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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wocheinit - Wodena.

übrigen Tage der W. als segunda feira, terça feira etc. zu bezeichnen, und schlossen sich bloß beim letzten Tag der allgemein gewordenen Sitte an, ihm den jüdischen Namen Sabbat beizulegen. Mit dem Christentum ist dann die siebentägige W. weiter verbreitet worden, während sie durch die Araber bei allen Bekennern des Islam und selbst bei vielen Negerstämmen des innern Afrika Eingang fand. Der Revolutionskalender der Franzosen ersetzte sie durch Dekaden (vgl. Dekade). Die in der Bibel vorkommenden Jahreswochen sind Jahrsiebente, die nur der hebräischen prophetischen Poesie angehören, und ebensolche Jahrsiebente sind die annorum hebdomadae einiger römischer Schriftsteller.

Wocheinit, s. Bauxit.

Wochenbett (Kindbett, Puerperium), der Zeitraum von der völligen Ausstoßung der Frucht und der Nachgeburt bis zur Rückkehr (Involution) des Organismus aus dem Zustand, in welchen ihn die Schwangerschaft versetzt hatte, zu seinem frühern. Dieser im allgemeinen auf sechs Wochen sich erstreckende Rückbildungsprozeß geht zunächst in den Geburtsorganen und zwar hauptsächlich in der Gebärmutter, der Scheide und den äußern Genitalien vor sich, gibt sich jedoch auch, obwohl minder bestimmt, im Gesamtorganismus zu erkennen. Die Zurückführung der durch die Schwangerschaft veränderten Größe und Struktur der Gebärmutter zur Norm wird zum Teil durch den Wochenbettfluß (Lochien) vermittelt. Im Gesamtorganismus gibt sich die Tendenz zur Rückkehr in den frühern Zustand zunächst durch eine veränderte Säfteströmung kund. Von den Anstrengungen der Geburt ermattet, verfällt die Entbundene in der Regel in einen Schlaf, aus dem sie, wenn nicht die Geburt ihre Kraft in einem ungewöhnlichen Grad erschöpft hat, bald gestärkt und erquickt erwacht. Infolge der nun wieder erhöhten Hautthätigkeit bricht ein reichlicher Schweiß aus, der für den günstigen Verlauf des Wochenbetts von größter Wichtigkeit ist. Das Nahrungsbedürfnis ist in den ersten Tagen des Wochenbetts nur gering, der Stuhl träge; allmählich jedoch wird der Appetit reger und auch der Stuhlgang regelmäßig. Gleichzeitig regelt sich die Funktion des Nervensystems, das während der Schwangerschaft mannigfach gestört war. Von größter Wichtigkeit für den durch das W. bedingten Rückbildungsprozeß ist die Milchsekretion. - Die dem W. wesentlich angehörenden Krankheiten sind auf Störungen im Rückbildungsprozeß des Uterus begründet und verraten sich zunächst durch eine vollständige Unterdrückung oder eine andre Anomalie der Wochensekretionen: des Schweißes, der Lochien oder der Milch. Diese Anomalien des Rückbildungsprozesses bedingen im Verein mit dem Zustand, in welchem der Organismus sich nach der Geburt befindet, den Charakter der Wochenbettkrankheiten. Die neuesten Erfahrungen lassen keinen Zweifel darüber, daß die ganze Fülle dieser letztern als Wundkrankheiten anzusehen ist, welche auf Entwickelung kleinster Organismen (Bakterien) in den Geburtswegen, auf deren Verbreitung durch die Blutbahn und der durch sie bedingten Blutzersetzung zu beziehen sind. Daher ist die peinlichste Reinhaltung aller Personen und Gegenstände, welche mit der Wöchnerin in Berührung kommen, die Lüftung der Wochenstube erstes und unbedingtes Erfordernis (s. Kindbettfieber). Außer diesen fieberhaften Erkrankungen gehören hierher Blutflüsse aus den Geburtsteilen, die Lagenveränderungen des Uterus und der Scheide, die namentlich späterhin die Quelle langwieriger Leiden werden können, Affektionen der Harnorgane, mechanische oder sympathische Leiden des Mastdarms, Lähmung desselben, Entzündung mit ihren Folgen, Unregelmäßigkeit in der Stuhlausleerung und endlich die weiße Schenkelgeschwulst, insofern bei letzterer wenigstens in der Mehrzahl der Fälle die krankhaften Veränderungen sich ins Becken erstrecken. Häufig beobachtet man auch im W. Neuralgien in den Genitalien oder ihnen benachbarten Teilen, und endlich können sich sowohl im Verdauungsapparat als in den Organen der Brust-, Hirn- und Rückenmarkshöhle primär und sekundär gefahrvolle Zustände entwickeln. Aus diesem Grund ist eine ärztliche Überwachung des Wochenbetts dringend erforderlich. Vgl. Credé, Gesunde u. kranke Wöchnerinnen (Leipz. 1886).

Wochenbettfluß, s. Lochien.

Wochenbettkosten, s. Schwängerungsklage.

Wochenfest (hebr. Chag haschabuoth), das Sommerfest der Israeliten, ursprünglich als Dankfest für die vollendete Ernte am 6. u. 7. Siwan, 50 Tage nach dem Passah (s. d.), gefeiert als Chag hakkagir (Erntefest); auch Tag der Erstlinge (Jôm habbikurim) genannt, weil man an diesem Tag ein Mehlopfer von dem neugeernteten Getreide in den Tempel brachte und mit dem Darbringen der Erstlingsfrüchte begann. Die Tradition verknüpft mit diesem Feste den Gedanken einer geistigen Ernte und bestimmt es als Erinnerung an die einst um diese Zeit stattgefundene Gesetzgebung auf Sinai, woher das Fest in den israelitischen Gebeten »s'man mattar torossenu« (Zeit unsrer Gesetzgebung) heißt.

Wochenmarkt, s. Markt.

Wochenreinigung, s. Lochien.

Wöchner, s. Hebdomadarius. ^[richtig: Hebdomas.]

Wöchnerin, s. Wochenbett.

Wodan (Wuotan, Gwodan), der Sturm- und Gewittergott der alten Deutschen, dem nordischen Odin (s. d.) entsprechend, lebt in den verschiedensten Teilen Deutschlands noch in Sage und Gebrauch, wenngleich unverstanden, fort. Namentlich tritt er noch geradezu mit dem Namen Wode in Mecklenburg und den angrenzenden Landschaften auf, und zwar in den Sagen meist hoch zu Roß (auf dem Donnerroß, dem nordischen Sleipnir) als Sturm- und Gewittergott, in den Gebräuchen als Erntegott (auch hier wird sein »Pferd« noch erwähnt, indem man ihm »für sein Pferd« einen Büschel Roggen stehen läßt, s. Ernte, S. 810) und als Gott, der zur Zeit der Wintersonnenwende oder den Zwölften (s. d.) verehrt wurde. In andern Teilen Deutschlands haben sich die betreffenden Sagen zum Teil an alten Beinamen des Gottes erhalten oder sind im Lauf der Zeit auf historische Personen übertragen worden (vgl. Hackelberg). In süddeutschen Sagen erscheint W. noch öfter (gleichfalls wie Odin) mit dem »bergenden« Schlapphut oder Mantel, ursprünglich der hüllenden Wolke (s. Tarnkappe).

Wodanstag (althochdeutsch Wuotanes tac), s. v. w. Mittwoch (s. d.).

Wodehouse (spr. uohd-haus'), John, s. Kimberley, Graf von.

Wodena (Bodena), Stadt im türk. Wilajet Saloniki, auf der Grenze des griechischen und bulgarischen Sprachgebiets, reizend am Fuß und auf dem Gipfel eines Felsens gelegen, über welchen ein rechter Zufluß des Mavroneri (Karasmak) sich herabstürzt, Sitz eines griechischen Erzbischofs, hat viele Kirchen und Moscheen, Wein- und Gartenbau, Handel mit Paprika und Früchten und ca. 15,000 Einw. W. ist das alte Edessa (s. Edessa 2).