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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Welser Heide - Weltausstellungen

Geschichte der Philippine W. dramatisiert. – Vgl. Boeheim, Philippine W. Eine Schilderung ihres Lebens und ihres Charakters (Innsbr. 1894).

Markus W., Stadtpfleger zu Augsburg, geb. 1558, galt zu seiner Zeit für einen Polyhistor und machte sich besonders um die Geschichte seiner Vaterstadt verdient. Auch machte er zuerst 1591 die sog. «Tabula Peutingeriana» (s. Peutinger) bekannt. Er starb 13. Juni 1614. – Vgl. Kleinschmidt, Augsburg, Nürnberg und ihre Handelsfürsten (Cass. 1881); Hantzsch, Die überseeischen Unternehmungen der Augsburger W. (Leipziger Dissertation 1895).

Welser Heide, s. Wels.

Welser Lokalbahnen, s. Bd. 17.

Welsersheimb, Zeno, Graf, österr. Feldzeugmeister, Geh. Rat und Landesverteidigungsminister, geb. 1. Dez. 1835 in Laibach, trat 1852 beim 32. Infanterieregiment ein, wurde 1853 Lieutenant, absolvierte die Kriegsschule und wurde 1859 Hauptmann im Generalstabe. Als Major und Flügeladjutant des Feldmarschalls Erzherzog Albrecht machte er den Italienischen Krieg von 1866 mit, war 1867‒70 Militärattaché in Paris, 1870‒75 Militärbevollmächtigter in Berlin und führte, seit 1872 Oberst, 1875‒77 das Kommando des 42. Infanterieregiments, seit 1877 das der 18. Infanteriebrigade. 1878 wurde er zum Generalmajor, dann zum Brigade-Kommandanten in Trient und 1880 zum Landesverteidigungsminister im Kabinett Taaffe ernannt. Dieses Amt behielt er auch in den nächstfolgenden Ministerien. 1882 rückte er zum Feldmarschalllieutenant, 1890 zum Feldzeugmeister vor. Seit 1889 gehört er dem Herrenhause als lebenslängliches Mitglied an.

Welsh Pool (spr. welsch puhl), Municipalborough in der walis. Grafschaft Montgomery (s. d.).

Welsk. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Wologda, im Gebiet der Waga und Kubina, waldreich, hat 24185,1 qkm, 102222 E., Ackerbau, Viehzucht, Holzfällerei, Jagd, 13 Terpentinöl- und Kolophoniumfabriken, 1 Rußfabrik. Der Haupthandelsplatz ist Werchowashskij Possad. – 2) Kreisstadt im Kreis W., links an der Waga und an der Mündung des Welj, hat (1892) 1476 E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, Handel nach Archangelsk, Wologda und Jaroslawl. !

Welsunge, altnord. Völsungar, das alte berühmte Geschlecht der deutschen Heldensage, dem Siegfried entsprossen ist. Das Wort bedeutet Nachkommen des Walis (später Völsung genannt). Die W. hatten ihre Heimat im ripuarischen Franken; der Großvater des Walis, Sigi, wird ein Sohn Odins genannt; Walis selbst wurde unter Odins Beistand geboren, indem dieser seiner Mutter durch eine Wunschmaid (Walkyre) den fruchtbar machenden Apfel sandte. Der Sohn des Walis ist Sigmund, der nur durch des Gottes Hilfe und den Beistand seiner Schwester Signy den Nachstellungen seines bösen Oheims entrinnt. Mit Signy erzeugt er den Sinfiötli, mit Hjördis Siegfried (s. d.). Die Erzählungen der Thaten der W. enthält die altnord. Völsungasaga (hg. von E. Wilken, «Die prosaische Edda im Auszuge nebst Völsungasaga und Nornageststháttr», Paderb. 1878; Glossar ebd. 1883; von Ranisch, «Die Völsungasaga», Berl. 1891; Übersetzuug von A. Edzardi, Stuttg. 1881). – Vgl. K. Müllenhoff, Siegfrieds Ahnen (in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 23). l

Welt, der Inbegriff alles Bestehenden, daher soviel wie Weltall (s. Kosmos). Über die physisch-astron. Vorstellung vom Weltall s. die Artikel: Kant-Laplacesche Theorie und Weltsysteme.

Weltachse oder Himmelsachse, die die beiden scheinbar stillstehenden Himmelspole verbindende gerade Linie, um die sich die Himmelskugel zu drehen scheint. Sie fällt zusammen mit der verlängerten Erdachse, da die scheinbare Drehung der Himmelskugel durch die Drehung der Erde um ihre Achse hervorgerufen wird.

Weltanschauung, s. Anschauung.

Weltäther, soviel wie Lichtäther (s. Äther).

Weltauge, Mineral, s. Hydrophan.

Weltausstellungen, Ausstellungen (s. d.), die ein Kulturstaat im Vereine mit allen übrigen oder doch möglichst vielen Staaten veranstaltet, damit der Stand der Technik bei verschiedenen Völkern verglichen, technische Fortschritte verbreitet und ausgeglichen und neue Handelsbeziehungen angeknüpft werden können. Die W. sind der Ausdruck der Universalität von Handel und Industrie, aber obwohl sie die friedliche Entwicklung fördern und immer innigere Beziehungen der Kulturvölker knüpfen wollen, haben sie doch keine kosmopolit. Tendenzen, da nirgends so schroff wie gerade hier jedes Land bemüht ist, seine nationale Besonderheit zum Ausdruck zu bringen. Ganz allmählich haben die W. alle menschlichen Thätigkeiten umfaßt und neben der Ausstellung industrieller Erzeugnisse die Kunst, Litteratur, kurz das gesamte geistige Leben der Kulturvölker berücksichtigt, und schließlich hat man seit der Pariser Weltausstellung 1878 angefangen, wissenschaftliche, internationale Kongresse mit ihnen zu verbinden.

Die Ansicht, daß W. schlechte finanzielle Ergebnisse liefern, ist nicht richtig. Abgesehen davon, daß in London (1851), in Paris (1889) und in Chicago (1893) Überschüsse erzielt wurden, ist für jeden einzelnen Fall erst festzustellen, wie viel von einem vorhandenen Fehlbetrage der schlechten Geschäftsführung zur Last fällt. Ferner ist zu scheiden zwischen dem Rechnungsabschlusse der Veranstalter der W. und dem Erfolge der Aussteller, der sich zahlenmäßig in den meisten Fällen nicht nachweisen läßt, dennoch aber bedeutend sein kann.

Die W. fordern auf alle Fälle die Mitwirkung des Staates; wenn sie auch nicht unter staatlicher Regie vor sich gehen sollen, so giebt es doch eine Reihe von Aufgaben, die er nur lösen kann: Unterstützung mit Geldmitteln, da ein öffentliches Interesse vorliegt; Organisation der Beschickung; Anordnung der nationalen Gruppe am Weltausstellungsorte; Verwertung der Ergebnisse der W.; Rechtsschutz für die Aussteller u. s. f. Die Subvention von W. oder deren Beschickung ist in einzelnen Fällen verschieden hoch. Deutschland hat für auswärtige Ausstellungen, auf denen seine Industrie vertreten war, jedesmal etwa 375 M. pro Aussteller aufgewandt. Der Staatszuschuß betrug für London (1851) 176000 M., für Paris (1855) 230000 M., für Wien (1873) 3630000 M., für Philadelphia (1876) 484000 M. Die Erfolge der letzten W. haben so gewirkt, daß die Befürchtung besteht, die W. möchten sich zu schnell folgen. Die Zwecke einer solchen werden aber dann am besten erfüllt, wenn sie in längern Pausen stattfinden und womöglich auf Grund internationaler Abmachungen, wie sie vom Deutschen Handelstage gefordert und auch von der Regierung gewünscht worden sind.