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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wycherley; Wyck; Wycliff; Wycombe; Wydenbrugk; Wye; Wygofero; Wyk; Wylich und Lottum; Wynants

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Wycherley - Wynants.

Entwerfung eines neuen Gesetzbuches unterstützte. Während des Aufstandes unter Kosciuszko 1794 befand er sich an Dombrowskis Seite in Großpolen. Nach der Erstürmung von Praga ging er nach Frankreich, dann zurück nach Preußen und lebte, nachdem seine Güter konfisziert worden waren, zurückgezogen in Breslau, bis Napoleon I. nach dem Sieg bei Jena Dombrowski und ihn zu sich nach Berlin beschied und beide mit der ersten Organisation eines polnischen Heers und einer polnischen Verwaltung beauftragte. W. entfaltete nun in Polen eine so große Thätigkeit, daß er nach Errichtung des Herzogtums Warschau vom König von Sachsen zum Senator-Woiwoden ernannt wurde. Kaiser Alexander bestätigte W. in seiner Würde und erhob ihn zum Präsidenten des Warschauer Obertribunals. Er starb 1822. Unter seinen Schriften sind die vom Grafen Raczynski herausgegebenen »Pamietniki« (Pos. 1840, 3 Bde.) zu nennen.

Wycherley (spr. uittscherli), William, engl. Lustspieldichter, geb. 1640 in Shropshire, verlebte einen Teil seiner Jugend in Frankreich, studierte dann die Jurisprudenz, wandte sich aber bald völlig der Lustspieldichtung zu. Durch die Herzogin von Cleveland erhielt er eine Anstellung an dem liederlichen Hof Karls II., wo er vollständig in seinem Element war. Sein Leben ist voller Frivolität und Thorheit. Er starb 1715. Seine Lustspiele sind treue Spiegelbilder seiner Person und seiner Zeit; das erste war »Love in a wood« (1672), die bedeutendsten: »The country-wife« (1675) und »The plain-dealer« (1677). W. versteht sich auf scharfe Charakterzeichnung, doch entbehren seine Stücke oft der Wahrscheinlichkeit und leiden an Mangel der Motivierung. Seine Dramen wurden mit denen Congreves, Farquhars und Vanbrughs von L. Hunt (Lond. 1849) herausgegeben. Vgl. Klette, W. Wycherleys Leben und dramatische Werke (Münster 1883).

Wyck, Flecken in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Tondern, Hauptort der Insel Föhr, hat eine evang. Kirche, eine Kinderheilanstalt, ein Amtsgericht, Schiffahrt, ein Seebad (ca. 2000 Badegäste) und (1883) 1060 Einw.

Wyck (Wijck, spr. weik), Thomas, niederländ. Maler, geboren um 1616 zu Beverwyck, bildete sich in Haarlem, besuchte Italien und malte anfangs italienische Straßen-, Strand- und Hafenbilder mit Figuren in der Art des P. van Laar und später, nach seiner Rückkehr in die Heimat, Interieurs mit Figuren von Gelehrten und Alchimisten und Familienszenen im Anschluß an Ostade, Molenaer u. a. Bilder von ihm befinden sich in den Galerien zu Wien, München, Kassel, Braunschweig, Dresden, Schwerin, Amsterdam, St. Petersburg u. a. O. Er hat auch einige Blätter radiert, die sehr gesucht sind. W. starb 1677 in Haarlem.

Wycliff, John, Reformator, s. Wiclif.

Wycombe (spr. ueikohm, Chipping-W., auch High-W.), Stadt in Buckinghamshire (England), 19 km nordwestlich von Windsor, reizend am nördlichen Abhang der Chilternhügel gelegen, hat die schönste Kirche der Grafschaft, liefert Holzstühle, Papier und Pergament und zählt (1881) 10,618 Einw. 3 km nördlich davon Hughenden, ehemaliger Landsitz des Grafen von Beaconsfield (Disraeli), der dort begraben liegt.

Wydenbrugk, Oskar, Freiherr von, deutscher Staatsmann, geb. 1815 zu Aschhausen in Thüringen, studierte, durch einen Unglücksfall in seiner Jugend, der sein Rückgrat krümmte, im Wachstum gehemmt, in Jena, Heidelberg und Berlin die Rechte, ward 1841 Amtsadvokat in Eisenach, 1847 Mitglied des weimarischen Landtags, wo er sich durch seine Rednergabe zum Führer der liberalen Opposition aufschwang, im März 1848 weimarischer Staatsrat und Chef des Justiz- und Kultusdepartements, dann Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, wo er der Partei des Württemberger Hofs angehörte und besonders an den Verhandlungen über die auswärtige Politik sich beteiligte. 1854 aus dem weimarischen Staatsdienst ausgeschieden, zog er sich nach Tegernsee zurück, lebte seit 1859 in München, trat 1862 an die Spitze der großdeutschen Partei, nahm seit 1863 lebhaften Anteil an der schleswig-holsteinischen Frage und siedelte 1864 als Bevollmächtigter des Erbprinzen Friedrich von Augustenburg nach Wien über, erwarb 1867 den Landsitz Schöffau bei Oberaudorf in Oberbayern und starb daselbst 9. Juni 1876. Er schrieb: »Die Umbildung des Feudalstaats in den modernen Staat an dem Beispiel Frankreichs« (Münch. 1862); »Die deutsche Nation und das Kaiserreich« (das. 1862); »Reichstag oder Parlament« (Jena 1863).

Wye (spr. uei), Fluß im engl. Fürstentum Wales, entspringt am Plynlimmon, fließt an Hay, Hereford, Roß und Monmouth vorbei und ergießt sich nach einem Laufe von 217 km bei Chepstow in den Severn. Bis Monmouth ist er schiffbar. Sein unteres Thal (mit der berühmten Ruine der Tintern Abbey) ist seiner malerischen Schönheiten halber viel besucht.

Wygofero, Landsee in den russ. Gouvernements Archangel und Olonez, 861 qkm (15,64 QM.).

Wyk, 1) (W. by Duurstede, spr. weik bei) Stadt in der niederländ. Provinz Utrecht, rechts am Rhein, ist Sitz eines Kantonalgerichts, hat 2 Kirchen, ein schönes Rathaus, Trümmer des alten Schlosses Duurstede (früher Landsitz der Bischöfe von Utrecht), starken Getreide- und Viehhandel, Obstkultur und (1887) 3052 Einw. Duurstede soll das Batavodurum der Römer gewesen sein, wurde im Mittelalter ein bedeutender Handelsplatz der Friesen, von den Normannen mehrfach geplündert und seit dem 14. Jahrh. von Dordrecht überflügelt. - 2) S. Wyck.

Wylich und Lottum, altes Adelsgeschlecht in Niederschlesien und Pommern, erwarb im 16. Jahrh. die Herrschaft Lottum, ward 1608 in den Freiherren-, später in den Grafenstand erhoben und besitzt seit 1837 das Majorat Lissa in Schlesien. Karl Philipp, Graf von W. u. L., geb. 27. Aug. 1650, preußischer Generalfeldmarschall, wurde 1701 in den Grafenstand erhoben und starb 14. Febr. 1719. Sein Urenkel Karl Friedrich Heinrich, geb. 5. Nov. 1767, preußischer General der Infanterie, Wirklicher Geheimer Staats- und Schatzminister, starb 14. Febr. 1841. Dessen Sohn Friedrich, geb. 3. Mai 1796, trat jung in preußische Kriegsdienste, nahm 1822 den Abschied als Major, war später außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Königs von Preußen im Haag und starb 13. Okt. 1847. Im Majorat Lissa folgte ihm sein älterer Sohn, Moritz, geb. 19. Juli 1829, gest. 1877. Der jüngere Sohn, Wilhelm, erbte das Fürstentum Putbus (s. d.).

Wynants (Wijnants, spr. wei-), Jan, niederländ. Maler, geboren um 1620 zu Haarlem, war von 1660 bis 1672 in Amsterdam thätig und starb um 1680. Er hat über 200 Landschaften hinterlassen, auf welchen meist leichtes, sandiges Hügelland, hier und da mit einem stillen Wasser, einigen Bauernhäusern und durchsichtigem Baumschlag, dargestellt ist. Die Gesamtwirkung ist freundlich bei kühler Farbenstimmung und sorgfältiger Durchführung der Einzelheiten, besonders des Laubes und der Baumstämme. Die