Cigarren, Farben, Käse und Cement, Sägewerke und Brauerei.

Wehmutter, s. Hebamme.

Wehmutterhäublein, s. Glückshaube.

Wehr, ein quer durch einen Fluß gelegter, fester oder auch ganz oder teilweise wegnehmbarer Bau, welcher die Aufgabe hat, das Wasser zu stauen. Man legt W. an bei Flußregulierungen (s. Flußbau), um das zu starke Gefälle eines Flusses zu mäßigen und dadurch die zerstörende Wirkung auf die Ufer und die Sohle zu mildern, für Schiffahrts-, Flößerei- und Triftzwecke, um eine größere Tiefe des Wasserlaufs zwischen den einzelnen W. gegenüber dem ungestauten Flußlauf zu erzielen, oder um Wasser dicht oberhalb des W. abzuleiten und zu Bewässerungen, zum Betriebe von Wasserrädern, Turbinen u. s. w. benutzen zu können. Der oberste Teil des festen Einbaues, welcher für die Höhe der Aufstauung maßgebend ist, wird Wehrrücken genannt und wird bei hölzernen W. durch den Fachbaum (s. d.) gebildet.

Wird z. B. in Fig. 1 oberhalb des W. A bei B Wasser entnommen und mittels eines Mühlgrabens B C (Oberwassergraben) nach dem Wasserrade bei C geleitet, so kann daselbst das Wasser zum Fallen gebracht werden und Arbeit verrichten, worauf es mittels des Unterwassergrabens C’ D wieder zum Flusse zurückgeführt wird. Ist H der Höhenunterschied der Punkte B’ und D (das natürliche Gefälle des Flusses vor Erbauung des W.), h der Höhenunterschied zwischen dem gestauten und ungestauten Wasserspiegel am W. (die Stauhöhe), o der Höhenunterschied der Punkte B und C (das Gefälle des Oberwassergrabens), u der Höhenunterschied der Punkte C’ und D (das Gefälle des Unterwassergrabens), so wird o + u + h<sub>o</sub> = H + h, worin h<sub>o</sub> der Höhenunterschied der Punkte C und C’ ist, welches als nutzbares Gefälle für industrielle Zwecke verwertet werden kann.

Ist Q die Wassermenge in Kubikmetern, welche dem Flusse bei B in der Sekunde entnommen wer-^[folgende Seite]