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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Windschnapper – Windthorst

Zahl der auf denselben angewiesenen Mannschaften, welche mit dem Kopf am Schirme, mit den Füßen nach der Mitte zusammen möglichst eng aneinander liegen. In der Mitte der größern, etwa für 80‒100 Mann berechneten W. wird meist eine Anschüttung für ein Biwakfeuer mit umlaufendem Sitzgraben hergestellt. Die W. in der deutschen Armee werden durch die Zelte (s. d.) überflüssig.

Windschnapper, s. Koppen.

Windsegel, s. Windsack.

Windsheim, Stadt im Bezirksamt Uffenheim des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, links an der Aisch, in 326 m Höhe auf einem Hügel, an der Linie Neustadt an der Aisch-W. (15,3 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Fürth), Landbau- und Rentamtes, hat (1895) 3472 E., darunter 114 Katholiken und 126 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, evang. Kirche, schönes Rathaus, Progymnasium, höhere Mädchenschule, Bibliothek mit über 6000 Bänden, ein Archiv, dessen Urkunden bis 1400 zurückgehen, Heim für bayr. Pfarrerstöchter, Hospital, Spar- und Darlehnskassen, Kreditverein; Maschinenfabriken, Gipsbrüche und Gipsfabriken und Brauereien.

Windskalen, Skalen der Windstärke, nach denen die meteorolog. Stationen, die keine Windmeßapparate besitzen, die Windstärke schätzen. Unter der großen Zahl solcher W. sind zwei zu nennen. Die älteste, Mannheimer Windskala, unterscheidet 5 Stufen: 0 = still, 1 = mäßig, 2 = stark, 3 = sehr stark, 4 = Sturm. Gegenwärtig allgemein eingeführt ist die Beaufortskala mit 13 Stärkegraden. Im telegr. Verkehr unterscheidet man 10 Stärkegrade: 0 = still, 1 = leiser Zug, 2 = leichter, 3 = schwacher, 4 = mäßiger, 5 = frischer, 6 = starker, 7 = steifer, 8 = stürmischer Wind, 9 = Sturm. Zu ihrer Wirkung auf belaubte Bäume kann man diese Stärkegrade etwa so charakterisieren, daß bei 4 sich Blätter, bei 6 Zweige, bei 8 große Zweige und schwache Stämme, bei 9 starke Bäume bewegen. Diese Bezeichnungsweise entspricht annähernd der Beaufortskala und steht auch mit der alten Mannheimer Skala in guter Beziehung. Die Beziehung zwischen den Beaufortgraden und Geschwindigkeit wie Druck des Windes (nach Scott) ist:

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Stärkegrad Geschwindigkeit Winddruck

Meter in der Sekunde Kilogramm auf d. Quadratmeter

0 1 0

1 4 2

2 6 4

3 8 8

4 10 12

5 13 19

6 15 27

7 18 40

8 21 56

9 25 76

10 29 103

11 34 137

12 40 195

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Windsor (spr. winns’r), New-Windsor, Stadt in der engl. Grafschaft Berkshire, 34 km von London, am südl. Ufer der Themse, Eton (s. d.) gegenüber, mit 12327 E., schönem Rathaus, Pfarrkirche und Garnisonkirche. Wilhelm der Eroberer erbaute hier ein Schloß; Eduard Ⅲ., der hier geboren wurde, baute es nach einem Plane Williams of Wykeham aus. Auch Karl Ⅱ. und Georg Ⅳ. thaten viel für die Verschönerung und innere Ausschmückung, die unter der Königin Victoria zum Abschluß kam. Der Bau enthält zwei Haupthöfe, die durch den sog. runden Turm getrennt sind. An der Ostseite liegen die Zimmer der Königin mit kostbaren Sammlungen aller Art. Der untere Hof ist wegen der spätgot. St. Georgenkapelle merkwürdig, mit der Ordenskapelle der Hosenbandritter. Darunter die Grabgewölbe der Königsfamilie, mit Marmor und Mosaiken auf das kostbarste ausgestattet. Der merkwürdigste unter den Sälen ist die 60 m lange St. Georgshalle, der Bankettsaal, verziert mit den Bildnissen der brit. Monarchen von Jakob Ⅰ. bis Georg Ⅳ. Das Ganze ist von einem schönen Park umgeben. Der schönste Punkt ist die Terrasse, die sich längs der östl. und eines Teils der nördl. Seite 570 m lang erstreckt. Außerdem ist in dem Kleinen Park der königl. Landsitz Frogmore Lodge mit dem Mausoleum des Prinzen Albert. Der Große Park im Süden von W. bedeckt 720 ha. – Vgl. Menzies, History of W. (Lond. 1864).

Windsor (spr. winns’r). 1) Stadt in der canad. Provinz Ontario, am St. Clair oder Detroitfluß, der Stadt Detroit in Michigan gegenüber, Endpunkt von vier Bahnlinien, in obstreicher Gegend, hat (1891) 10322 E. und viele Villen. Dampffähren gehen zum andern Ufer. – 2) Stadt in der canad. Provinz Neuschottland, an einer Bucht der Fundybai und an der Bahnlinie Halifax-Yarmouth, hat Gipsausfuhr und 2838 E. Bei der Stadt liegt King’s College.

Windsorpuffbohne, s. Bohne.

Windspiel, italienischer Windhund (s. Tafel: Hunderassen, Fig. 21), aus dem Süden stammende, äußerst empfindliche Hunderasse, Zwergform des glatthaarigen Windhundes (s. d.). Der Kopf ist flach mit spitz zulaufender Schnauze, der Hals ziemlich lang und dünn, die Brust schmal, die Rute sehr dünn und herabhängend mit leicht aufwärts gebogener Spitze. Die Farbe ist verschieden.

Windsprossen, Teil der Windräder (s. Windmotoren).

Windstärke, s. Wind.

Windstau, das durch Winde, die längere Zeit in gleicher Richtung geweht haben, in einem Meeresteil aufgestaute, d. h. in seinem Stand erhöhte Wasser. Hoher W. wird Sturmflut (s. d.) genannt. An Küsten mit Ebbe und Flut wirkt der W. zuweilen beschleunigend oder verzögernd auf den Wechsel der Gezeiten (s. d.) ein. Auch in Flußmündungen macht sich der W. geltend: er erhöht den Wasserstand z. B. in der Elbe, wenn mehrere Tage in der südöstl. Nordsee heftige nordwestl. Winde wehen.

Windstillen, s. Kalmen.

Windsucht, Windkolik, s. Blähungen.

Windthorst, Ort in Bosnien, s. Banjaluka.

Windthorst, Ludwig, Staatsmann, geb. 17. Jan. 1812 zu Kaldenhof, Kirchspiel Ostercappeln im Osnabrückischen, wo sein Vater Advokat war, studierte in Göttingen und Heidelberg die Rechte und ließ sich dann als Anwalt in Osnabrück nieder, wurde ritterschaftlicher Syndikus, Assessor im Pupillenkollegium und vorsitzender Rat im kath. Konsistorium zu Osnabrück, 1848 Oberappellationsrat in Celle, 1849 Mitglied der hannov. Zweiten Kammer, in welcher er seinen bisherigen Gegner, den Minister Stüve, in dessen partikularistischen Bestrebungen unterstützte. Nachdem er seit Anfang 1851 als Führer der ministeriellen Partei zum Präsidenten der Zweiten Kammer ernannt worden war, trat er 22. Nov. 1851 in das Ministerium Schele. Als Minister setzte W. die Errichtung eines Bischofssitzes in Osnabrück und die Berufung kath. Personen in die Umgebung des hannov. Hofs durch. Nach seinem Austritt aus dem Ministerium 1853 beschäftigte er sich