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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Witzel; Witzenhausen; Witzleben; Wiuga

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Witzel - Wiuga.

zittert jeder Ochs, so oft eine neue Wahrheit entdeckt wird« hat sich Börne angeeignet. Der W. ist Sachwitz, wenn die Ähnlichkeit (wie oben) im Gedanken, Wortwitz (Calembourg, Kalauer), wenn sie bloß in den Worten liegt (Wortspiel). Ein solcher ist die bekannte Antwort einer Napoleonfeindin auf die Bemerkung, daß alle Corsen nichts taugten: Nicht alle, aber »buona parte« (ein guter Teil davon). Wer gute Witze zu machen versteht, heißt ein witziger Kopf, wer darauf ausgeht, ein Witzkopf, wer auch erzwungene Ähnlichkeiten nicht scheut, ein Witzbold, wer um jeden Preis Lachen erregen will, ein Witz- oder Possenreißer. W. und Scharfsinn, die beide auf der Einsicht in den Inhalt des Vorgestellten beruhen, sind beide Verstandessache, jener des kombinierenden, dieser des sondernden; der W. kann komisch, aber muß nicht eben gutmütig sein (boshafter W.). Durch die Absicht, zu verletzen, wird er zum Pasquill. Vgl. Löwenstein, W. und Humor, Theorie und Praxis (Stuttg. 1877); K. Fischer, Über den W. (2. Aufl., Leipz. 1889).

Witzel, Georg, Theolog, s. Wicel.

Witzenhausen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, am Einfluß der Gelster in die Werra und an der Linie Halle-Münden der Preußischen Staatsbahn, 131 m ü. M., hat eine alte evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Papier-, Roßhaar-, Kautabaks- und Zigarrenfabrikation, Gerberei, Färberei, Ziegelbrennerei, Wein- und bedeutenden Obstbau und (1885) 3132 Einw. In der reizenden Umgegend der Johannisberg mit Anlagen. Ursprünglich mainzisch, kam W. im 13. Jahrh. an Hessen.

Witzleben, 1) Karl August Friedrich von, unter dem Schriftstellernamen A. von Tromlitz bekannt, geb. 27. März 1773 auf dem väterlichen Gut zu Tromlitz in Thüringen, diente während der Revolutions- und der Napoleonischen Epoche in der preußischen Armee, dann im Kontingent des Großherzogs von Berg, nahm an den Rheinfeldzügen, an der Schlacht bei Jena und den spanischen Feldzügen teil, trat 1813 in russische Dienste und kommandierte zuletzt die hanseatische Legion als Oberst. Nach dem Frieden von Paris lebte er als Landwirt zu Beuchlitz in der Gegend von Halle, siedelte 1821 nach Berlin, 1826 nach Dresden über, wo er 9. Juli 1839 starb. In der zweiten Hälfte seines Lebens machte er sich als historischer Novellist, freilich der leichtesten und äußerlichsten Art, der selten mehr als eine alltägliche Liebesgeschichte mit angeblich historischem Hintergrund zu geben hatte, beim Publikum beliebt. Seine meist in der Dresdener »Abendzeitung« und dem Taschenbuch »Vielliebchen« veröffentlichten Erzählungen erschienen als »Sämtliche Schriften« in drei Sammlungen (Dresd. 1829-43, 108 Bde.; 5. Aufl., Leipz. 1867, 20 Bde.).

2) Job Wilhelm Karl Ernst von, preuß. Kriegsminister, geb. 20. Juli 1783 zu Halberstadt, trat 1799 als Fähnrich bei der Leibgarde ein, erhielt 1802 das Offizierspatent, rückte 1806 mit den Garden ins Feld, geriet bei der Kapitulation von Erfurt in Kriegsgefangenschaft, ward 1807 ausgewechselt, im Dezember 1808 Stabskapitän in dem neu errichteten Gardejägerbataillon, 1812 Major und nahm an den Freiheitskriegen mit Auszeichnung teil. 1815 wurde er dem Generalstab Blüchers beigegeben und dann als Oberst und Chef des Generalstabs zum norddeutschen Bundeskorps versetzt, bei welchem er die Belagerungen von Sedan, Mézières und Montmédy leitete, bis ihm die Ziviladministration des Departements der Ardennen übertragen wurde. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland vollendete er in Berlin die ihm übertragene Organisation der Jäger und Schützen. 1817 erhielt er die einflußreiche Stelle als Vorstand des Militärkabinetts, rückte 1818 zum Generalmajor und Generaladjutanten des Königs auf und wurde endlich 1831 zum Generalleutnant sowie 1833 zum wirklichen Staats- und Kriegsminister erhoben. Seine zerrüttete Gesundheit zwang ihn jedoch schon 1835, um die einstweilige Entbindung von seinen Geschäften nachzusuchen. Er starb 9. Juli 1837. Die Armee verdankt ihm unter anderm die Erhöhung des Pensionsfonds, die Errichtung der Unteroffizierschulen, die Gründung der Kadettenhäuser in Schlesien und am Rhein, vor allem aber die innigere Verschmelzung des Linienmilitärs mit der Landwehr. Vgl. v. Minutoli, Der Graf Haugwitz und Job v. W. (Berl. 1844).

3) August Ferdinand von, Militärschriftsteller, Sohn von W. 1), geb. 9. Aug. 1800 zu Osnabrück, trat 1813 in die hanseatische Legion, 1815 in hannöversche und, nachdem er in Halle studiert, 1827 in preußische Dienste, kam 1830 in den Generalstab, wurde 1848 Chef des Generalstabs des 3. Armeekorps, 1. Jan. 1849 Führer der mecklenburg-schwerinischen Truppen, focht mit diesen in Baden, ward 1850 Generalmajor, 1858 Generalleutnant und, in preußische Dienste zurücktretend, Kommandeur der 12. Division, starb jedoch schon 4. Okt. 1859 in Goslar. Er schrieb: »Der russisch-türkische Feldzug 1828« (Magdeb. 1829); »Der russisch-türkische Feldzug 1829« (das. 1831, 2 Bde.); »Geschichtlich-geographische Entwickelung des Zuwachses und der Abnahme des polnischen Reichs« (Berl. 1831) und »Geschichte Polens« (Halberst. 1831). Ferner entwarf er Karten, 1829 der Türkei, 1830 von Preußen, 1833 und 1834 von den Kreisen der Provinzen Brandenburg, Sachsen und Preußen in 1:200,000 und 1833 die »Karte von Westdeutschland, Nordostfrankreich, Südholland und Belgien« (16 Blatt in 1:1,400,000). Seine letzte Arbeit war: »Die taktische Ausbildung des Infanteristen« (Berl. 1856).

4) Gebhard August von, Militärschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 27. Dez. 1808 zu Düsseldorf, ward 1827 Offizier, 1838-40 zum topographischen Büreau kommandiert und nahm 1848 am Straßenkampf in Berlin und als Hauptmann an der Schlacht bei Schleswig teil. 1853 zum Major befördert, ging er als Kommandeur des koburg-gothaischen Regiments nach Gotha und schloß hier 1861 die Militärkonvention mit Preußen. Zum Kommandeur des 1. westfälischen Infanterieregiments Nr. 13 ernannt, focht er 1864 bei Düppel und Alsen. 1865 Generalmajor, wurde er 1866 Kommandant von Kolberg, erhielt 1868 den Abschied als Generalleutnant, übernahm 1873 die Redaktion des »Militärwochenblatts« und starb 7. Mai 1880. Von seinen mannigfachen Schriften sind insbesondere zu erwähnen: »Heerwesen und Infanteriedienst« (Berl. 1845, 15. Aufl. 1880; franz. Übersetzung, Nancy 1872); »Aus alten Parolebüchern« (Berl. 1851); »Deutschlands Militärlitteratur im letzten Jahrzehnt« (das. 1850); »Arthur, Herzog von Wellington« (1853); »Der Wasunger Krieg« (Gotha 1854); »Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Koburg« (Berl. 1859, 3 Bde. mit Atlas); »Des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau Jugend- und Lehrjahre« (das. 1881 u. 1889, Beiheft zum »Militärwochenblatt«).

Wiuga, kalte Nord- und Nordoststürme, welche von Schneegestöber begleitet, mehrmals im Jahr die russischen Steppen heimsuchen. Sie sind weniger