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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wieseder Moor; Wiesel; Wieselburg; Wieseler; Wiesen

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Wieseder Moor - Wiesen

dienst und lebt seitdem in Potsdam. W. schrieb: «Deutsche Briefe über engl. Erziehung» (Berl. 1852; 3. Aufl., 2 Bde., 1877), «Verordnungen und Gesetze für die höhern Schulen in Preußen» (2 Abteil., ebd. 1867‒68; 3. Aufl. 1886‒88), «Das höhere Schulwesen in Preußen. Histor.-statist. Darstellung» (3 Tle., ebd. 1864‒74), «Pädagogische Ideale und Proteste» (ebd. 1881), «Lebenserinnerungen und Amtserfahrungen» (2 Bde., ebd. 1886); «Die Bildung des Willens» (4. Aufl., ebd. 1874), «Über den Mißbrauch der Sprache» (2. Aufl., ebd. 1884).

Wieseder Moor, s. Fehn- und Moorkolonien.

Wiesel (Mustela vulgaris Briss., s. Tafel: Marder II, Fig. 4, im Sommerkleid), ein kleines, ohne den 4 cm langen Schwanz nur 23 cm messendes Raubtier aus der Familie der marderartigen Raubtiere. Das W. ist in ganz Europa bekannt als eifriger Vertilger von Mäusen, Ratten und Maulwürfen, aber auch als unermüdlicher Verfolger von jungen Hasen, Kaninchen, Tauben und Hühnern, weshalb ihm eifrig nachgestellt wird. Am Tage sich versteckend, geht es des Nachts auf Raub aus. Sein zimmetbraunes, am Bauche weißes Fell ist von geringem Wert. Im Norden wird es während des Winters weiß mit braunen Flecken, aber ohne schwarze Schwanzspitze, wie das Hermelin. – Über das große W. s. Hermelin.

Wieselburg, ungar. Moson. 1) Komitat in Ungarn (s. Karte: Ungarn und Galizien sowie Nieder- und Oberösterreich), zwischen der Donau und dem Neusiedler See, grenzt im N. an Niederösterreich und das Komitat Preßburg, im O. an Raab, im S. an Ödenburg, im W. an den Neusiedler See und hat 2041,34 qkm und (1890) 85050 meist kath. deutsche E., darunter 8867 Evangelische und 2320 Israeliten. Hauptprodukte sind Weizen, Wein, Vieh, Fische und Salpeter. Das Komitat zerfällt in drei Stuhlbezirke, Hauptort ist Ungarisch-Altenburg. (S. Altenburg, Ungarisch-.) – 2) Groß-Gemeinde im Stuhlbezirk Ungarisch-Óvár des Komitats W., früher Hauptort des Komitats, an der Kleinen oder Wieselburger Donau und an der Linie Budapest-Bruck der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 1815 meist deutsche kath. E., darunter 89 Evangelische und 505 Israeliten; Zucker- und Stärkefabrik, Eisenindustrie, landwirtschaftliche Maschinenfabriken, Milchwirtschaft und Käserei, Viehzucht (Pferde und Schafe) und Getreidehandel.

Wieseler, Friedr. Jul. August, Archäolog, geb. 19. Okt. 1811 zu Altencelle (Hannover), studierte in Göttingen und Berlin und habilitierte sich 1839 zu Göttingen, wo er 1842 zum außerord. und 1854 zum ord. Professor ernannt wurde. Von 1842 bis 1889 war er auch Vorstand der archäol.-numismat. Sammlungen, seit 1847 Direktor des von ihm gegründeten archäol. Seminars, seit 1868 ordentliches Mitglied der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften. Er starb 3. Dez. 1892 in Göttingen. Die wertvollsten und umfangreichsten seiner zahlreichen Werke sind die neue Bearbeitung und Fortsetzung von K. O. Müllers (s. d.) «Denkmäler der alten Kunst» und seine «Theatergebäude und Denkmäler des Bühnenwesens bei den Griechen und Römern» (Gött. 1851).

Wieseler, Karl Georg, prot. Theolog, Bruder des vorigen, geb. 28. Febr. 1813 zu Altencelle (Hannover), studierte in Göttingen, wurde 1839 Privatdocent, 1843 außerord. Professor daselbst, 1851 ord. Professor in Kiel, 1863 in Greifswald, wo er, 1870 zum Konsistorialrat ernannt, 11. März 1883 starb. Der streng positiven Richtung angehörend, hat W. besonders auf dem Gebiete der neutestamentlichen Exegese durch seine chronol. Untersuchungen Wertvolles geleistet. Seine Hauptschriften sind: «Chronol. Synopse der vier Evangelien» (Hamb. 1843), «Chronologie des apostol. Zeitalters» (Gött. 1848), «Beiträge zur richtigen Würdigung der Evangelien und der evang. Geschichte» (Gotha 1869), «Geschichte des Bekenntnisstandes der luth. Kirche Pommerns» (Stett. 1870), «Die deutsche Nationalität der kleinasiat. Galater» (Gütersloh 1877), «Die Christenverfolgungen der Cäsaren» (ebd. 1878), «Zur Geschichte der neutestamentlichen Schrift und des Urchristentums» (Lpz. 1880), «Untersuchungen zur Geschichte und Religion der alten Germanen in Asien und Europa» (ebd. 1881).

Wiesen, bleibende, von Gräsern und Kräutern bestandene Futterflächen. Man unterscheidet künstliche und natürliche W. Die künstlichen W., die Hauptstütze der Stallfütterung sowie der Koppelwirtschaft (s. d.), sind mit Futter angesäte Äcker, die eine Zeit lang zur Weide oder zur Mahd liegen bleiben und dann wieder in den Turnus eintreten. Die eigentlichen oder natürlichen W. dagegen sind zur fortdauernden Erzeugung von gras- und kleeartigen Futterpflanzen bestimmt, und ihr Ertrag wird gewöhnlich zur Gewinnung von Heu und Grummet (Öhmd) benutzt. Man teilt die W. sehr verschieden ein. Der Landmann nennt sie nach der Qualität des Ertrags süße und sauere; nach der Mähbarkeit einschürige, zwei- und mehrschürige W., nach der Lage Höhe-, Berg- und Waldwiesen, oder Niederungs-, Thal-, Marsch-, Salz-, Fluß- und Bachwiesen; nach dem Feuchtigkeitsgehalt des Bodens trockne, nasse, quellige, Moor-, Sumpfwiesen. Zwei Hauptklassen der natürlichen W. lassen sich überall annehmen: 1) Naturwiesen, die sich von selbst besamt haben und ohne menschliche Zuthat ihren Ertrag bringen, und 2) Kunstwiesen, die durch Anlagen und Bewässerung zu gesteigerter Produktion gebracht werden.

Mit der Unterhaltung, der Anlage, Verbesserung, Bewässerung der W. überhaupt beschäftigt sich der Wiesenbau, der sich nach jenen beiden Klassen wiederum in natürlichen und in Kunstwiesenbau scheidet. Letzterer ist entweder Rieselwiesenbau, wenn das zur Bewässerung dienende Wasser infolge des Gefälles in steter Bewegung bleibt (Hangbau und Dachbau), oder Stauwiesenbau, wenn es die ganze Fläche der W. eine Zeit lang überdeckt. Ein neues System des Wiesenbaues hat seit 1860 Petersen zu Wittkiel in Holstein aufgestellt (daher Petersenscher Wiesenbau genannt), das wesentlich auf einer mit Drainierung verbundenen Bewässerung beruht. Die Drainröhren sind mit Ventilvorrichtungen versehen, so daß das darin sich ansammelnde Wasser nicht abgeleitet wird und man also von unten her den Wiesenpflanzen in trockner Zeit Wasser zuzuführen vermag. (S. auch Bewässerung und Tafel: Drainierung, Fig. 11.) Neu gebildet wird eine Wiese durch Ruhe und überlassen der Natur, oder durch Umbruch und Ansaat, oder durch Auflegen einer anderswo abgehobenen Grasnarbe (s. Impfung [der Wiesen]). Die Unterhaltungsarbeiten sind: Reinigen und Instandhalten der Gräben, Verteilen oder Abführen der Erde und des Schlamms; Einebnen der Ameisenhaufen, der Maulwurfshügel u. s. w., am besten mit dem Wiesenhobel, einem schneidigen Schlitten mit einer