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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Westbetschuanen

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Westaustralien - Westbetschuanen.

Darlingkette mit Mount William, 1200 m, und Mount Keats, die Stirling- und Herschelkette; im NW. Mount Bruce erreicht 1200 m. Der Südwesten ist dicht bewaldet, auch an andern Stellen ist Holzreichtum, bei weitem der größte Teil ist aber baumlose, mit Gebüsch und Strauchwerk oder Stachelgras bedeckte, fast wasserlose, von dürren Bergzügen durchsetzte Wüste. Im N. hat Forrest große, grasreiche, wohlbewässerte Ebenen entdeckt. Wie in Südaustralien sind große Salzsümpfe häufig: Lake Austin, Barlee, Moore, Cow-Cowing, Lefroy, an der Grenze gegen Südaustralien Amadeus u. a. Die Flüsse haben großartige Betten, die aber selten mit Wasser gefüllt und deren Mündungen in der Regel unzugänglich sind. Die nennenswertesten sind von S. nach N. der Blackwood, Swan (bis Perth schiffbar), im obern Lauf Avon genannt, Murchison, Gascoyne, Ashburton, Fortescue, De Grey, Fitzroy. Die südliche Küste ist ohne irgendeinen auch noch so kleinen Flußlauf. Das Klima ist, der ungeheuern Ausdehnung entsprechend, sehr mannigfaltig; in Perth ist der extreme Thermometerstand 44,4 und -0,4° C. gewesen, der durchschnittliche Regenfall 838,6 mm. Bewohnt ist nur der Südwesten, einige kleine Ansiedelungen gibt es auch an der Nordküste. Die Bevölkerung, sehr wenig durch Einwanderung vermehrt, zählte 1887: 42,488 Seelen (24,807 männliche, 17,681 weibliche), darunter eine beträchtliche Anzahl bedingungsweise entlassener Verbrecher. Die hauptsächlichsten Konfessionen sind die der Anglikaner, Katholiken und Wesleyaner. Ackerbau wird im SW., aber, da der Boden nur stellenweise dafür geeignet ist, in beschränktem Maß betrieben. Weizen, Gerste, Kartoffeln sind Hauptkulturen, auch etwas Wein wird gebaut. Infolge der vielen Getreidekrankheiten findet häufig noch ein Import statt. Bedeutender ist die Viehzucht, die aber durch giftige, den Schafen verderbliche Kräuter zu leiden hat. Man zählte 1887: 41,100 Pferde, 93,444 Rinder, 1,909,940 Schafe, 23,627 Schweine. Von Mineralien sind im S. sowohl als N. Blei, Kupfer, Eisen gefunden, in den letzten Jahren auch Gold im Kimberleydistrikt im N. Perlenfischerei wird an der Nordküste (Roeburne) und der Westküste (Sharksbai) mit Hilfe von eingebornen und indischen Tauchern betrieben. An dem Walfang beteiligen sich sehr bedeutend die Amerikaner. Der große Waldreichtum des Südens hat zur Errichtung von Sägemühlen mit Eisenbahnen zum Hafen Lockville an der Geographenbai durch Kapitalisten aus Victoria geführt. Exportiert werden namentlich das harte Jarrah- und Sandelholz, letzteres nach China. Die Industrie ist völlig unbedeutend. Der Handel geht über Fremantle und Albany; die Einfuhr besteht in Manufakturen u. Nahrungsmitteln, 1887 wertete dieselbe 832,213, die Ausfuhr 604,656 Pfd. Sterl.; letztere besteht außerdem genannten Jarrahholz (28,384) in Sandelholz (34,532), Perlen und Perlmutter (108,375), Wolle (6,675,713 Pfd. Sterl.), Pferden (nach Indien), Harz, Thran etc. In alle Häfen liefen ein: 261 Schiffe von 239,461 Ton., aus: 289 Schiffe von 262,158 T. Die Handelsflotte bestand aus 109 Segelschiffen von 7523 T. und 9 Dampfschiffen von 775 T. Die englischen Postdampfer legen in dem vortrefflichen Hafen von King George's Sound an. Eine Dampferlinie verbindet die einzelnen Häfen miteinander. Eisenbahnen bestanden 1889 in einer Länge von 361 km. Die Post beförderte durch 79 Postämter 2,217,175 Briefe und 1,123,050 Zeitungen. Die Länge der Telegraphenlinien, darunter die große Linie von Perth an der Großen Australischen Bucht bis Eucla an der südaustralischen Grenze, beträgt 4253 km. Für Schulen sorgt die Regierung, indem sie Elementarschulen völlig, höhere Privatschulen teilweise unterhält. Die Kolonie ist eine Kronkolonie, doch haben die Kolonisten Anteil an der Gesetzgebung. Neben dem von der englischen Krone ernannten Gouverneur besteht ein Gesetzgebender Rat aus den Ministern, 4 vom Gouverneur ernannten und 14 erwählten Mitgliedern. Die Einnahmen der Kolonie betrugen 1887: 379,903, die Ausgaben 456,897, die Kolonialschuld 1,280,700 Pfd. Sterl. Militär gibt es nicht, nur ein kleines Freiwilligenkorps.

Westbetschuanen, der teils noch freie, teils nominell unter brit. Herrschaft lebende Teil des großen Bantuvolkes der Betschuanen (s. d.), westlich von Transvaal, während die Ostbetschuanen unter der Herrschaft der beiden Burenrepubliken stehen. Die W. zerfallen in elf Stämme: Barolong, Bahlapi, Bameri, Bamatlaru, Bakhatla, Bakwena, Bawanketsi, Bahurutse, Bakaa, Bamangwato und Balala oder Bakalahri. Der letzte Name wird zuweilen auch allen W. insgesamt gegeben. Den südwestlichsten Teil des von den W. bewohnten großen Gebiets nimmt das Korannaland ein, den nordöstlichsten Setschelis Reich, jenseit des 22.° südl. Br., welcher die nördliche Grenze des britischen Gebiets bezeichnet, liegt Khamas Reich, zum großen Teil von ausgedehnten Salzpfannen bedeckt, in dem großen nordöstlichen Teil breitet sich die Kalahariwüste aus. Im südöstlichsten Teil, im Gebiet der Barolong und der Batlapin, entstanden seit 1882 zwei Burenrepubliken, Goosen und Stellaland, welche anfangs unabhängig, gegenwärtig wenigstens dem Namen nach unter britischer Herrschaft stehen. Goosen, das vom 26.° südl. Br. durchschnitten und begrenzt wird im N. vom nur periodisch fließenden Molopo (später Hygap, nördlicher Nebenfluß des Oranje), im O. von Transvaal, im S. von Stellaland, im Westen vom Gebiet der Barolong, umfaßt 6790 qkm (123 QM.) mit 17,000 Einw., wovon 2000 Weiße und 15,000 Barolong. Das Land hat wenig Holz, ist aber ziemlich gut bewässert und eignet sich besonders für Schafzucht. Goosen wurde nach einem Krieg zwischen den beiden Barolonghäuptlingen Moshette und Montsioa, in welchen freiwillige Buren thätig eingegriffen hatten, an diese Buren abgetreten, welche die Niederlassung Vrywilligers Rust gründeten. Als aber Montsioa im Mai 1884 den Vertrag gebrochen und die Burenniederlassungen angegriffen hatte, kam es zu einem neuen Krieg zwischen beiden Häuptlingen, in welchem Moshette durch die Unterstützung der Buren Sieger blieb. Die Buren ließen sich nun durch den Friedenstraktat vom 28. Aug. 1884 von Montsioa sein ganzes Gebiet abtreten, zwangen ihn, ihre Gesetze anzuerkennen, und überwiesen ihm und seinem Stamm eine Reservetion von 250 qkm. In Goosen wohnen 12,500 Unterthanen Montsioas und 2500 Unterthanen Moshettes. Im Vertrag zwischen England und dem Transvaal zu London 27. Febr. 1884 erhielt das Transvaal den östlichsten Teil von Goosen, das dadurch von seinem frühern Umfang (10,400 qkm oder 189 QM.) auf seinen jetzigen heruntergesetzt wurde. Als aber der Volksrat von Transvaal 16. Sept. 1884 die Annexion von Goosen aussprach, wurde dieselbe 14. Okt. durch Proklamation des Präsidenten Krüger, welche der Volksrat nachher guthieß, als der Konvention mit England widersprechend aufgehoben.

Stellaland, südlich vom vorigen gelegen, wird im O. von Transvaal, im S. von Westgriqualand, im Westen vom Gebiet der Koranna begrenzt und hatte nach dem am 26. Juli 1883 zwischen den Batlapinhäupt-^[folgende Seite]