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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Werfen; Werfener Schichten; Werff; Werft; Werftdivision; Werg; Wergeland; Wergeld

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Werfen - Wergeld.

ker Betonung der Landschaft veranlaßten. Die heil. Familie, Jesus bei Johannes am Jordan, Jesus in der Wüste, Jesus auf dem See Tiberias und die Weissagung sind die Hauptwerke dieser Gruppe. Außerdem entstanden in diesen letzten Jahren noch zwei Kolossalbilder: Hinrichtung von aufständischen Indern durch die Engländer und Hinrichtung russischer Nihilisten, sowie eine Reihe von Ansichten des Kremls in Moskau. W. lebt in Maisons Lafitte bei St.-Germain. Er ist auch als Schriftsteller thätig und gab unter anderm heraus: »Reiseskizzen aus Indien« (deutsch, Leipz. 1882 u. 1885, 2 Bde.); »Skizzen und Erinnerungen« (deutsch von Kretschmann, das. 1885). Das Buch »In der Heimat und im Kriege. Erinnerungen u. Skizzen eines russischen Edelmanns, 1853-81« (deutsch, Berl. 1886) ist von seinem Bruder Alex. Wasiljewitsch W.

Werfen, das Gebären von Jungen bei den Hunden und den vierläufigen Raubtieren; auch das Abnehmen der Haube und Fliegenlassen eines Falken.

Werfener Schichten, s. Triasformation, S. 829.

Werff, Adrian van der, holländ. Maler, geb. 21. Jan. 1659 zu Kralingen bei Rotterdam, bildete sich bei Eglon van der Neer und ließ sich dann in Rotterdam nieder, wo ihn 1696 der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz besuchte, für den er sein Bildnis und das Urteil Salomos malte, wofür er zum Hofmaler des Kurfürsten ernannt und 1703 in den Ritterstand erhoben wurde. Er lebte abwechselnd in Düsseldorf und Rotterdam, wo er 12. Nov. 1712 starb. Er hat zahlreiche biblische, mythologische und Genrebilder, Schäferstücke und Bildnisse in kleinerm Maßstab gemalt, welche sich durch eine sehr fleißige und elegante Ausführung auszeichnen. Die Modellierung der nackten Fleischteile ist häufig zu elfenbein- oder porzellanartiger Glätte getrieben, die Köpfe sind ausdruckslos und ohne Empfindung; aber seine Zeitgenossen schätzten Werffs Gemälde um dieser dem Geschmack der Zeit entsprechenden Eigenschaften sehr hoch. Die meisten Bilder von ihm (30) besitzt die Münchener Pinakothek (darunter 16 aus der Geschichte Christi und Diana, den Fehltritt der Kallisto entdeckend) und die Dresdener Galerie (12, darunter Lot mit seinen Töchtern, die Verstoßung der Hagar, eine büßende Magdalena, Venus und Amor und das Parisurteil). - Adrians Bruder Pieter van der W., geb. 1665, gestorben nach 1721 in Rotterdam, war sein Schüler und malte in derselben Weise.

Werft (der), in der Weberei s. v. w. Kette.

Werft (Werfte, engl. Dock-yard, franz. Chantier oder Atelier de construction), Anstalt zum Bau, zur Reparatur u. Ausrüstung von Schiffen. Gebaut werden Schiffe entweder in Docks (s. d.) oder auf Hellingen, d. h. schräg am Strand hinauflaufenden Bahnen, auf denen auch reparaturbedürftige Schiffe aufgeschleppt werden. Ist letzteres vorwiegend die Absicht, so nennt man die Vorrichtung eine Schlipp (Schlepp, Slip). Zur Ausrüstung gehören das Einsetzen der Maschine und Schraube, des Ruders und der Masten, die innere Auszimmerung, das Malen und Auftakeln, endlich bei Kriegsschiffen das Ansetzen der Panzerplatten und das Armieren mit Geschützen. Eine W. umfaßt demnach eine große Anzahl von Werkstätten, Bassins zur Aufbewahrung von Schiffen, Trockendocks und Schwimmdocks, ferner Kohlenlager, Proviantmagazine, Bauholzreservoirs u. a. Die kaiserlich deutschen Werften, deren es in Wilhelmshaven, Kiel und Danzig je eine gibt, stehen unter einem Oberwerftdirektor, unter welchem Direktoren für Schiff- und Maschinenbau, Ausrüstung und Verwaltung mit Hilfe von Ingenieuren, Zeugoffizieren etc. die Spezialressorts verwalten.

Werftdivision, s. Marine, S. 250.

Werg (Werch, Abwerch, Werrig, Hede), der Abfall beim Schwingen, Ribben und Hecheln des Flachses und Hanfes, aus Schäbe und Fasern bestehend. Der bessere Teil wird versponnen und zu grober Leinwand verwebt. Außerdem wird das W. auch zu geringen Seilerarbeiten und zu Watte benutzt.

Wergeland, Henrik Arnold Thaulow, norweg. Dichter und Schriftsteller, geb. 17. Juni 1808 zu Christiansand, studierte in Christiania Theologie, bekleidete aber nie ein theologisches Amt. Er trat zuerst mit den Farcen: »Ah!« (1827), »Irreparabile tempus« (1828) nebst elf andern auf, die er unter dem Namen Siful Sifadda herausgab, sowie mit »Digte, förste Ring« (1829), die zwar einen ungemein begabten Dichtergeist offenbarten, aber durch Wildheit der Phantasie, Härte der Form und Dunkelheit der Sprache abstießen. Um so größere Popularität erwarb er sich seit 1829 durch seine Beteiligung am öffentlichen Leben. Er wirkte zur Aufklärung des Volkes durch Volksschriften, Reisen und Gespräche erfolgreich mit und war der fruchtbarste politische Schriftsteller sowie der feurigste Redner bei den politischen Festen. Dadurch geriet er aber mit der ganzen konservativen Partei Norwegens in den heftigsten Streit. Als er 1830 das Gedicht »Skabelsen, Mennesket og Messias« herausgab, in welchem er nach rationalistisch-republikanischer Ansicht die wichtigsten Epochen in der Entwickelung des menschlichen Geschlechts darstellte, erschien von Welhaven (s. d.) eine sehr ungünstige Kritik: »Henrik Wergelands Digtekunst og Charakter« (1832). W. redigierte darauf einige Zeit das »Folkeblad« und 1835-37 »Statsborgeren«, das von Soevold gegründete Organ der Opposition, und gab außerdem fliegende Blätter, politische Lieder und Farcen heraus, in denen er die Regierung schonungslos angriff. Als Publizist eignete er sich einen bessern und zwar höchst originellen Stil an. Schon seine »Digte, anden Ring« (1833) zeugen von größerer Klarheit in Gedanken und Sprache, und das dramatische Gedicht »Barnemordersken« (»Die Kindesmörderin«, 1835) zeichnet sich durch die edelste Diktion aus, ebenso seine beiden besten Stücke: das Singspiel »Campbellerne« und das Schauspiel »Venetianerne«. Um Wergelands politischer Thätigkeit ein Ende zu machen, ernannte man ihn zum Büreauchef und Reichsarchivar. Dafür entwickelte W. in den folgenden Jahren eine um so mannigfaltigere litterarische Produktivität. Er gab 1840-45 das Blatt »For Arbeidsklassen« heraus, schrieb: »Norges Konstitutions Historie« (bis Mai 1814 reichend), mehrere Biographien in der Sammlung »Märkelige Normänd« und verfaßte die zum Teil vortrefflichen Gedichte: »Jan van Huysums Blomsterstykke«, »Svalm«, »Jöden«, »Jödinden«, »Den Engelske Lods« u. a. Er starb 12. Juli 1845. Eine Ausgabe von Wergelands Schriften besorgte Lassen (Christ. 1852-57, 9 Bde.; Auswahl in 1 Bd., 3. Ausg. 1875). Vgl. Lassen, Henr. W. og hans Samtid (2. Aufl., Christ. 1877).

Wergeld (Wehrgeld, Wiedergeld, Manngeld [wer = Mann], Friedegeld, Buße, Compositio, Weregildus), diejenige Geldsumme, welche nach altdeutschem Recht von einem Totschläger denen gezahlt werden mußte, welche eigentlich die Blutrache (s. d.) wegen eines erschlagenen Freien auszuüben hatten, d. h. den Agnaten (s. d.) nach der Nähe des Grades, in deren Ermangelung andern Verwandten, selbst