Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

761

Wüllner - Wunde.

und dicht bewohnt von Negern des Mandinkastamms. Die Haupterzeugnisse bestehen in vortrefflichen Erdnüssen. Baumwolle, Tabak, Gemüse. Die Einwohner teilen sich in Mohammedaner (Buschrir) und Heiden (Sanaki); zu letztern gehört die Familie des Königs (Mansa). Südlich von den Ruinen der alten Hauptstadt Medina die französischen Faktoreien Fattatenda und Yarbutenda.

Wüllner, 1) Franz, Komponist, geb. 28. Jan. 1832 zu Münster in Westfalen, besuchte das Gymnasium daselbst, wo er zugleich Unterricht im Klavierspiel und in der Kompositionslehre genoß, und ging 1848 nach Frankfurt a. M., um seine musikalischen Studien bei A. Schindler und F. Keßler fortzusetzen. Ein halbjähriger Aufenthalt in Berlin brachte ihn mit Rungenhagen, Grell und Dehn, ein späterer in Brüssel mit Fétis und Kufferath in nähern Verkehr. Seit 1854 in München wohnhaft, wurde er hier 1856 als Lehrer für Klavierspiel am Konservatorium angestellt, ging zwei Jahre später als städtischer Musikdirektor nach Aachen, kehrte aber 1865 als Kapellmeister der königlichen Vokalkapelle nach München zurück, wo er 1867 auch Leiter der Chorgesangklassen an der königlichen Musikschule wurde und 1868 die Konzerte der Vokalkapelle zur Pflege des a cappella-Gesangs gründete. Nach dem Abgang H. v. Bülows trat er 1869 an dessen Platz als Hofkapellmeister und entfaltete auch in dieser Stellung, mit der er noch die eines Dirigenten der Konzerte der musikalischen Akademie vereinte, eine verdienstliche Thätigkeit, der zufolge er im Herbst 1870 zum ersten Hofkapellmeister sowie zum Professor und Inspektor der königlichen Musikschule ernannt wurde. 1877 folgte W. einem Ruf als königlicher Kapellmeister und artistischer Direktor des Konservatoriums nach Dresden, von wo er 1884 als Direktor des Konservatoriums und städtischer Kapellmeister nach Köln berufen wurde. W. besitzt neben gründlichster musikalischer Bildung noch ein seltenes administratives Talent, vermöge dessen er das Dresdener Konservatorium in kurzer Zeit zu einer der besten musikalischen Lehranstalten Deutschlands machte. Besonders ist er Autorität im Gesangsfach; seine »Chorgesangschule« (Münch. 1876-77) gehört zu den besten Studienwerken der Neuzeit. Als Komponist hat sich W. mit Klavierstücken, Sonaten, Liedern sowie mit größern kirchlichen und weltlichen Werken für gemischten wie für Männerchor in den weitesten Kreisen vorteilhaft bekannt gemacht. Seine Kantate »Heinrich der Finkler« (für Männerchor, Soli und Orchester) erhielt 1864 bei dem Preisausschreiben der Aachener Liedertafel den Preis.

2) Adolf, Physiker, geb. 18. Juni 1835 zu Düsseldorf, studierte in Bonn, München und Berlin Physik, habilitierte sich als Privatdozent zu Marburg, ging 1862 als Direktor der Provinzialgewerbeschule nach Aachen, übernahm 1865 die Lehrstelle für Physik an der landwirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf und erhielt 1867 daneben eine außerordentliche Professur an der Universität zu Bonn. Von dort wurde er 1869 an die technische Hochschule zu Aachen als Professor der Physik berufen. Wüllners erste Arbeiten beschäftigten sich mit der Spannung der Dämpfe von Salzlösungen und von Flüssigkeitsgemischen, spätere mit den spezifischen Wärmen der allotropen Modifikationen mehrerer Körper, den spezifischen Wärmen der Flüssigkeiten und Gase. Letztere dienten gleichzeitig dazu, die aus der dynamischen Gastheorie sich ergebenden Werte für die Wärmeleitung der Gase mit den experimentell gefundenen Werten zu vergleichen. Er untersuchte auch die Beziehung der Brechung des Lichts zur Dichtigkeit der Körper, dann aber vorzugsweise die Spektren der Gase. Wüllners elektrische Arbeiten beschäftigen sich hauptsächlich mit der Influenz auf nichtleitende Körper; er zeigte, daß wir in der That genötigt sind, für die festen Körper die Anschauungen Faradays über die diëlektrische Polarisation anzunehmen. Er schrieb: »Lehrbuch der Experimentalphysik« (4. Aufl. 1882-86, 4 Bde.); »Einleitung in die Dioptrik des Auges« (Leipz. 1866); »Kompendium der Physik« (das. 1879, 2 Bde.).

Wulst, in der Baukunst, s. Viertelstab.

Wulstmaschine, eine Blechbearbeitungsmaschine, welche wulstartige Erhöhungen in das Blech drückt.

Wülzburg, ehemalige Bergfestung im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, zum Gemeindebezirk der Stadt Weißenburg am Sand gehörig, 628 m ü. M. auf einem steilen Berg. Hier gründete Pippin der Kleine 764 eine Kapelle, Karl d. Gr. ein Benediktinerkloster, das 1537 säkularisiert und 1588 durch einen Markgrafen von Ansbach in eine Festung umgewandelt ward, die nach der bayrischen Besitznahme (1810) noch verstärkt, 1867 aber aufgehoben wurde.

Wümme, Fluß in der preuß. Provinz Hannover, entspringt nordöstlich von Heber im höchsten Teil der Lüneburger Heide, nimmt links die Veerse und Wiedau und rechts die Worpe auf, fließt durch weite Moorgegenden, vereinigt sich bei Ritterhude auf der Grenze gegen Bremen mit der Hamme, führt fortan den Namen Lesum und mündet als solche bei Vegesack rechts in die Weser. Die W. ist 13, die Hamme 30 und die Lesum 9 km schiffbar, letztere von der Lesumbrücke bei Burgdamm ab auch für kleine Seeschiffe. Zwischen W. und Hamme gibt es zahlreiche Moorkolonien mit vielen Kanälen. Mit der Oste (s. d.) steht die Hamme durch den 16 km langen Oste-Hammekanal in schiffbarer Verbindung.

Wundarzneikunst, s. v. w. Chirurgie.

Wundbehandlung, s. Wunde.

Wundbrand, s. v. w. Hospitalbrand.

Wunddiphterie, s. v. w. Hospitalbrand.

Wunddouche, s. v. w. Irrigator.

Wunde (Vulnus), jede mechanische Trennung organischer Teile. Man unterscheidet nach der Art der verletzenden Gewalt Schnitt-, Hieb-, Stich-, gequetschte, gerissene Wunden, Schuß- und Bißwunden. Am gefährlichsten sind Wunden, welche in die großen Körperhöhlen (Kopf-, Brust- und Bauchhöhle) dringen, weil in diesen die lebenswichtigsten Organe liegen, ferner solche, welche die großen Blutgefäße oder Nerven treffen, sowie auch die Splitterwunden der Knochen. Die Ausdehnung einer W. ist nicht maßgebend für die Beurteilung ihrer Gefährlichkeit, z. B. ist eine ausgedehnte flache Hautwunde relativ ungefährlich gegenüber einer kleinen Stichwunde, welche möglicherweise weit in die Tiefe reicht. Gefährlich sind ferner Wunden bei alten, kachektischen, mit Syphilis, Skrofeln, Skorbut behafteten Personen, da bei diesen die Heilung meist eine sehr langwierige ist, während junge, kräftige Individuen die Wunden leichter ausheilen. Die Merkmale einer W. sind in allen Fällen: Schmerzen, Blutung und Klaffen der Wundränder. Die Schmerzen entstehen durch die Durchtrennung der sensibeln Nerven und sind um so größer, je mehr die W. und damit auch die Nerven gequetscht und gerissen sind, während sie bei glatten Schnittwunden viel geringer sind. Bei hochgradiger psychischer Erregung, z. B. Kampfeswut in der Schlacht oder in einer Schlägerei,