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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Werchne-Udinsk - Werder.

terinenburg, mit 2 Kirchen, Eisenfabriken und ca. 3600 Einw.; 1762 von Demidow gegründet.

Werchne-Udinsk, Kreisstadt im sibir. Gebiet Transbaikalien, am Zusammenfluß der Uda und der Selinga, hat 4 Kirchen, 2 Gymnasien, ist Sitz verschiedener Behörden, hat mehrere Fabriken, große Marktplätze, auf denen im Winter eine vielbesuchte Messe abgehalten wird, und (1883) 4130 Einw.

Werchne-Uralsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Orenburg, am Ural und am Ostabhang der Uralischen Berge, ist befestigt, hat starke Garnison, eine Schule für Soldatenkinder, Gerberei, Seifensiederei, Handel mit Honig, Wachs, Wolle und Pferden und (1885) 9860 Einw.

Werchnij-Lomow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Pensa, am Lomow, hat 7 Kirchen, Handel mit Honig, Wachs, Wolle, Talg etc. und (1885) 6518 Einw.

Werchojanisches Gebirge, Gebirgszug in der russisch-sibir. Provinz Jakutsk, der, vom Stanowoigebirge nach Westen gegen die Lena hinziehend, das Flußgebiet der letztern von dem der Jana und der Indigirka trennt. Das Gebirge hat einen steilen Abfall nach S., nach N. dacht es sich allmählich ab, eine für Saumtiere gangbare Straße führt über eine Senkung im Westen von Jakutsk nach Werchojansk. Das Gebirge erreicht die Schneegrenze nicht, doch bleiben in den Schluchten gefrorne Schnee- und Eismassen das ganze Jahr hindurch liegen. An dem steilen Südabhang finden sich Fichten, Tannen, Ebereschen, während der Nordabhang nur verkrüppelte Vegetationsformen aufweist.

Werchojansk (bei den Jakuten Boronuk oder Borunuk), Bezirksstadt in der russisch-sibir. Provinz Jakutsk, an der Jana, unter 67° 34' nördl. Br., und einer der kältesten Punkte der Erde, mit einer mittlern Temperatur von -16,7° C. (Januar -49, Juli 15,4° C.); 1885 maß man im Januar bis -68° C. Der Ort hatte 1881 nur 291 Einw., meist Jakuten. Von hier führt die von Jakutsk kommende Straße nach Ustjansk an der Janamündung.

Werchoturisches Gebirge, s. Ural, S. 1039.

Werchoturje, Kreisstadt im russ. Gouvernement Perm, am östlichen Abhang des Urals und an der Tura, hat 6 Kirchen, ein Kloster, einen alten Kaufhof, Goldsandlager, Eisenhütten und (1885) 2841 Einw. Der Kreis W. hat zahlreiche Hüttenwerke, darunter Bogoslawsk ^[richtig: Bogoslowsk], Sitz einer Berghauptmannschaft, und Nishne-Tagilsk.

Werdau, Stadt in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Zwickau, an der Pleiße, Knotenpunkt der Linien Leipzig-Hof und W.-Mehltheuer der Sächsischen Staatsbahn, 301 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Realschule, eine höhere Web- und Fabrikantenschule, ein Amtsgericht, Vigogne-, Streich- und Kammgarnspinnerei, bedeutende Buckskinfabrikation, Spinnmaschinenbau, Woll- und Baumwollfärberei, Ziegelbrennerei, Eisengießerei und (1885) 14,665 meist evang. Einwohner. Vgl. Stichart, Chronik der Fabrikstadt W. (2. Aufl., Werd. 1865).

Werden (sonst Morandum), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Landkreis Essen, an der Ruhr, Knotenpunkt der Linien Düsseldorf - Kupferdreh und W.-Essen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein evangelisches und ein kath. Waisenhaus, ein schönes Krankenhaus, ein Zuchthaus, ein Amtsgericht, eine Handelskammer, 3 große Tuchfabriken, Wollspinnerei und -Weberei, Färberei, Zeugdruckerei, Fabrikation von Filz, Schuhen, Goldleisten, Bürsten und Schlössern, Bierbrauerei, ausgebreiteten Handel und (1885) 7970 meist kath. Einwohner. In der Nähe mehrere Steinkohlengruben. Zu W. wurde im 16. Jahrh. der Codex argenteus mit der gotischen Bibelübersetzung aufgefunden, der sich gegenwärtig auf der Bibliothek zu Upsala befindet (s. Ulfilas). Vgl. Flügge, Chronik der Stadt W. (Düsseld. 1887); Derselbe, Führer durch W. (Werden 1887).

Werdenberg, die dem Fürstentum Liechtenstein gegenüberliegende schweizer. Thalstufe am Rhein, die durch Bergvorsprünge von der höhern Stufe des Sarganser Landes wie von der nächstniedern des St. Gallischen Rheinthals abgetrennt ist, ein Halbthal, das im Thalgrund Maisäcker, am Fuß der Berge Weingärten, höher Wald und Alpen enthält und in sechs Gemeinden 17,325 Einw. zählt. Zentrum war bis 1798 Schloß und Städtchen W., das jetzt einen Teil der Gemeinde Grabs ausmacht. Im Mittelalter war W. eine Grafschaft, welche einem Zweig des Hauses Montfort gehörte.

Werdenfels, s. Garmisch.

Werder (Wärder, Wörth), eine Insel in einem Fluß, dann auch ein Landstrich zwischen Flüssen und stehenden Gewässern oder eine aus einem Sumpf trocken gelegte und urbar gemachte Gegend. W. in dieser Bedeutung sind in Westpreußen die Weichselwerder zwischen Danzig und Elbing (Danziger und Marienburger W.), eine ausgezeichnete Marschgegend zwischen Weichsel und Mottlau mit vortrefflicher Pferdezucht. Sie sind meist ganz eben und sehr fruchtbar. Ebensolche W. sind auch die in der Elbe bei Hamburg gelegenen und zum Gebiet der Stadt gehörenden Inseln und Marschländer, wie Billwärder, Ochsenwärder etc.

Werder, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Zauch-Belzig, an der Havel (die alte Stadt auf einer Insel in derselben) und der Linie Magdeburg-Berlin der Preußischen Staatsbahn, 35 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, bedeutenden Obstbau, Ziegel- und Kalkbrennerei, Fischerei, Bierbrauerei und (1885) 5277 meist evang. Einwohner. W. wird zuerst 1317 als Stadt genannt und gehörte damals dem Kloster Lehnin.

Werder, 1) Karl, Philosoph und Dichter, geb. 13. Dez. 1806 zu Berlin, machte daselbst unter Hegel, dessen Ansichten er treu blieb, seine philosophischen Studien, habilitierte sich 1834 als Privatdozent der Philosophie und ward 1838 außerordentlicher Professor. Von seinen philosophischen Werken sind hervorzuheben: »De Platonis Parmenide« (Berl. 1834) und die (streng dialektische) »Logik« (das. 1841, nur die 1. Abteilung ist erschienen); von seinen übrigen die Tragödien: »Columbus« (das. 1858) und »Politik und Liebe« (Geschichte des Grafen Essex) sowie die geistreichen »Vorlesungen über Shakespeares Hamlet« (das. 1875), »Macbeth« (das. 1885) und »Schillers Wallenstein« (das. 1889).

2) Ludwig, Maschinenbauer, geb. 17. Mai 1808 zu Küßnacht bei Zürich, erlernte dort das Schlosserhandwerk, wurde dann Werkmeister in Mannhardts Turmuhrenfabrik in München, arbeitete in der orthopädischen Anstalt von Schlotthauer daselbst, trat in den Dienst der königlichen Wagenbauverwaltung in Nürnberg und übernahm 1845 die Direktion der Cramer-Klettschen Fabrik daselbst. Ohne höhere technische Schulbildung genossen zu haben, schuf er alle Anlagen und maschinellen Einrichtungen der Fabrik, erbaute eine Drahtstiftfabrik, 1849 die erste Eisenbahnbrücke nach Paulis System bei Großhesselohe (München), 1853 den königlichen Wintergarten und 1854 den Ausstellungspalast. 1852 konstruierte er