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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wetterrad - Wettrennen

kunde (2 Bde., Stuttg. 1885‒86); ders., Die Wettervorhersage (ebd. 1891).

Wetterrad, Fabrysches, s. Kapselräder.

Wetterregeln, soviel wie Bauernregeln (s. d.).

Wettersäulen, Windhosen, eigentümliche heftige Bewegungserscheinungen in der Atmosphäre, deren Kern in einem aufsteigenden Luftstrom von geringem Durchmesser besteht. Von allen Seiten strömt unten Luft zu, umkreist in Spiralwindungen das Centrum und steigt endlich in ihm in die Höhe. Oben tritt die aufgestiegene Luft nach allen Seiten hin aus der Säule aus. Ist die vertikale Bewegung intensiv und die Luft feucht genug, so bilden sich in den höhern Teilen der W. Wolken, die wie Schläuche auf die Erde herabhängen und aus denen oft Regen und Hagel fällt. Durch die Heftigkeit des Stroms werden Gegenstände in die Höhe gerissen. Leichte Körper gelangen dabei in große Höhen und fallen dann oft von Eis umgeben mit dem Hagel wieder nieder. Oftmals treten auch elektrische Erscheinungen auf. Die W. stehen entweder still oder bewegen sich, manche langsam, andere mit bedeutender Schnelligkeit, überall Spuren der Zerstörung hinterlassend. Die Wettersäule bei Hainichen 23. April 1806 bewegte sich in 7‒8 Minuten über eine Strecke von einer deutschen Meile. Der Zerstörungsstreifen war 60 Schritt, die Kraft der aufsteigenden Luft war so bedeutend, daß Häuser und Bäume weggerissen, ein Mann nebst zwei Pferden in die Höhe gehoben wurde. Die Höhe der W. ist sehr verschieden, manche müssen Höhen bis über 1000 m gehabt haben. Ebenso verschieden sind die Durchmesser, die sehr bedeutend werden können, wobei aber die W. alsdann mit andern Namen benannt werden, wie Tromben, Tornado (s. d.) u. s. w. Vielfach soll mit den W. ein starker Lärm verbunden sein. Treten die W. auf dem Lande auf, so nennt man sie Landhosen, über Wasser dagegen Wasserhosen.

Wetterscheide, gewöhnlich die Gegend, wohin sowohl Gewitter als Strichregenwolken zu ziehen oder wo sie sich zu zerteilen pflegen. Der Zug einzelner Wolkenmassen, soweit dieselben nicht den Bedingungen der allgemeinen, für ausgedehnte Landstriche maßgebenden Wetterlage unterworfen sind, sondern mehr lokalen Charakter haben, ist immer entweder nach Hügeln und Gebirgen oder nach Seen, Wäldern und großen Flüssen hin gerichtet.

Wettersee, s. Wettern.

Wettersteine, soviel wie Belemniten (s. d.).

Wettersteingruppe, s. Ostalpen und Zugspitz.

Wetterthüren, Wettertrommeln, s. Bergbau.

Wettervoraussagen, s. Meteorologie und Wetterprognosen.

Wetterwarten, soviel wie Meteorologische Stationen (s. d.).

Wetterzug, s. Bergbau.

Wettfahren, s. Radfahrsport, Trabrennen und Wagenrennen.

Wettin, Burg im Saalkreis des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, noch wesentlich in der Form, die ihr im 16. Jahrh. gegeben wurde, erhalten und jetzt königl. preuß. Domäne. Nach derselben nannte sich seit dem 12. Jahrh. das in dieser Gegend reich begüterte wettinsche Geschlecht, von dem die im Königreich Sachsen sowie in den sächs. Herzogtümern regierenden Häuser und die Königshäuser von Belgien und Portugal abstammen. Als dessen erster geschichtlich nachweisbarer Ahn wird Dietrich vom Stamme Buzici genannt, der 13. Juli 982 in Calabrien in der Schlacht Ottos Ⅱ. gegen die Sarazenen und Griechen fiel. Fälschlich wurde das Geschlecht von dem Sachsenherzog Widukind oder vom Herzog Burchard von Thüringen (gest. 908) abgeleitet; wahrscheinlicher war Vorfahr des Dietrich von Buzici Thietmar, welcher 919 den nachherigen König Heinrich Ⅰ. bei Grona befreite. Die Heimat des Geschlechts ist im Nordschwabengau zwischen Saale und Bode zu suchen, wo es früh reich begütert war.

Von Dietrichs Söhnen erhielt der ältere, Dedi (gest. 1009), die Grafschaft im nördl. Hassegau, der jüngere, Friedrich (gest. 1017), den Gau Siusili mit Eilenburg; nach seines Bruders Tod erhielt Friedrich auch die Grafschaft im Hassegau und stand in Dienstverhältnis zu seinem Verwandten, dem Markgrafen Rikdag von Meißen. Da Friedrich keine männlichen Erben hinterließ, so erkaufte er sich das Recht, seine Allode seinen drei Töchtern zu vererben, durch Überlassung von Eilenburg an seinen Neffen Dietrich, Dedis Sohn, der somit Inhaber des gesamten übrigen Familienbesitzes wurde; außerdem erhielt er auch die Mark (Nieder-)Lausitz. Mit Mathilde, der Tochter Markgraf Ekkehards Ⅰ. von Meißen, vermählt, wurde er auf Anstiften seines Schwagers Ekkehard Ⅱ. 1034 ermordet.

Nachdem sein Sohn Dedi nach Ekkehards Ⅱ. Tode 1016 wieder in den Besitz der Lausitz und der übrigen väterlichen Lehen gelangt war, vermählte er sich 1069 mit der Witwe des Markgrafen Otto von Meißen, Adela, und starb 1075. Sein Sohn Heinrich Ⅰ. von Eilenburg wurde von König Heinrich Ⅳ. um 1089 mit der Mark Meißen belehnt, die von ihm 1103 auf seinen Sohn Heinrich Ⅱ. (gest. 1123) vererbte. Dedis jüngerer Bruder Timo, der mit Gütern im Gau Siusili bedacht worden zu sein scheint, ist der erste, der sich nach seiner Burg W. nannte. Vermählt mit Ida, der Tochter Ottos von Nordheim, Herzogs von Bayern, war er der Vater (nach andern der Großvater) Konrads von W., von welchem an das Haus W. in erblichem Besitz der Mark Meißen (s. d.) blieb. Bei der Teilung seiner Länder, die derselbe kurz vor seinem Tode vornahm, erhielt W. sein vierter Sohn Heinrich (gest. 1181); diesem folgten Heinrich Ⅱ. bis 1187, dessen Bruder Ulrich bis 1206; mit dessen Sohn Heinrich Ⅲ. erlosch diese Seitenlinie 1217, worauf die Grafschaft W. an die Linie Brena fiel und 1288 dem Hause W. durch Abtretung an das Erzbistum Magdeburg völlig verloren ging. (S. Sachsen, Königreich, Geschichte, sowie Ernestinische Linie und Albertinische Linie.) – Vgl. A. Cohn, Wettinische Studien (in den «Neuen Mitteilungen aus dem Gebiet histor.-antiquarischer Forschungen», Bd. 11, Halle 1865); Posse, Die Markgrafen von Meißen und das Haus W. bis zu Konrad d. Gr. (Lpz. 1881); ders., Die Wettiner. Genealogie des Gesamthauses W. (ebd. 1897); Hofmeister, Das Haus W. (ebd. 1889).

Wettin, Stadt im Saalkreis des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, an der Saale, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halle a. S.), hat (1895) 2807 evang. E., Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Schiffbrücke, zwei Kirchen, Stammschloß der sächs. Fürsten, Vorschußverein; Cichorienfabrik, Mühle.

Wettrennen, allgemein übliche Bezeichnung für Pferderennen. Hauptzweck der W. ist neben dem rein sportlichen Interesse die Prüfung der Leistungsfähigkeit der Pferde, welche für die Hebung der Pferdezucht Bedingung ist, da man nur von Pferden, die auf ihre Leistung geprüft sind, eine leistungsfähige Nachzucht erwarten darf. Ein weiterer Nutzen besteht darin, daß die W. das Reiten im Gelände